dogma - LIVE
MDG 912 2108-6
1 CD/SACD stereo/surround • 53min • 2018
21.07.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Beide, Mozarts Sinfonie Nr. 29 A-Dur KV 201 und die Sinfonie Nr. 5 B-Dur D 485 von Franz Schubert, sind alles andere als jugendliche Leichtgewichte. Schon allein mit ihrer kammermusikalisch geschliffenen, aber gleichzeitig sinfonisch kraftvollen Ausgestaltung sowie mit ihrer Satzdichte und ausdrucksstarken Gestik erweisen sie sich vielmehr als wahrhaft reife Schöpfungen von sowohl entwaffnender Gelöstheit als auch großer gedanklicher Tiefe – als typischer Mozart und unverkennbarer Schubert eben. Und das 2004 gegründete dogma chamber orchestra untermauert mit einer bestimmten, aber völlig unverkrampften Gangart fernab jeglicher aufgesetzt wirkender Emotionalität, Weichzeichnerei oder vordergründiger Effekte, dass Mozart und Schubert bei all ihrer Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Traditionen in diesen zwei Sinfonien längst ihren eigenen Ton gefunden haben.
Empfindungstiefe und Detailgenauigkeit
Mozarts A-Dur-Sinfonie ist ein Musterbeispiel für die Kunst filigraner Stimmführung. Federnde Melodie- und Begleitlinien, die polyphonen Techniken gleich zu Beginn des Kopfsatzes oder die kraftvolle Rhythmik vor allem des energiegeladenen Finales – alles wird in dieser Live-Aufnahme mit jugendlicher Vitalität, größtmöglicher Gespanntheit, verspielter Eleganz, aber auch mit gerade noch gezügelter Rasanz vor dem Publikum lustvoll ausgebreitet. Mikhail Gurewitsch gelingt dabei eine sehr plastische Darstellung des motivisch-thematischen Geschehens. Alles ist da, wo es hingehört. Zielgerichtet, aber ohne zu forcieren setzt Gurewitsch Akzente und theatralische Kontraste; nicht zuletzt eine raffinierte dynamische Gestaltung sorgt dafür, dass man sich dieser Mozart-Deutung einfach nicht entziehen kann. Ebenso erfrischend lebendig, natürlich atmend, sachlich und detailgenau, aber doch von großer Empfindungstiefe – so geht das junge Kammerensemble Schuberts Sinfonie Nr. 5 an. Tief hört Gurewitsch in dieses klassizistisch gehaltene Werk hinein. Wie bei Mozart verzichtet er auch hier auf Beifall heischende Effekte. Stattdessen bildet er in einer rhetorisch geschliffenen Lesart das formal Unkonventionelle, den thematischen und melodischen Reichtum, aber genauso die Doppelbödigkeit im Andante con moto und im Menuett perfekt ab. Dabei bewegt sich das lupenrein intonierende dogma chamber orchestra so gekonnt und scheinbar unbeeindruckt von den zahlreichen Vergleichseinspielungen zwischen Poesie und (bisweilen dramatischer) Kraft, zwischen Klangfülle und Detailarbeit, dass es eine wahre Freude ist.
Christof Jetzschke [21.07.2020]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
1 | Sinfonie Nr. 29 A-Dur KV 201 | 00:26:26 |
Franz Schubert | ||
5 | Sinfonie Nr. 5 B-Dur D 485 | 00:26:51 |
Interpreten der Einspielung
- dogma chamber orchestra (Orchester)
- Mikhail Gurewitsch (Dirigent)