Georg Friedrich Händel
Complete Piano Concertos
cpo 555 413-2
3 SACD • 3h 18min • 2013, 2014
07.12.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Im Gegensatz zu Bachs Cembalokonzerten, die als Bearbeitungen älterer Instrumentalkonzerte für Darbietungen mit dem Collegium Musicum in den im Zimmermannschen Caféhaus veranstalteten Konzerten arrangiert wurden, während derer Bach seine Söhne und andere begabte Schüler dem Leipziger Publikum präsentierte, sind Händels Orgelkonzerte für den eigenen Gebrauch entstanden.
Konzerte für ein breites Publikum
Händel selbst hat in diesen Konzerten, die er im Rahmen der Aufführungen seiner großen Oratorien als Pausenstücke aufführte, auch im fortschreitenden Alter eine bemerkenswerte solistische Meisterschaft bewiesen: Obwohl er ausgesprochen korpulent war, konnten seine Zuhörer die virtuose Behändigkeit bestaunen, mit der er seine wie bei Säuglingen in Fett eingebetteten Finger über die Tasten der Orgel gleiten ließ. Der Solopart dieser Orgelkonzerte ist für ein Instrument ohne Pedal bestimmt, das seinen Reiz vermutlich aus einer Mischung der Klangfarben italienischer Kammerorgeln bezieht. Händel hat als überaus kunstfertiger Solist den Part der Orgel mit jeder Menge technischer Raffinessen gewürzt und sein Publikum so bei den öffentlichen Vorführungen seiner Orgelkonzerte mit vielen reizvollen (möglicherweise sogar während der Darbietungen improvisierten) Überraschungen unterhalten.
Der umgekehrte Weg
Im Gegensatz zu den Tendenzen der seit einem halben Jahrhundert für die Musik der Händelzeit vorherrschenden historisch informierten Aufführungspraxis hat sich Matthias Kirschnereit der Orgelkonzerte von Händel auf dem modernen Konzertflügel angenommen. Allerdings in einer Art und Weise, welche die Werke nicht für eine „moderne“ Intrepretation in Beschlag nehmen will: Kirschnereit spürt ihrem musikalischen Gehalt als Interpret mit den eigenen künstlerischen Mitteln nach; und da er Pianist und nicht Organist ist, kam folglich die Verwendung einer Orgel – für die er ja keine Pedaltechnik extra hätte einstudieren müssen – nicht in Frage: Das Klavier als musikalisches Medium von Matthias Kirschnereit bewährt sich allein schon mit der reichen Palette von Klangfarben, mit denen er seine Interpretation ausstattet.
Ohrenschmaus!
Die elegante, dabei gleichfalls energische und empfindsame Art, mit der Kirschnereit sich seinem Projekt widmet, wirkt absolut überzeugend und spiegelt Händels Orgelkonzerte, die nicht zuletzt mit Blick darauf komponiert wurden, ein Publikum zu begeistern, auf optimale Weise. Dabei empfängt jedes Konzert und jeder Satz eine eigene Atmosphäre – von zart/innig bis kraftvoll/virtuos. Das Zusammenspiel mit der Deutsche Kammerakademie Neuss unter Leitung von Lavard Skou Larsen ist makellos und von künstlerischem Einverständnis erfüllt. Dankenswerterweise spendierte die Produktionsfirma dieser Aufnahme das Luxusformat der SACD.
Detmar Huchting [07.12.2020]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Georg Friedrich Händel | ||
1 | Orgelkonzert Nr. 1 g-Moll op. 4 Nr. 1 HWV 289 | 00:14:13 |
5 | Orgelkonzert Nr. 2 B-Dur op. 4 Nr. 2 HWV 290 | 00:09:22 |
9 | Orgelkonzert Nr. 3 g-Moll op. 4 Nr. 3 HWV 291 | 00:10:13 |
13 | Orgelkonzert Nr. 4 F-Dur op. 4 Nr. 4 HWV 292 | 00:13:21 |
17 | Orgelkonzert Nr. 5 F-Dur op. 4 Nr. 5 HWV 293 | 00:08:23 |
21 | Orgelkonzert Nr. 6 B-Dur op. 4 Nr. 6 HWV 294 | 00:11:49 |
CD/SACD 2 | ||
1 | Orgelkonzert Nr. 7 B-Dur op. 7 Nr. 1 HWV 306 | 00:17:28 |
6 | Orgelkonzert Nr. 8 A-Dur op. 7 Nr. 2 HWV 307 | 00:11:54 |
10 | Orgelkonzert Nr. 9 B-Dur op. 7 Nr. 3 HWV 308 | 00:12:15 |
14 | Orgelkonzert Nr. 10 d-Moll op. 7 Nr. 4 HWV 309 | 00:12:19 |
17 | Orgelkonzert Nr. 11 g-Moll op. 7 Nr. 5 HWV 310 | 00:13:57 |
23 | Orgelkonzert Nr. 12 B-Dur op. 7 Nr. 6 HWV 311 | 00:06:57 |
CD/SACD 3 | ||
1 | Orgelkonzert Nr. 13 F-Dur HWV 295 (Der Kuckuck und die Nachtigall) | 00:12:14 |
5 | Orgelkonzert Nr. 14 A-Dur HWV 296a | 00:15:27 |
9 | Orgelkonzert Nr. 15 d-Moll HWV 304 | 00:10:01 |
12 | Orgelkonzert Nr. 16 F-Dur HWV 305a | 00:17:42 |
Interpreten der Einspielung
- Matthias Kirschnereit (Klavier)
- Deutsche Kammerakademie Neuss (Orchester)
- Lavard Skou Larsen (Dirigent)