Ludwig van Beethoven
Piano Concertos Nos. 3 & 4
Transcriptions for Piano and String Quartet by Vinzenz Lachner
Naxos 8.551400
1 CD • 70min • 2019
14.01.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Im Jahre 1881 taten sich der Mitbegründer des Stuttgarter Konservatoriums und Professor für Klavier dortselbst Sigmund Lebert sowie Vincenz, der jüngste der drei Lachner-Brüder und Franz Liszt für Herausgabe der fünf Klavierkonzerte Ludwig van Beethovens zu einem Team zusammen. Diese erfolgte in dreierlei Form: a) mit von Liszt bearbeitetem Orchesterpart für zweites Klavier, b) für Klavier und Streichquintett mit Kontrabass in der Bearbeitung Lachners, c) mit vollständigem Orchestermaterial. Der Solo-Klavierpart wurde von Lebert und Liszt gemeinsam eingerichtet.
Kammermusikfassungen für Salon und reisende Virtuosen
Konzert-Bearbeitungen für zwei Klaviere sind auch noch heute als Einstudierungshilfen kaum verzichtbar. Aber wieso eine Fassung des Orchesterparts für zwei Violinen, Viola, Cello und Kontrabass? Das 19. Jahrhundert war das Jahrhundert des Klaviers, des einzigen Mediums, das sich vor der Erfindung des Phonographen zur Wiedergabe komplexerer Werke eignete. Viele Laien spielten das Instrument auf hohem Niveau, hätten aber Probleme gehabt, ein vollständiges Orchester in ihren großbürgerlich weiträumigen Salons unterzubringen. Außerdem bereisten Klaviervirtuosen auch kleinere Städte, die über kein eigenes Orchester verfügten, jedoch häufig mit ein paar befähigten Streichern aufwarten konnten. Für diese Situation hatte bereits Johann Nepomuk Hummel Klavierkonzerte seines Lehrers Mozart eingerichtet. Auch existieren zeitgenössische Berichte, dass Chopin seine Konzerte in dieser Besetzung aufführte.
Neue Erkenntnisse durch reduzierte Besetzung?
Durch die auf fünf Solostreicher reduzierte Orchesterbesetzung – Lachner empfahl durchaus auch eine Mehrfachbesetzung – werden in den Mittelstimmen vielfach Details hörbar, die in Aufführungen mit größerem Klangapparat zumeist untergehen. Auch erlaubt die geringere Klangmasse der Solistin einen differenzierteren und kammermusikalischeren Gestaltungsansatz. Durch das geschickte Arrangement Lachners vermisst man Bläser und Pauke keineswegs. Somit sind die Bearbeitungen – zumal das Notenmaterial im Internet kostenlos zur Verfügung steht – auch heute für angehende Pianisten, die sich auf ein Hochschulstudium vorbereiten, für informelle Konzerte durchaus von Interesse.
Hanna Shykayeva gestaltet den Solopart souverän, artikuliert deutlich, – wobei ihr auch ihr exzellentes jeu perlé zugutekommt – und mit feiner Differenzierung der Dynamik. In diesem Ansatz wird sie vom Utrecht String Quartet und Luis Cabrera am Kontrabass optimal unterstützt. Erstaunlich, welchen Farbenreichtum und – wo im Tutti gefordert – welche dynamische Wucht die fünf Streicher hier entwickeln.
Die Aufnahme ist außerordentlich gut durchhörbar, detailliert und farbensatt. Das Booklet bietet die nötigen Hintergrundinformationen.
Fazit: Wer Beethovens drittes und viertes Klavierkonzert einmal in anderer Form hören möchte, sollte hier zugreifen. Besonders im Jubiläumsjahr, in dem wir uns vor Wiedergaben der Originale im Radio und im Konzert kaum werden retten können.
Thomas Baack [14.01.2020]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Ludwig van Beethoven | ||
1 | Klavierkonzert Nr. 3 c-Moll op. 37 | 00:35:08 |
4 | Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur op. 58 | 00:34:31 |
Interpreten der Einspielung
- Hanna Shybayeva (Klavier)
- Utrecht String Quartet (Streichquartett)
- Luis Cabrera (Kontrabass)