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Besprechung CD

Pietro Antonio Cesti

La Dori

cpo 555 309-2

2 CD • 2h 41min • 2019

24.08.2020

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Fünf Jahre lang war der aus Arezzo stammende, später am Wiener Hof tätige Komponist Pietro Antonio Cesti (1623-1669) als Musikdirektor beim Erzherzog Ferdinand Karl in Innsbruck angestellt, wo er auch drei Opern schrieb, von denen die dritte, La Dori (1657), mit nachgewiesenen 30 Produktionen und 27 Libretti-Ausgaben zu den erfolgreichsten Opern des 17. Jahrhunderts überhaupt zählte. Lange Zeit in Vergessenheit geraten, erlebte La Dori bei den letztjährigen Innsbrucker Festwochen aus Anlaß des 350. Todestages des Komponisten eine triumphale Wiederauferstehung. Dass die Aufführung etliche Striche enthielt, vor allem auf die Wiedergabe eines der 14 dokumentierten Prologe verzichtet wurde, dürfte dem großen Erfolg dieser ansonsten exemplarisch gelungenen Aufführung dabei nicht abträglich gewesen sein.

Verwirrendes Libretto

Das Libretto von Giovanni Filippo Apolloni ist an Verworrenheit nicht zu überbieten. Vier eng bedruckte Seiten benötigte man im Innsbrucker Programmheft, um die Handlung nachzuerzählen. In Kürze geht es darum, dass Dori, die Prinzessin von Nikäa, Oronte versprochen ist, dem Prinzen von Persien. Der soll nach ihrem vermeintlichen Ableben stattdessen ihre jüngere Schwester Arsinoe heiraten, die ihrerseits von dem ägyptischen Königssohn Tolomeo begehrt wird. Der dramaturgische Witz der Sache liegt darin, dass Dori dem Geliebten in Männerkleidung als Sklave Ali wiederbegegnet, während sich der von einer Frau gesungene Tolomeo in Frauenkleidung als Celinda der Dame seines Herzens nähert. Es gibt heftige Komplikationen mit drohenden tödlichen Auswirkungen, aber am heiteren Ende finden die richtigen Paare zusammen.

Exemplarisch gelungene Aufführung

Anlässe für starke musikalische Erschütterungen bietet das abstruse Libretto freilich genug. Und Cesti gießt hier das Füllhorn seiner Einfälle aus – sei es in der melodischen Gestaltung der kantablen Rezitative, Ariosi und Arien, sei es im Einsatz starker instrumentaler Akzente. Zwar steht er ganz offensichtlich in der Tradition Monteverdis und in der Nähe Cavallis, aber durch einen wachsenden Anteil an Arien und geschlossenen Musiknummern öffnet er das venezianische Musikdrama deutlich in Richtung Oper.

Hohes Niveau

Die Innsbrucker Aufführung, musikalisch getragen von der Accademia Bizantina unter Ottavio Dantone, ist auch in vokaler Hinsicht optimal gelungen. Die 16 Instrumentalisten (Streicher, Flöten, Laute, Theorbe, Gambe und Orgel) bilden ein opulent klingendes, ausdrucksstarkes Orchester und die zehn Sänger wetteifern an Klangschönheit und markanter Artikulation. Drei Stimmen von außerordentlicher Qualität führen den Reigen an: die Altistin Francesca Asciati als Dori-Ali, die Sopranistin Emöke Baráth als Tolomeo-Celinda und der Countertenor Rupert Enticknap mit männlich-edlem Timbre als Oronte. Aber auch Francesca Lombardi Mazzulli als Arsinoe, der Tenor Bradley Smith als Arsete und die Bassisten Federico Sacchi (Artaserse) und Pietro di Bianco (Erasto) halten hohes Niveau. Viel Freude hat man schon beim Hören an den drei Buffonisten: dem Tenor Alberto Allegrezza als mannstolle alte Vettel Dirce, dem Bassisten Rocco Cavalluzzi als opportunistischem Diener Rocco und dem Countertenor Konstantin Derri als Eunuch Bagoa. Auf eine DVD-Veröffentlichung der Aufführung in der von Publikum und Presse gleichermaßen akklamierten Inszenierung von Stefano Vizioli darf man gespannt sein.

Ekkehard Pluta [24.08.2020]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Pietro Antonio Cesti
1La Dori (Lo schiavo reggio, Tragikomische Oper in drei Akten) 02:40:46

Interpreten der Einspielung

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