Mozart String Quartets Vol. 3
CAvi-music 8553032
2 CD • 1h 56min • 2020
16.01.2021
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Wolfgang Amadé Mozarts Schaffen für Streichquartett lässt sich in zwei Gruppen einteilen: a) 13 vermeintliche Handgelenksübungen aus den Jahren 1772/3, die der Komponist nie drucken ließ und b) die 10 „großen“ Quartette der späteren Wiener Jahre, die den meisten Hörern aus Rundfunk und Konzertsaal geläufig sein dürften. Jedoch haben auch die durch Mozarts Aufenthalt in Bologna und Mailand angeregten, divertimentoartigen Frühwerke ihren eigenen Charme. Die sogenannten Mailänder Quartette KV 155-160 sind noch dreisätzig und es ist durchaus möglich, dass hier – auf Anregung des italienischen Miterfinders des Streichquartetts Giovanni Battista Sammartini – ein doppelter Studienzweck – dreiteilige italienische Opernsinfonia mit ad hoc erstellbaren Füllstimmen für die Bläser sowie Kammermusikwerk für vier relativ gleich behandelte Streicher – verfolgt wurde. Die sechs „Wiener Quartette“ KV 168-173 sind dann bereits viersätzig und reflektieren eventuell das 1769 erstmalig gedruckte op. 9 von Joseph Haydn. Dessen komplexe Stimmführung in op. 20 und 33 regte Mozart zu den sechs Haydn gewidmeten und von diesem bewunderten Werken an. Sie gehen über die Lösungen Haydns durch so raffinierte Einfälle wie die Kombination aus Doppelfuge und Sonatenhauptsatz im Finale von KV 387, das bereits auf den Schlusssatz der Jupiter-Sinfonie vorausweist, weit hinaus. Die letzten drei sogenannten „Preußischen Quartette“ sind wegen des cellobegeisterten Königs Friedrich Wilhelm II. und seines Hofcellisten Duport eine besondere Herausforderung für den Quartettfundamentalisten.
Mozart nach dem Autograph
Da die Frühwerke zumeist ignoriert werden, ist es ungemein verdienstvoll, dass das Armida-Quartett in seiner Einspielung Frühes und Spätes bewusst mischt. Als Notentext wurde die neue Ausgabe durch Wolf Dieter Seiffert beim G. Henle-Verlag genutzt, der die Interpreten Peter Philipp Staemmler (Cello), Martin Funda (Violine), Johanna Staemmler (Violine) und Teresa Schwamm (Viola) auch hinsichtlich aufführungspraktischer Details wie Stricharten, Vibratogebrauch und Dynamik beriet. Die Armidas musizieren historisch informiert, jedoch ohne übertriebene Manierismen. Die Tongebung bleibt immer schlank und biegsam. Sie changiert affektgenau in Farben von zarter Flöte bis zupackendem Streicherklang. Bei aller Transparenz fällt nichts auseinander. Phrasen werden elegant ihrem jeweiligen Höhepunkt zugeführt. Hervorragendes Beispiel: Das Menuett aus KV 387, in dem Mozart die Taktschwerpunkte durch ein Piano entwertet und dafür den Akzent auf die unbetonte „2“ legt. Wenn ein Quartett diese intrikate Dynamik umsetzen kann, ohne dass der Tanzcharakter verloren geht und es unnatürlich klingt, muss man ihm höchste Meisterschaft attestieren.
Klangtechnisch ist die Aufnahme bis auf ein paar zu dicht und leicht übersteuert geratene Passagen in KV 575 hervorragend gelungen. Der Booklet-Text ist ebenfalls gelungen.
Fazit: Musikalisch hinreißende und klangtechnisch bis auf eine Ausnahme mustergültige Interpretation von sechs Mozart-Quartetten unterschiedlicher Entstehungszeit. Die leicht fasslichen Frühwerke seien auch Eltern empfohlen, die ihre Kinder an die klassische Musik heranführen möchten. Ganz klare Kaufempfehlung, so sollte Mozart im 21. Jahrhundert klingen!
Thomas Baack [16.01.2021]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
1 | Streichquartett Nr. 14 G-Dur KV 387 | 00:28:07 |
5 | Streichquartett Nr. 23 F-Dur KV 590 | 00:27:09 |
CD/SACD 2 | ||
1 | Streichquartett Nr. 2 D-Dur KV 155 | 00:08:23 |
4 | Streichquartett Nr. 8 F-Dur KV 168 | 00:13:42 |
8 | Streichquartett Nr. 8 B-Dur KV 172 | 00:16:12 |
12 | Streichquartett Nr. 21 D-Dur KV 575 | 00:22:48 |
Interpreten der Einspielung
- Armida Quartett (Streichquartett)