Flute Concertos
Nielsen • Ibert • Arnold
Ondine ODE 1340-2
1 CD • 52min • 2018, 2015
19.03.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Flötenkonzerte stehen nicht ganz in der ersten oder selbst zweiten Reihe der klassischen Konzerte. Deswegen kann es sein, dass man – obwohl man das ein oderen andere Konzert durchaus schon gehört hat – immer wieder überrascht wird, welchen Reichtum an Witz, Empfindung und Schönheit diesen Werken innewohnen kann. Gerade wenn es um Konzerte jenseits von Mozart – den einzig wirklich regelmäßig gespielten – geht.
Da wäre an erster Stelle das Konzert von Carl Nielsen zu nennen. Es ist vielleicht das berühmteste unter seinesgleichen; der erste Satz ein Muster des romantisch-modernen Konzertes mit süßen Dissonanzen, großem lyrischen Gestus, solistischer Diffizilität und orchestraler Wucht. Herber als sein früheres Violinkonzert aber eingäniger als das wilde Klarinettenkonzert. Alle großen Flötisten haben sich damit auseinandergesetzt: James Galway, Julius Baker, Aurèle Nicolet, Sharon Bezaly. Clara Andrada reiht sich mit dieser Aufnahme nahtlos in die Riege der Besten ein und wird hervorragend vom Orchester (insbesondere vom Konzertmeister und Pauker) unterstüzt. Ihr reiner, fauch- und Luftfreier Ton ist angenehm komplex und samtig weich. Sogar der oft etwas abfallende zweite Satz macht hier einfach nur große Freude.
Himmlische langsame Sätze
Jacques Ibert folgt bald auf Nielsen: Das Andante, zwischen Debussy und Fauré, mit langen, wunderbaren Linien, denen die Flöte folgen kann, ist nicht nur hörenswert sondern eigentlich eine zwingend gemacht zu habende Erfahrung für jeden Klassikliebhaber. Im Allegro scherzando rumpelt es ein wenig Strawinsky-haft im Orchester während die Solistin darüber wie ein aufgeregter Schmetterling flattert.
Das bei weitem unbekannteste und deutlich kürzeste Konzert von Malcolm Arnold, ist hier die Krönung. Wie Robert Reilly in „Surprised by Beauty“ bemerkt, ist Malcolm Arnold unter den britischen Komponisten der einem Francis Poulenc am nächsten kommende. Seine Musik geht gänzlich unbefangen, ja unbedarft, mit Popularität und eingänigen Melodien um. Witz und Schalk sind, wie liebesflüsternde Lyrik, überall vertreten. Die Melodiefreudigkeit wurde ihm in der sogenannten „ernsten Musik“ jahrelang zum Verhängniss; verhalf ihm in der Filmmusik aber zu größten Erfolgen – Oskar inklusive. Wer kann nicht das musikalische Hauptthema des Filmes Die Brücke am Kwai pfeifen?!
Die Katze auf dem warmen Blechdach
Das Flötenkonzert läßt sich nicht unbedingt gut nachpfeifen aber es ist ein Ohrenschmaus ersten Ranges, es scheint oberflächlich betrachtet beinahe gefällig. Doch wer die Ohren aufsperrt, bemerkt schnell wie solide alles konstruiert ist; keine musikalischer Gedanke, der nicht sitzt, kein heller Moment der nicht auch dunklere Strömungen erahnen läßt. Und das alles grandios gespielt von Solistin wie Orchester. Bewegend das Tipp-Tapp des Arnoldschen Allegro, wie eine Katze auf dem gut angewärmten (aber nicht zu heißen) Blechdach. Dem darauf folgenden langsamen Satz des Konzertes wohnt eine ruhige, transparente Schönheit inne, wie eine Mischung der jeweils lyrischsten, innigsten Momente in Maurice Ravel und Charles Ives. Dieser Satz alleine ist schon den Preis der CD wert!
Dass der spanische Dirigent Jaime Martín, seines Zeichens selber ein – inzwischen aber bekehrter – Flötist, ein Gespür für romantische Werke hat, bewies er schon in seiner Aufnahme der Schönbergschen Orchestrierung von Brahms‘ Klavierquartett. Dort treibt er das Gävle-Sinfonieorchester zu Höchstleistung an; hier folgt ihm das hr-Sinfonieorchester auf's Wort. Großartig und unbedingt hörenswert.
Jens F. Laurson [19.03.2020]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Carl Nielsen | ||
1 | Concerto D major FS 119 | 00:19:23 |
Jacques Ibert | ||
3 | Konzert für Flöte und Orchester | 00:20:26 |
Malcolm Arnold | ||
6 | Konzert Nr. 1 op. 45 für Flöte und Orchester | 00:12:01 |
Interpreten der Einspielung
- Clara Andrada de la Calle (Flöte)
- Radio-Sinfonieorchester Frankfurt (Orchester)
- Jaime Martín (Dirigent)