François-Joseph Gossec
Symphonies op. IV
cpo 555 263-2
1 CD • 71min • 2018
22.07.2019
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Im Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit gilt Josef Haydn als der Schöpfer der klassischen Sinfonie. Das ist jedoch in dieser Form nicht korrekt, da deren Ursprünge in die Jahre um 1730 fallen. Hier wurde die italienische Opernsinfonia (schnell-langsam-schnell) zum Vorbild für eigenständige Instrumentalwerke im galanten Stil für Streichorchester, dem bald je 2 Oboen und Hörner hinzugefügt wurden. Es ist anzunehmen, dass hiermit auch eine Arbeitserleichterung für Opernkomponisten einherging, die auf diese Weise Ouvertüren auf Vorrat produzieren konnten. Ob die ersten, durch die Hereinnahme des Menuetts, viersätzigen Sinfonien von Johann Stamitz, der damit 1754/55 in Paris konzertierte, oder von Giovanni Battista Bononcini, dem Lehrer Glucks, ins Repertoire eingeführt wurden, ist heute kaum noch zu entscheiden. François-Joseph Gossec (1734-1829) wirkte bei der Aufführung der Stamitz-Sinfonien mit und entschloss sich, es diesem gleichzutun. Sein hier eingespieltes Opus IV erschien 1758 und war bereits die Fortsetzung einer ebenfalls sechs Werke umfassenden Sammlung des Jahres 1756. Weiteren Ruhm erlangte er mit seinem 1760 uraufgeführten Requiem. Er gehört mit Mehul und Grétry zu den Hauptkomponisten der französischen Revolution. Seine späteren, teils mehrchörigen Werke, die eine Orchesterbesetzung von bis zu 300 Musikern vorsehen, wurden zum Vorbild des Berlioz-Requiems.
In den sechs Sinfonien op. IV werden wir von solchen Monstrositäten verschont. Es handelt sich vielmehr um höchst kontrastreiche, schwungvolle und vergnügliche viersätzige Kompositionen von durchschnittlich 12 Minuten Spieldauer. Sie lassen mit ihren jähen Crescendi und überraschenden dynamischen Effekten bereits die „Sturm und Drang“-Epoche erahnen.
Simon Gaudenz und die Deutsche Kammerakademie Neuss musizieren diese Perlen der frühen Sinfonik mit präziser Verve in den Ecksätzen und großer Sensibilität in den Langsamen. Artikulation und Intonation der vibratolos spielenden Streicher sind mustergültig. Die beiden Oboen und Hörner fügen reizvollste Klangfarben hinzu und tragen durch virtuose Eleganz ungemein zum positiven Gesamteindruck bei. Besser und lustvoller kann man das nicht spielen!
Dies scheint auch die Toningenieure des DLF beflügelt zu haben, die hier mit exzellenter Aufnahmetechnik glänzen. Eine besondere Hervorhebung verdient der außerordentlich informative Booklet-Text von Bert Hagels. Fazit: Ein Fest für Liebhaber des galanten Stils, der frühen Haydn-Sinfonien und meisterlichen Musizierens in Kammerorchesterbesetzung. Dringend empfohlen!
Thomas Baack [22.07.2019]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
François-Joseph Gossec | ||
1 | Sinfonie D-Dur op. 4 Nr. 1 | 00:10:48 |
5 | Sinfonie E-Dur op. 4 Nr. 2 | 00:09:05 |
9 | Sinfonie F-Dur op. 4 Nr. 3 | 00:12:14 |
13 | Sinfonie C-Dur op. 4 Nr. 4 | 00:12:03 |
17 | Sinfonie E-Dur op. 4 Nr. 5 (Pastorella) | 00:12:08 |
21 | Sinfonie d-Moll op. 4 Nr. 6 | 00:14:34 |
Interpreten der Einspielung
- Deutsche Kammerakademie Neuss (Orchester)
- Simon Gaudenz (Dirigent)