EXTRAVAGANZA
Simon Borutzki & Ensemble
klanglogo KL1528
1 CD • 77min • 2018
04.05.2021
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Aufnahmen von Barockwerken für Blockflöte und Kammerensemble leiden oft darunter, dass Tempi, die mit „Allegro“ angegeben werden, zu einer Purzelbaumtour geraten, ohne Ansehen, ob der Komponist mit Kommentaren wie „ma non troppo“ zu gemäßigtem Vortrag auffordern wollte. An dieser vorlauten Vortragsweise kranken gar zu viele Einspielungen barocker Musik, insbesonders für Blockflöte. Oft behindert noch ein schrilles Timbre des Soloinstruments (gerade auch, wenn es sich beim Soloinstrument um ein flautino handelt) das Hörvergnügen der Musikfreunde.
Simon Borutzki und sein Continuo-Ensemble stellen auf der hier zu besprechenden CD eine Auswahl italienischer Musik des Spätbarocks für flauto dolce und Basso continuo vor, die dem Musikfreund, der die Übersetzung des italienischen Namens ins Deutsche: süße/sanfte Flöte ernst nimmt, nicht uneingeschränkt gefallen kann. Warum muss eine temperamentvolle Musikalität auf der Blockflöte in schrille Töne münden, wenn der Solist wenig später und oft noch im selben Satz zeigt, dass sein Instrument mit weniger trompetenhafter Energie wunderbar gesanglich klingen kann – warum also sollte eine Blockflöte Löwengebrüll anstimmen, dafür ist sie nicht gemacht.
Virtuosität contra Klangnuancen
Angesichts Simon Borutzkis technisch virtuoser Beherrschung der Blockflöte, auch in der Vielfalt ihrer Klangnuancen, ist es milde geurteilt, seinen Ansatz als Interpret handfest zu nennen; da kommt mir eher ein Zitat aus Schillers Glocke in den Sinn: „Wo rohe Kräfte sinnlos walten, da kann sich kein Gebild gestalten“ – damit wird das Problem dieser Einspielung meiner Einschätzung nach deutlich beschrieben: Der Geist der Barockmusik ist nicht, Melodie und Musikalität für Tempo und Virtuosität ganz und gar zu vernachlässigen: Simon Borutzki und seine im Continuo wirkenden Mitstreiter, die sich seinem interpretatorischen Ansatz vollständig zu eigen machen, verfehlen somit die musikalische Botschaft diese durchaus virtuosen Stücke, indem ihre Schönheit und ihr Charme, was Klang und melodische Gestaltung angeht, gegenüber der virtuosen Purzelbaumtour ganz und gar ins Hintertreffen geraten.
Das Label Klanglogo sorgte bei dieser Aufnahme für ein makelloses Klangbild.
Detmar Huchting [04.05.2021]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Giuseppe Sammartini | ||
1 | Sinfonia à Flauto solo e Basso d-Moll (orig.: c-Moll) Parma 14 | 00:08:53 |
Tomaso Albinoni | ||
4 | Concerto da Camera a-Moll | 00:06:56 |
Pietro Castrucci | ||
7 | Sonate d-Moll op. 1 Nr. 10 | 00:06:33 |
Johann Adolf Hasse | ||
11 | Cantata per flauto B-Dur | 00:12:41 |
Tomaso Albinoni | ||
14 | Sonate B-Dur op. 6 Nr. 3 (Grave/Adagio) | 00:02:11 |
Domenico Scarlatti | ||
15 | Sonate e-Moll K 81 (Allegro) | 00:02:54 |
Giuseppe Sammartini | ||
16 | Sonate B-Dur Sibley 24 (Andante) | 00:02:01 |
17 | Sonate B-Dur Sibley 21 (Adagio) | 00:01:34 |
18 | Sonate Sibley 13 (Allegro) | 00:02:43 |
Leonardo Vinci | ||
19 | Sonate c-Moll | 00:06:23 |
Antonio Vivaldi | ||
23 | Sonate Nr. 3 a-Moll RV 43 | 00:12:06 |
Giuseppe Sammartini | ||
27 | Sonate F-Dur Sibley 23 | 00:11:49 |
Interpreten der Einspielung
- Simon Borutzki (Blockflöte)
- Lea Rahel Bader (Violoncello)
- Magnus Andersson (Laute)
- Daniel Trumbull (Cembalo)