Arp Schnitger Organ Neuenfelde Vol. 2
Heinrich Scheidemann - Organ Music
MDG 906 2113-6
1 CD/SACD stereo/surround • 71min • 2018
14.07.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Heinrich Scheidemann (ca. 1595-1663) spielt nicht nur eine bedeutende Rolle in der Musikgeschichte Hamburgs, er darf auch mit Fug und Recht als musikgeschichtliches Scharnier zwischen der norddeutschen Orgelmusik und Jan Pieterszoon Sweelinck (1562-1621) gelten, jenem bedeutenden und für die Orgelmusik Norddeutschlands im 17. Jahrhundert so einflussreichen niederländischen Orgelmeister. Scheidemanns Vater David war 1604 Organist an St. Katharinen in Hamburg geworden; 1611 nahm sein Sohn Heinrich ein von der Katharinengemeinde finanziertes Orgelstudium bei Sweelinck in Amsterdam auf: Die kulturell überaus engagierten Hamburger Hauptkirchen legten Wert darauf, dass die Söhne und vermutlichen Erben in Amt der Organisten ihrer Kirchen die bestmögliche Ausbildung erhielten, für welche Sweelinck zweifellos Garantie bieten konnte.
Scheidemann folgte seinem Vater 1629 im Amt des Organisten an St. Katharinen nach und war gleichfalls ein bedeutender Lehrer: Zu seinen Schülern zählte unter anderen Johann Adam Reincken (1643-1722), der sein Nachfolger an der Hamburger Hauptkirche St. Katharinen werden sollte. Die Geschichte schreibt sich fort bis zu Johann Sebastian Bach, der als junger Mann während seiner Lüneburger Zeit zu Reincken nach Hamburg wanderte, um ihn zu hören und bei ihm zu studieren.
Hohe Kunst der norddeutschen Orgelmusik
Für diese Einspielung von Orgelwerken Heinrich Scheidemanns ist die Wahl auf eine besonders klangschöne Orgel von Arp Schnitger gefallen, die 1688 fertiggestellt wurde und Schnitgers größtes zweimanualiges Instrument ist. Zwischen 2015 und 2017 wurde die Orgel ebenso kundig wie aufwendig durch Kristian Wegscheider restauriert, der seit 1989 in eigener Dresdner Werkstatt für Orgelbau und -restauration arbeitet. Mit einem erklecklichen Anteil an Originalregistern und einer modifiziert mitteltönigen Stimmung bietet das herrliche Instrument dem vorzüglichen Organisten Hilger Kespohl eine ideale Grundlage für seine farbige und überaus diffenzierte Interpretation der Werke Heinrich Scheidemanns, die ein glänzendes Beispiel für die hohe Kunst der norddeutschen Orgelmusik im 17. Jahrhundert darstellen.
Die Klangabbildung des subtilen Instruments durch die Aufnahmetechnik ist ebenfalls mustergültig.
Detmar Huchting [14.07.2020]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Heinrich Scheidemann | ||
1 | Praeambulum d-Moll WV 33 | 00:02:43 |
2 | Verbum caro factum est WV 56 | 00:06:36 |
3 | Canzona in F WV 44 | 00:03:24 |
4 | Lobet den Herren, denn er ist sehr freundlich WV 13 | 00:03:45 |
5 | Betrübet ist zu dieser Frist WV 104 | 00:03:18 |
6 | Alleluia, laudem dicite deo nostro WV 45 | 00:05:24 |
7 | Praeambulum in d WV 34 | 00:04:12 |
8 | Mensch willst du leben seliglich WV 21 | 00:07:00 |
10 | Pavana Lachrymae in d WV 106 (nach John Dowland) | 00:05:16 |
11 | Jesu, du wollst uns weisen WV 78 | 00:01:26 |
12 | Mio cor, se vera sei salamandra WV 105 (nach Felice Anerio) | 00:03:53 |
13 | Dic nobis Maria WV 51 (Intavolierung der Motette von Giovanni Bassano) | 00:06:49 |
14 | Ballett in F WV 112 | 00:03:09 |
15 | Ein feste Burg ist unser Gott WV 76 | 00:13:33 |
Interpreten der Einspielung
- Hilger Kespohl (Orgel)