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Besprechung CD/SACD stereo/surround

BIS 2405

1 CD/SACD stereo/surround • 71min • 2013

00.00.00

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Hans Erich Apostel (1901-1972) stammte aus Karlsruhe und war ab 1921 Schüler Arnold Schönbergs; 1925 begann eine enge Verbindung zu Alban Berg bis zu dessen Tod. Ebenso wichtig für seine künstlerische Entwicklung und Ästhetik war die Freundschaft mit bildenden Künstlern wie Oskar Kokoschka, Alfred Kubin und Emil Nolde. Zwischen Kubin und Apostel existiert ein größerer Briefwechsel. In der Nazizeit galt Apostels Kunstauffassung als „entartet“; trotz zahlreicher Preise, einer Professur und seiner Tätigkeit als Lektor bei der Universal Edition, geriet er als Komponist nach dem 2. Weltkrieg schnell in Vergessenheit. Sein Werkkatalog mit 50 Opusnummern umfasst bis auf geistliche Musik und Bühnenwerke alle Gattungen. Apostels Musik ist von der Anlage her sehr konstruktivistisch, auch wo sie noch nicht systematisch die Zwölftontechnik der Zweiten Wiener Schule umsetzt, sondern freitonal expressionistisch erscheint – wie in den hier vorgestellten Klavierwerken. Die Diskographie ist leider sehr schmal, vor allem fehlen immer noch einige Orchesterwerke, etwa das Klavierkonzert.

Die belgische Pianistin Thérèse Malengreau – sie verfasste auch den hervorragenden Booklettext – thematisiert seit langem in ihren Programmen die Beziehungen zwischen Musik, bildender Kunst und Literatur. Zu den drei Werken dieser CD wurde Apostel durch ganz konkrete Kunstwerke inspiriert. Die Zehn Variationen über ein eigenes Thema op. 1 von 1928 beziehen sich auf Oskar Kokoschkas Mappe „Variationen über ein Thema“. Noch weitgehend tonal – das Thema könnte so auch vom frühen Kurt Weill stammen – entwickelt Apostel hier eine traditionell anmutende Reihung von Charaktervariationen, die aber schon expressionistisch die Zähne zeigen und interessanterweise serialisierter Dynamik folgen. Die Kubiniana und Sechzig Schemen nach Zeichnungen von Alfred Kubin sind natürlich dem Maler gewidmet. Die Schemen folgen einem total mimetischen Ansatz, sind meist nur wenige Takte lang, trotzdem klar geschlossene Formen, besonders dort, wo auch kontrapunktische Arbeit stattfindet. Die zehn Stücke der Kubiniana bilden allerdings eine Art Suite mit großformalem Ansatz und satzübergreifender Motivik.

Malengreau erfasst wunderbar sowohl den konzertanten Habitus der Variationen, die sich bedeutungsvoll geben, aber öfters ins Heitere kippen, wie auch die konzentrierten Gesten der knappen Kubin-Stücke. Die musikalischen Charaktere jedes der 60 Schemen gewinnen sofort plastische Gestalt, um dann gleich wieder etwas Neuem Platz zu machen: ein Kaleidoskop großer Ausdrucksvielfalt. Die Pianistin verfügt über einen sehr feinen und durchsichtigen Anschlag, kitzelt besonders die genau differenzierte Dynamik heraus, vermeidet jedoch hartes Martellato bei drei- oder vierfachem Forte – wohl ganz im Sinne von Apostels, sich noch auf Hanslick berufenden Schönheitsbegriff. Kubiana erklingt als wirkliche Einheit wie aus einem Guss, klangvoll und bezwingend; die Komplexität dahinter drängt sich dabei nie auf, entfaltet sich für den Hörer ganz klar und natürlich. Apostel erreicht mit diesen Klavierwerken nicht ganz die Höhe seiner Streichquartette, aber so perfekt dargeboten sind sie eine echte Bereicherung.

Martin Blaumeiser [00.00.00]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Hans Erich Apostel
1Zehn Variationen über ein eigenes Thema op. 1 (nach der Mappe "Variationen über ein Thema" von O. Kokoschka) 00:23:54
12Zehn Klavierstücke op. 13 (Kubiniana) 00:15:10
22Sechzig Schemen nach Zeichnungen von Alfred Kubin op. 13a (Abenteuer einer Notenfeder) 00:31:13

Interpreten der Einspielung

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