Claudio Monteverdi
L'Orfeo
BIS 2519
2 CD/SACD stereo/surround • 1h 46min • 2019
10.07.2021
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Apodiktisch urteilt Gerhard Nestler in seiner „Geschichte der Musik“: „Monteverdis ‚Orfeo‘ ist das revolutionärste Werk der Musik aller Zeiten.“ Das schlägt sich auch in der Zahl der Aufnahmen nieder: Über dreißig davon gibt es beim CD-Verzrieb von jpc. Über dieser neuen Aufnahme, eine Gemeinschaftsarbeit der Ensembles Lundabarock, Höör Barock und Altapunta unter der Gesamtleitung von Fredrik Malmberg, liegt der würdevoll-feierliche Glanz einer höfischen Aufführung, eines „trionfo“, was die Anfangs-Toccata, gespielt mit allen Instrumenten, anzeigt. So scheinen die Leidenschaften, die herzzerreißenden Gefühle der Trauer und des Verlustschmerzes höfisch gebändigt – wie Apollo selbst Orpheus am Ende rät, seine Freude und seine Trauer nicht im Übermaß auszudrücken. Wir Zuhörer meinen, unmittelbar dabei zu sitzen in einer der beiden Aufführungen, die es 1607 im herzoglichen Palast in Mantua gegeben hat: Die Aufnahmetechnik macht’s, die neugotische Eslövs Kyrka erweist sich als passender Aufnahmeort mit kristallklarer Akustik ohne zu viel Nachhall.
Quirlige Geigen und schmerzreiche Klage
Den Orfeo könnte man sich durchaus noch drängender und erregter singend vorstellen. Doch Johan Linderoth überzeugt mit einem hellklaren Tenor von angenehmem Timbre und gut klingendem tiefen Register, der durchaus schmerz- und klagereich singt, sich steigernd in der Totenklage im 5. Akt. Lebhaft tänzerisch vor allem im Orchester und mit einem fast ausgelassen fröhlichen Orfeo ist die bukolische Idylle im 2. Akt, bevor die unheilschwanger tönende Unglücksbotin (Maria Forsström) erscheint.
Liebes-innig und sehnsuchtsvoll singt Christina Nonbo Andersen als Euridice, kann dann ihren Ton als Ninfa ins leicht Kapriziöse wenden. Tiefdunkel orgelt der Fährmann Caronte (Steffen Bruun) zum Schnarrregister: Leicht kann man sich die Überraschung des höfischen Publikums vorstellen, als zum ersten Mal in einer Oper ein tiefer Bass auftaucht.
Als Proserpina bittet Kristina Hellgren buchstäblich in allen Tonarten ihren Gatten Plutone um Milde, diese kühnen harmonischen Rückungen sind im Orchester klar herausgestellt. Als Apollo bemüht sich Adam Riis so sehr um göttliche Würde, dass seine Stimme dabei etwas statisch wird.
Die beiden Orchester-Ensembles agieren höchst wendig, vor allem die Geigen richtig quirlig, alle zusammen malen bunte Orchesterfarben.
Rainer W. Janka [10.07.2021]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Claudio Monteverdi | ||
1 | L' Orfeo (Favola in musica; Text: Alessandro Striggio, 1607) | 01:45:39 |
Interpreten der Einspielung
- Johann Linderoth (Orfeo - Tenor)
- Kristina Hellgren (Proserpina - Sopran)
- Christine Nonbo Andersen (Ninfa - Sopran)
- Maria Forsström (Messaggiera - Mezzosopran)
- Anna Zander (Speranza - Mezzosopran)
- Adam Riis (Apollo - Bariton)
- Daniel Åberg (Spirito infernale - Bariton)
- Steffen Bruun (Caronte - Baß)
- Karl Peter Eriksson (Plutone - Bass)
- Höör Barock (Ensemble)
- Ensemble Altapunta (Ensemble)
- Fredrik Malmberg (Dirigent)