Magical Russia
Duo Natalia
Ars Produktion ARS 38 571
1 CD • 77min • 2019
10.11.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Unter dem recht allgemeinen und den Sachverhalt kaum treffenden Titel „Magical Russia“ sind hier einige russische Virtuosen- und Salonstücke für Violine und Klavier versammelt, die überwiegend von einem Belle-Époque-Touch geprägt sind. In einigen Kompositionen wird der trügerische Glanz des zaristischen Russland heraufbeschworen wie in den etwas süßlichen Erinnerungen an Peterhof op. 29 des Geigers Alexander Kopylov (1854-1911), eines Schülers von Nikolai Rimsky-Korsakow. Dessen satirisches Märchen Der goldene Hahn wiederum inspirierte den noch heute bekannten Virtuosen Efrem Zimbalist (1889-1985) zu einer atemberaubenden Fantasie nach Themen dieser Oper. Alexander Aljabiew (1787-1851) ist vor allem durch seine Bravour-Arie Die Nachtigall populär geblieben, die im Repertoire einer Koloratursopranistin nicht fehlen darf. Als geigerisches Pendant kann man seine Komposition Introduktion und Thema mit Variationen ansehen.
Huldigungen
Sergej Rachmaninow war 20 Jahre alt und auf dem Weg zum epochalen Pianisten, als er im Sommer 1893 für den Geiger Julius Conus die Zwei Stücke op. 6 schrieb, eine sehnsuchtsvolle Romanze und einen fetzigen Ungarischen Tanz. Auch Igor Strawinsky hat seine Suite italienne für einen Instrumentalisten geschrieben, und zwar für den berühmten Cellisten Gregor Piatigorsky. Erst später (1933) erstellte er – zusammen mit dem Violinisten Samuel Dushkin – die hier erklingende Fassung für Violine und Klavier. Diese italienische Suite ist nichts anderes als eine Zusammenfassung der Tänze aus Pulcinella, einem Ballett im klassizistischen Stil, das als eine musikalische Hommage an Giovanni Battista Pergolesi gedacht war. Strawinsky konnte damals noch nicht wissen, dass die von ihm zitierte Musik gar nicht von Pergolesi stammte, sondern von dem heute weitgehend unbekannten Domenico Gallo.
Erfreuliche Einheit
Das seit 2011 bestehende Duo Natalia, auf CD schon mit dem Sammelprogramm „La Folia‟ hervorgetreten, überzeugt durch ein lebendiges und den spezifischen Ton der Musiken genau treffendes Zusammenspiel. Die in Essen geborene, aber von russischen Meistern (u.a. Igor Oistrakh) unterrichtete Geigerin Natalia van der Mersch meistert die virtuosen Herausforderungen bei Zimbalist, Aljabiew und in Rachmaninows Ungarischem Tanz hochrespektabel, ihre eigentlich Stärke liegt jedoch in der warmen, weit ausschwingenden Kantilene, in der sie ihrem Instrument oft Bratschen- oder gar Cellotöne abgewinnt. Das klingt bei Tschaikowsky, Glinka und Rubinstein angemessen gefühlvoll, ohne je ins Sentimentale umzukippen. Diese Gefahr ist auch durch den eher männlich-energischen Konterpart gebannt, den ihr die kirgisische Pianistin Natalia Kovalzon am Klavier gibt. Die beiden unterschiedlichen Musikertemperamente bilden eine erfreuliche Einheit und das Zuhören wird deshalb zum reinen Vergnügen.
Der offizielle Trailer dazu auf YouTube:
Ekkehard Pluta [10.11.2020]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Efrem Zimbalist | ||
1 | Fantasie über Themen von Rimsky-Korssakoffs Oper Der goldene Hahn | 00:08:33 |
Peter Tschaikowsky | ||
2 | Valse sentimentale op. 51 Nr. 6 | 00:01:54 |
Alexander Alyabyev | ||
3 | Introduktion und Thema mit Variationen | 00:09:35 |
Sergej Rachmaninow | ||
4 | Romance d-Moll op. 6 Nr. 1 | 00:05:51 |
5 | Dance Hongroise op. 6 Nr. 2 | 00:05:17 |
Anton Rubinstein | ||
6 | Allegro apassionato op. 11 Nr. 1 (Salonstück) | 00:05:14 |
7 | Andante op. 11 Nr. 2 (Salonstück) | 00:08:40 |
8 | Allegro op. 11 Nr. 3 (Salonstück) | 00:05:37 |
Mikhail Glinka | ||
9 | Albumblatt | 00:03:06 |
Igor Strawinsky | ||
10 | Suite italienne | 00:17:51 |
Aleksandr Kopylov | ||
16 | Gefühlvolle Melodien op. 29 (Erinnerungen an Peterhof) | 00:05:02 |
Interpreten der Einspielung
- Duo Natalia ()