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Besprechung CD/SACD stereo/surround

Trio Oreade

Mozart

Ars Produktion ARS 38 278

1 CD/SACD stereo/surround • 52min • 2018

18.07.2019

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 7

Fragt man sich, wieso sich das Streichtrio im Gegensatz zum Streichquartett bei Komponisten geringerer Beliebtheit erfreut, ist die Antwort schnell gefunden: Es ist weitaus schwieriger einen wohlklingenden, den Zuhörer über lange Strecken fesselnden dreistimmigen Satz zu schreiben als einen vierstimmigen; auch sind höhere spieltechnische Anforderungen kaum vermeidbar. So war es im Jahre 1788 an W. A. Mozart, mit seinem Divertimento KV 563 in Es-Dur das erste vollgültige Werk dieser Gattung zu schaffen, das sicherlich als Inspiration für Beethovens Werke gleicher Besetzung angesehen werden kann. Die Bezeichnung als Divertimento für dieses fast fünfzigminütige Werk muss als Understatement gewertet werden; erweitert der Komponist doch die viersätzige Form des Quartetts um einen langsamen Variationen-Satz und zwei weitere Menuette. Diese zusätzlichen Tanzsätze und das lyrisch-unterhaltsame Rondo-Finale mögen dann wohl den Ausschlag für den Titel gegeben haben.

Interpretatorisch bewegt sich das Oreade Trio (Yukiko Ishibashi, Violine, Ursula Sarnthein Viola, Christine Hu, Violoncello) hier auf durchschnittlichem Niveau. Ja, es wird intonatorisch sauber und klanglich angenehm musiziert, die Phrasierungen sind aufeinander abgestimmt. Aber reicht das das bereits für eine eloquente Wiedergabe? Meiner Ansicht nach, nein. Dafür ist die rhythmische Differenzierung nicht ausreichend, was dazu führt, dass sich das Adagio eher träge dahinschleppt. Im Detail: T. 1-4: die Viertel des Cellos klingen sonor, haben aber keine Richtung, so dass unklar bleibt, dass es sich um einen Dreivierteltakt handelt. T. 18: die 32stel der Violine werden nicht als leichter Auftakt zu der nachfolgenden Gruppe spannungsaufbauender synkopierter Viertel, die sich erst einen Takt später lösen, sondern als ungefähre Septole mit Akzent auf der ersten Note gespielt und die Viertel dann auf dem Taktschwerpunkt nachgedrückt. Generell werden Auftakte mit zu viel Klang versehen und dann meist die „Eins“ des Folgetaktes anvisiert, anstatt auf diejenige des übernächsten Taktes zu zielen. Kaum, dass einmal ein Auftakt neugierig auf das Folgende macht.

Das eigentlich tändelnd-amourös neckende Thema der Variationssatzes gewinnt seinen Reiz erst, wenn man es auf die „Zwei“ des zweiten Taktes zielt. Wenn man es jedoch stur auf den „Einsen“ betont, obwohl ihnen Mozart mit Staccato-Punkten das Gewicht explizit nimmt, ist ein etwas täppisches Bauernballett die Folge. Kurz, aber ohne Akzent heißt hier die Kunst. Darunter leiden auch die auf ein Spiel mit Hörerwartungen angelegten Menuette, die man wahrhaft „pfiffiger“ spielen sollte. Das Tempo des mit dem Finale aus KV 595 thematisch verwandten Schlussrondos ist zu behäbig und lässt den eigentlich fröhlichen Satz in einem blassen Lyrismus verdämmern. Aufnahmetechnisch ist die Einspielung erstklassig.

Fazit: Zuviel Klangparfümierung und ein eher willkürliches, schönfärberisches Vibrato können manchmal den Blick auf Wesentlicheres verstellen. Wer eine Einspielung des unvollendeten Trio-Satzes G-Dur KV 562e/Anh. 66 nicht unbedingt benötigt, sollte zu den Aufnahmen des Trio Zimmermann oder des Ensemble Gagliano (historisch informiert) greifen, wobei letztere die interessanteren Koppelungen enthält.

Vergleichsaufnahmen: Trio Zimmermann – BIS 1817 – Ensemble Gagliano – Classicclips CLCL 121.

Thomas Baack [18.07.2019]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Wolfgang Amadeus Mozart
1Divertimento Es-Dur KV 563 für Violine, Viola und Violoncello 00:44:19
7Streichtriosatz G-Dur KV 562E/Anh. 66 (Fragment) 00:07:35

Interpreten der Einspielung

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