Shostakovich
Sonatas Op. 40 and Op. 147, Prelude Op. 97
Genuin GEN 20701
1 CD • 65min • 2019
18.06.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Für die meisten ist es vermutlich eine schwierige Vorstellung, ein musikalisches Duo mit Bruder oder Schwester zu bilden – ist man doch oft eher geprägt von hitzigen Diskussionen und einem Gerangel etwa beim vierhändigen Klavierspiel. Nicht so beim Duo der beiden Schwestern Anouchka (Violoncello) und Katharina Hack (Klavier). Die beiden vielfach ausgezeichneten deutschen Nachwuchsmusikerinnen sind sowohl solistisch als auch als Duo auf den Bühnen unterwegs. Nun haben sie bei Genuin eine gemeinsame Debüt-CD vorgelegt. Auf dieser widmen sie sich direkt der „schwereren‟ Kost, wenn man so will, Schostakowitschs Cellosonate sowie seiner Bratschensonate und des Prelude op. 97 für zwei Violinen und Klavier, die letzteren beiden in Bearbeitungen. Mit den beiden Sonaten stellen sie ein Frühwerk des Komponisten (Cellosonate) einem Spätwerk gegenüber. So kraftvoll und energiegeladen die Cellosonate ist, so introvertiert ist hingegen die Bratschen-Sonate, die nur kurze Zeit vor seinem Tod entstand. Den Abschluss des Ausflugs in die Kammermusik Schostakowitschs bildet das Prelude aus den Five Pieces op. 97, das im Original für zwei Violinen und Klavier ist, hier jedoch in einer Version für zwei Violoncelli und Klavier erklingt. Hier kommt die eher romantische Facette des Komponisten zum Tragen. So decken die beiden Hack-Schwestern eine große Bandbreite von Schostakowitschs Klangwelten ab. Die zweite Cellostimme übernimmt dabei niemand Geringerer als Gautier Capuçon.
Fasziniert von Schostakowitschs Klangwelten
Die Musik Schostakowitschs hat die beiden Schwestern schon früh fasziniert: „Die klare und transparente kammermusikalische Verwobenheit der Instrumente in seinen Sonaten, die durch Dissonanzen und Chromatik schmerzerfüllte Klangsprache, die doch oft auch eine gewisse Kühle beibehält oder zu dieser zurückfindet, die unerbittlichen Rhythmen seiner Musik, und die seltene schwebende Wärme, die oft so unwirklich erscheint, haben uns vom ersten Moment an in ihren Bann gezogen“, schreiben Anouchka und Katharina Hack im Booklet. Mit ihrer Debüt-CD haben sie sich an hochvirtuose, technisch und im Ausdruck komplexe Werke gewagt. Sie spielen Schostakowitsch voller Energie, schnörkellos und ohne Berührungsängste – er hat Hand und Fuß! Dies wird schon hörbar in dem fast tonlosen Mittelteil des ersten Satzes. Lediglich kleine Schönheitsfehler oder auch schlicht Geschmacksfragen schleichen sich ein, so beispielsweise das recht metronomische Spiel im zweiten Satz der Cellosonate, das durchaus noch etwas „wuseliger‟ hätte klingen dürfen. Wunderbar im Ausdruck folgt jedoch der langsame Satz, in dem Anouchka brilliert. Ihr gebührt auch großer Respekt für die geniale Umsetzung der Bratschensonate auf ihrem Instrument – dies erfordert über weite Teile hinweg das Spielen in häufig unbequemen Lagen für das Cello, was sie aber mit Kraft und sicherer Intonation meistert. Den doch mal eher düsteren Charakter des Kopfsatzes bringen die beiden Schwestern hervorragend heraus. Unglaublich berührend ist der letzte Satz der Bratschen-Sonate, dessen Musik die letzten Töne sind, die Schostakowitsch vor seinem Tod geschrieben hat. Zugleich zitiert er darin Beethovens Mondschein-Sonate – ein in mehrfacher Hinsicht emotionales Stück Musik. Um den Hörer danach nicht sich selbst zu überlassen, endet die Aufnahme mit einem schwelgerischen Stückchen, dem Prelude aus den Five Pieces op. 97, das an den Filmmusikkomponisten Schostakowitsch erinnert. Im Original für zwei Violinen und Klavier fügt sich bei diesem Arrangement Gauthier Capuçon, der zugleich Lehrer von Anouchka Hack ist, perfekt in das Geschwister-Duo ein. Im gemeinsamen Atmen umspielen sich die beiden Cellostimmen. Ein sehr schöner kleiner Kehraus, den man gerne mehrere Male hintereinander hört.
Verena Düren [18.06.2020]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Dimitri Schostakowitsch | ||
1 | Sonate d-Moll op. 40 für Violoncello und Klavier | 00:28:41 |
5 | Sonate C-Dur op. 147 für Viola und Klavier | 00:33:29 |
8 | Prelude (aus op. 97 the Gadfly) | 00:02:32 |
Interpreten der Einspielung
- Anouchka Hack (Violoncello)
- Katharina Hack (Klavier)
- Gautier Capuçon (Violoncello)