Christian Heinrich Rinck
Chamber Music Vol. 2
MDG 903 2188-6
1 CD/SACD/DVD Audio • 74min • 2019
25.12.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Ebenso wie Beethoven feiert auch Christian Heinrich Rinck im annus horribilis 2020 die 250. Wiederkehr seines Geburtstags. Rinck dürfte vor allem Organisten bekannt sein, war er doch einer der führenden Orgelkomponisten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Durch seinen Lehrer Johann Christian Kittel, einen der letzten Schüler J. S. Bachs, der übrigens wegen der Mozart-Affinität von Philipp Spitta geschmäht wurde, erhielt er eine höchst solide Ausbildung im Orgelspiel und der Komposition sowohl im barocken als auch im klassischen Stil. Rincks Bedeutung für die Orgelpädagogik erkennt man daran, dass einer seiner Schüler, Adolph Friedrich Hesse wiederum Jacques-Nicolas Lemmens, den Begründer der virtuosen französischen Orgelschule um C. M. Widor und A. Guilmant, unterwies. Lustig, dass man sich vor 50 Jahren, zumindest in protestantisch strengen Gauen, arg in die Nesseln setzte, wenn man Rincks Variationen über Heil Dir im Siegerkranz/God save the king ins Programm eines Orgelkonzerts aufnahm.
Der Organist als Schul- und Kammermusiker
Die vom Trio Parnassus hier vorgelegten Kammermusikwerke entstanden vorzugsweise für Rincks Schüler. Sie sind durchweg dreisätzig und im Vergleich zu den Trios Beethovens mit einer Spieldauer von 10-15 Minuten relativ kurz. Die technischen Anforderungen sind überschaubar, trotzdem von brillantem Effekt. Somit ideale, wohlproportionierte Hausmusik von freundlich-heiterem Charakter aus dem Geiste Haydns und Mozarts. Musik, die einfach nur Freude bereiten will, dabei natürlich fließt, witzig und keinesfalls trivial ist, erfordert ein großes kompositorisches Geschick mit einem Schuss kindlicher Lust am spielerischen Tun. Dass Rinck auch komplex, dramatisch und mit großem Tiefgang schreiben konnte, beweist sein Trio in D-Dur aus dem Jahre 1804, bei dem man bedauert, dass es bereits nach 15 Minuten wieder vorbei ist. Beethoven hätte dessen melodischen Reichtum wohl für ein Werk doppelter Länge genutzt.
Kongeniale Intepretation
Das Trio Parnassus und Helen Dabringhaus bleiben diesen entzückenden Miniaturen nichts schuldig. Wer vermeintliche Nebenwerke von Kleinmeistern so sorgfältig probt und einstudiert, hat höchstes Lob verdient. Die Freude, die die Interpreten bei der Einspielung hatten, überträgt sich 1:1 auf den Hörer.
Aufnahmetechnisch ist diese SACD auch in der Stereo-Abmischung rundum gelungen. Die analytischen Kommentare zu den einzelnen Werken sind zumeist treffend, jedoch geht gelegentlich die Begeisterung, die der zweite Vorsitzende der Rinck-Gesellschaft Darmstadt, Ulrich Rasche versprüht, mit ihm durch, was aber auch etwas Amüsantes hat und somit durchaus zu den Stücken passt.
Fazit: Ersteinspielung von Kammermusikwerken, die mit ihrer Heiterkeit manchen grauen Wintertag im Lockdown zu erhellen vermögen. Anregung auh für das häusliche Musizieren. Ideale Einführung für Kinder in den klassischen Stil, da die sangliche Melodik zum Mitsummen verleitet. Klare Empfehlung!
Thomas Baack
Thomas Baack [25.12.2020]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Christian Heinrich Rinck | ||
1 | Klaviertrio C-Dur op. 34 Nr. 1 | 00:09:10 |
3 | Klaviertrio D-Dur op. 34 Nr. 2 | 00:10:02 |
6 | Klaviertrio G-Dur op. 34 Nr. 3 | 00:09:57 |
9 | Trio für Flöte, Violoncello und Klavier | 00:12:23 |
12 | Sonate B-Dur für Violine, Violoncello und Klavier | 00:05:08 |
13 | Sonate très facile G-Dur für Violine und Klavier | 00:11:54 |
16 | Klaviertrio D-Dur | 00:14:55 |
Interpreten der Einspielung
- Trio Parnassus (Klaviertrio)
- Helen Dabringhaus (Flöte)