under the arching heavens
a requiem by Alex Freeman
BIS 2592
1 CD/SACD stereo/surround • 82min • 2016, 2018
27.02.2021
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Alex Freeman (Jg. 1972), Amerikaner und Wahlfinne, hat in seinem Chorstück Under the Arching Heavens (Unter dem Himmelsbogen) den interessanten Versuch unternommen, die herkömmliche Liturgie des Requiems mit weltlichen Dichtungen aufzubrechen und zu erweitern. Anlaß war ein Auftrag des Helsinki Chamber Choir und seines Leiters Nils Schweckendiek, zum 100. Jahrestag des Finnischen Bürgerkriegs von 1918 eine Totenmesse zu schreiben. Freeman sah in diesem historischen Ereignis Parallelen zum Amerikanischen Bürgerkrieg und stellte deshalb ein finnisches und ein amerikanisches Gedicht an den Anfang und das Ende seines Requiems: Das Wiegenlied Lied meines Herzens aus dem Roman Sieben Brüder von Aleksis Kivi und O Years and Graves! aus dem Poem Pensive of her Dead Gazing (Nachdenklich auf ihre Toten blickend) von Walt Whitman. Dazwischen steht der traditionelle lateinische Text des Requiems, kunstvoll verquickt mit finnischen, schwedischen und englischen Gedichten zum Thema Krieg, wobei die Mutter-Kind-Beziehung eine besondere Rolle spielt.
Unglaubliche Klangfülle
Anders als in den bekannten Totenmessen von Verdi bis Britten überwiegt in Freemans Musik das Prinzip Hoffnung. Selbst Abschnitte wie Dies irae und Confutatis maledictis verlieren in ihrer himmelwärts gerichteten Melodik viel von der Düsternis der Texte. Man hat seine Musik oft in die Nachbarschaft der Minimalisten gestellt, mit denen ihn nach eigener Aussage die „Bereitschaft (verbindet), auf einem Klang zu verweilen, um die Poesie atmen und wirken zu lassen“. Freeman gibt die Tonalität zwar nicht auf, gestaltet sie aber sehr frei im Dienste des Ausdrucks und findet dabei zu einer eigenen, durchaus modern anmutenden Tonsprache. Dass er selbst reiche Erfahrungen als Chorsänger mitbringt, kommt seiner Arbeit zweifellos sehr zugute. Unglaublich, welche Klangfülle der 20köpfige Kammerchor entfalten kann, nicht nur in den gesungenen Texten, sondern auch in einem quasi instrumentalen Continuo, das durch Summlaute und Vokalisen ein begleitendes Orchester suggeriert. In der zwei Jahre vorher entstandenen Komposition A Wilderness of Sea, die auf Texten von William Shakespeare basiert, reizt Freeman die Möglichkeiten der Chorstimmen noch weiter aus, ergänzt sie um Naturlaute. Man hört förmlich das Meer rauschen und die Seevögel kreischen. Die Soprane klingen wie die Sirenen in der Odyssee.
Die Leistung des in allen Stimmlagen überzeugenden Helsinki Chamber Choir ist phänomenal. Wir erleben ein homogenes Ensemble, das aus lauter erstklassigen Solisten zu bestehen scheint. Der Leiter Nils Schweckendiek führt die Stimmen zu voller Entfaltung, mit zahllosen klangfarblichen und dynamischen Facetten. Eine tolle Hör-Erfahrung und für Freunde des a-cappella-Chorgesangs ein Muß.
Ekkehard Pluta [27.02.2021]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Alex Freeman | ||
1 | Under the Arching Heavens (A Requiem) | 01:06:20 |
12 | A Wilderness of Sea | 00:14:32 |
Interpreten der Einspielung
- Helsinki Chamber Choir (Chor)
- Nils Schweckendiek (Dirigent)