Franz Tunder
In Perspectief 4
Peter Westerbrink
SIOG 201901
2 CD • 2h 26min • 2019
14.02.2021
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
An der Arp-Schnitger-Orgel der Groninger Der Aa-Kerk legt Peter Westerbrink – seit 1992 dortselbst Organist – den vierten und letzten Teil seines Panoramas der norddeutschen Orgelmusik vor, dem er zu Ehren Franz Tunders (ca. 1614-1667) den Titel Franz Tunder in perspectief gegeben hat. Damit erweist er einem der wichtigsten Protagonisten der Orgelmusik in Norddeutschland wohlverdiente Ehre: Tunder, Organist der Lübecker Marienkirche, ging zunächst lediglich als Schwiegervater seines Nachfolgers Dieterich Buxtehude (ca. 1637-1707) in die Musikgeschichte ein; heute wird er als erstrangiger Meister des 17. Jahrhunderts wieder hoch geschätzt.
Hochkarätiges Porträt einer Blütezeit
Wenn auch Tunders überliefertes Orgelwerk auf einer einzigen CD Platz finden könnte, beweist Westerbrink auch mit diesem abschließenden Teil seiner Serie, die Tunders Schaffen mit den Zeitgenossen ins Verhältnis setzt, die erstrangige Qualität der norddeutschen Orgelmusik des Barocks, die im Niederländer Jan Pieterszoon Sweelinck (1562-1621) ihren Stammvater weiß. Nach Angabe von Johann Mattheson (1681-1764), unermüdlicher Musikschriftsteller und Biograph seiner Zeitgenossen, hat Tunder bei dem legendären Meister Girolamo Frescobaldi (1583-1643) studiert – dies wird in der heutigen Forschung eher bezweifelt, hingegen wird vermutet, dass Tunders Amtsvorgänger Johann Heckelauer Schüler Frescobaldis war.
So vereint dieser abschließende Teil von Peter Westerbrincks Schau auf die Orgelmusik in Norddeutschland im 17. Jahrhundert Tunders Werke mit denen so berühmter Kollegen wie Heinrich Scheidemann, Samuel Scheidt, Jacob Praetorius, Matthias Weckmann u. a. zu einer großartigen Zeitreise in ein für Norddeutschland und die Niederlande ruhmreiches Jahrhundert der Musikgeschichte.
Fazit: Ein makelloses Klangbild sowie ein sehr informatives Beiheft, dem eine deutsche Übersetzung freilich diesmal fehlt (aber wir verstehen ja gut englische Texte), sind weitere Grundlagen, dieser Veröffentlichung die Höchstbenotung zuzuerkennen.
Detmar Huchting [14.02.2021]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Franz Tunder | ||
1 | Praeludium Nr. 2 g-Moll | 00:03:17 |
Jacob d.J. Praetorius | ||
2 | Was kan unß kommen an für Noth | 00:12:26 |
Anon. | ||
6 | Es ist das heil vns komen her | 00:03:38 |
Matthias Weckmann | ||
8 | Toccata in e KN 147/2 | 00:03:38 |
9 | Es ist daß Heÿl uns kommen heer | 00:28:41 |
16 | Toccata in a KN 147/4 | 00:05:51 |
17 | Lucidor einß hütt der schaf | 00:02:02 |
Daniel Erich | ||
19 | Es ist das Heil uns komen her (a 2 Clav. e ped.) | 00:01:50 |
Anon. | ||
20 | Magnificat VIII. Toni (Clausthal-Zellerfeld / Ze 1) | 00:09:16 |
CD/SACD 2 | ||
Heinrich Scheidemann | ||
1 | Toccata (auf 2 Clavier Manualiter) | 00:08:24 |
Joachim Decker | ||
2 | Von allen Menschen abgewandt (Melodeyen Gesangbuch Hamburg 1604) | 00:01:17 |
Jacob d.J. Praetorius | ||
3 | Von allen Menschen abgewandt | 00:09:57 |
Anon. | ||
5 | Praeludium quarti Toni (Wilhelm Karges?) | 00:05:17 |
Samuel Scheidt | ||
6 | Herr Jesu Christ Du höchstes Gut (Görlitzer Tabulaturbuch 1650) | 00:01:02 |
Anon. | ||
7 | Herr Jesu Christ du hochstes gut (Lüneburg / KN 209) | 00:10:00 |
Matthias Weckmann | ||
9 | Fantasia ex D d-Moll | 00:04:37 |
Jacob d.J. Praetorius | ||
10 | Vater unser im Himmelreich | 00:17:23 |
Anon. | ||
17 | Praeambulum aus dem C (auff 2 Clavier) | 00:04:52 |
Franz Tunder | ||
18 | Was kan uns kommen an für Noth in C | 00:09:43 |
19 | Was kan uns kommen an für Noth (Improvisierter Satz) | 00:01:28 |
20 | Praeludium in g (Fragment) | 00:00:35 |
Interpreten der Einspielung
- Peter Westerbrink (Orgel)