Olivier Latry
Inspirations
Liszt
la dolce volta LDV 95
1 CD • 77min • 2020
21.07.2021
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Verklärt blickt Olivier Latry auf dem Cover seiner neuen CD gen Himmel, Nebelfetzen umwabern den weißen Spieltisch an dem der Maître vor dunklem Hintergrund sitzt und auch das Repertoire passt zu dieser Inszenierung: Liszt. Der geniale Virtuose, Meister der Selbstinszenierung und spätere mönchische Einsiedler, musikalisch hat er neue Maßstäbe gesetzt. Das tut zweifelsohne auch Latry. Seine Spieltechnik ist unerreicht, musikalisch ist er über jeden Zweifel erhaben, nur die virtuose Selbstinszenierung auf dem Cover wirkt dann doch etwas gestellt. Sei’s drum, die musikalischen Qualitäten werden dadurch nicht berührt, die sind wie immer absolut untadelig. Listzs Präludium und Fuge über B-A-C-H spielt Latry in der Bearbeitung durch Jean Guillou ein, der die Klavier- und die Orgelfassung zu einer synkretischen Version amalgamiert hat. Das hat zweifelsohne seinen Reiz, zumal, wenn man es so pianistisch virtuos macht wie Latry. Er nutzt die Qualitäten der Rieger-Orgel in der Pariser Philharmonie zudem fabelhaft aus. Das Instrument steht in einem Generalschweller, erlaubt also dynamische Nuancen, die sich an anderen Orgeln, an denen in der Regel nur Teilwerke schwellbar sind, kaum realisieren lassen.
Visionäre Klänge
Die Orgel ist zudem so reichhaltig disponiert und klanglich so vielfältig, dass sie jeden Aspekt abdecken kann. Etwa bei Guillous Liszt-Transkription, da klingt sie weniger romantisch als vielmehr durchaus nach Guillou: exotische Mixtur- und Spaltklänge statt romantischem Wohlklang. Das ist zudem eine schöne Hommage an den visionären Maître und früheren Titulaire der Pariser Kirche St. Eustache. Latry setzt das genauso gewissenhaft um wie die verklärende Emphase in der Bearbeitung des Liebestraums Nr. 3, die betörender kaum klingen könnte. Ferner sind hier zu hören: die Variationen über Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen, die Fantasie und Fuge über Ad nos und diverse Charakterstücke, durchweg brillant gespielt und die klanglichen Möglichkeiten der Orgel auf ungeahnte Weise ausschöpfendend. Latry setzt hier wieder einmal Maßstäbe, in jeder Hinsicht.
Guido Krawinkel [21.07.2021]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Franz Liszt | ||
1 | Fantasie und Fuge über B-A-C-H (Jean Guillou) | 00:13:54 |
5 | Liebestraum Nr. 3 (Olivier Latry) | 00:05:31 |
6 | Variationen über Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen (Marcel Dupré) | 00:16:10 |
11 | Saint François d'Assise (La prédication aux oiseaux, Legende; Camille Saint-Saëns) | 00:11:35 |
13 | Fantasie und Fuge über den Choral "Ad nos, ad salutarem undam" | 00:29:58 |
Interpreten der Einspielung
- Olivier Latry (Orgel)