Jean Baptiste Loeillet
Trio Sonatas

cpo 555 143-2
1 CD • 61min • 555 143-2
18.11.2019
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wanderten zwei Vettern mit dem Namen Jean Baptiste Loeillet von Gent nach London aus, um dort als Holzbläser – beide spielten die erst kurz zuvor in Paris entwickelten hochbarocken Formen von Oboe, Block- und Traversflöte – und Komponisten Karriere zu machen. Um Verwechslungen zu vermeiden, nannte sich der Ältere und Komponist der hier eingespielten Triosonaten John Loeillet of London, der Jüngere hingegen, dem wir vier Dutzend reizvoller Blockflötensonaten verdanken, Jean Baptiste Loeillet de Gant.
John Loeillets 1724 bei Walsh erschienenes Opus 1 mit 6 Triosonaten – im aus Französischen und Italienischen Elementen „gemischten Stil“ – zielte auf den damals boomenden Markt für Liebhaber. Hierauf deuten sowohl der Titel „Sonatas for a variety of instruments“ mit nachgestellter Spezifizierung Blockflöte+Oboe, 2 Traversen, 2 Violinen als auch der mittlere Schwierigkeitsgrad mit bequem erreichbarem Tonumfang. Dieses Opus war so erfolgreich, dass im Folgejahr 12 weitere Trios als Opus 2 – diesmal mit detaillierteren Instrumentenangaben zu den einzelnen Stücken – erscheinen konnten. Der Generalbass kann entweder von einem Cello allein, oder, da er beziffert ist, von einem Tasteninstrument ausgeführt werden. Handwerklich sind sie ausgezeichnet gearbeitet, da beide Oberstimmen den gleichen Anteil am thematischen Material haben. Intelligent gemachte Hausmusik, die sich heutzutage – zumal die Noten im Internet frei verfügbar sind – ohne weiteres auch auf Alt- und Tenorblockflöten spielen lassen.
Das Ensemble Epoca Barocca musiziert die Sonaten artikulatorisch stilsicher und verziert bei Sätzen im „goût français“ mit wesentlichen Manieren, im Tempo variabel gestalteten Trillern und gelegentlichen Coulés. Im „gusto italiano“ hingegen verfährt man freier, ohne in „wildes Corellisieren“ zu verfallen. Oboist Alessandro Piqué bläst seinen Part mit schlanker dynamisch flexibler Tongebung, kann es in Opus 1,3 aber gelegentlich nicht verhindern, tiefliegende Stellen der Blockflöte zuzudecken. Dies liegt vorwiegend daran, dass der Komponist die in der Tiefe sonoren Instrumente seiner Zeitgenossen Stanesby und Bressan im Ohr hatte. Eva Morsbach hingegen spielt eine Denner-Kopie, die für die hochliegenden Partien Bachs und Telemanns idealer wäre. Höchst erfreulich jedoch, dass sie auf alle modernen Mätzchen (Spuck-Staccato, Pfusch-Triller etc.) verzichtet und ihren ansonsten – auch auf dem zweimal zur Abwechslung eingesetzten Palanca-Traverso – runden und warmen Klang sauberst intoniert. Die reich besetzte Continuo-Gruppe (Cello, Fagott, Theorbe, Cembalo) wird im Gegensatz zu manch anderen Produktionen nie komplett zum „Ersatzorchester“ aufgebläht, sondern in kleiner Gruppierung als den Affekt unterstützendes Farbregister eingesetzt. Die schnellen Sätze mögen manchem etwas zu abgeklärt vorkommen, sind aber durch ihre feine Linienführung dem von jugendlichen Ensembles bevorzugten „Gefetze“ überlegen – gerade, weil es sich hier um Haus- und nicht um Virtuosenmusik handelt.
Aufnahmetechnik und Booklet-Qualität befinden sich gleichfalls auf hohem Niveau.
Fazit: Tonschönes barockes Musizieren im klassischen Stil der Herren Leonhardt, Brüggen, Bylsma ohne aufgesetzte Bar-Rock Effekte. Wundervolles Weihnachtsgeschenk für junge, etwas fortgeschrittene Blockflötenspieler. Klare Empfehlung!
Thomas Baack [18.11.2019]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Jean Baptiste Loeillet | ||
1 | Sonate I F-Dur op. 1 für Traversflöte, Oboe und B.c. | 00:08:59 |
5 | Sonate III g-Moll op. 1 für Traversflöte, Oboe und B.c. | 00:11:13 |
9 | Sonate V c-Moll op. 1 für Traversflöte, Oboe und B.c. | 00:11:44 |
12 | Sonate II F-Dur op. 2 für Traversflöte, Oboe und B.c. | 00:08:32 |
16 | Sonate IV d-Moll op. 2 für Traversflöte, Oboe und B.c. | 00:09:17 |
20 | Sonate VI c-Moll op. 2 für Traversflöte, Oboe und B.c. | 00:10:36 |
Interpreten der Einspielung
- Epoca Barocca (Ensemble)