Tango Sentimentale
TYXart TXA21164
1 CD • 64min • 2020, 2021
15.08.2021
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Wenn sich Orchestermusiker neue Nebenprojekte ausdenken, geht es um Freiheit und Spaß an der Sache, um Abstand vom allzu ernsten Produktionsalltag. So etwas dürfte im Spiel gewesen sein, als sich ein Streichquintett des Bayerischen Staatsorchesters mit dem Akkordeonspieler Maximilian Spenger und dem Pianisten Hermann Weindorf zusammentaten. Die beiden letzteren treten auf dieser CD auch als Komponisten in Erscheinung.
„Tango Sentimale‟ – dieser Titel wird hier ohne wenn und aber wörtlich genommen: Inmitten zahlloser Beiträge zum Piazzolla-Jahr (die Tango-Legende wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden), dürfte diese Produktion eine der „sentimentalsten‟ sein. Und das könnte auch polarisieren. Piazzollas leidenschaftliche Höhen und Tiefen oder die elektrisierende Ambivalenz in vielen Piazzolla-Stücken waren hier wohl kaum der Ausgangspunkt, wo bevorzugt die nostalgische Linie kultiviert wird.
Nostalgischer Klang
Astor Piazzollas in getragener, warm klingender Melancholie ausgekostetes Oblivion gibt die eingeschlagene Richtung vor. Immer weiter werden in den 14 Stücken solche Stimmungen kultiviert, was – wenn man nicht allzu intensiv hinhört – Untermalung mit Niveau für einen entspannten Abend sein kann. Aber die hier kombinierten alten und neuen Stücke haben das intensive Zuhören durchaus verdient. In Il Postino von Luis Bacalov blühen die Streicher in zarter Anmut auf, bevor das Akkordeon eine verträumte Gesangslinie aufnimmt. Hermann Weindorfs Agnus Dei atmet zarte Traurigkeit, bevor Silbando von Sebastian Piana mit zuckersüßen Violinen auf purenWohlklang setzt. Ebenso lassen viele weitere Programmpunkte – nicht zuletzt diverse Eigenkompositionen des Pianisten Hermann Weindorf – den nostalgischen Atem einer längst vergangenen Zeit wieder auferstehen, wodurch eine Verbindung mit einem weiteren Klassiker entsteht: Piazzollas Five Tango Sensations blühen in kontrollierter Schwelgerei und mit ruhigem Timing auf – überhaupt betört Maximilian Spengers klarer, leuchtender Akkordeonton über weite Strecken. Das alles ist wunderschön im wortwörtlichen Sinne – ja, man kommt um dieses Attribut definitiv nicht herum.
Stefan Pieper [15.08.2021]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Astor Piazzolla | ||
1 | Oblivion | 00:03:59 |
Luis Enríquez Bacalov | ||
2 | Il Postino | 00:05:08 |
Hermann Weindorf | ||
3 | Agnus Dei aus Misa Argentina | 00:03:27 |
Sebastián Piana | ||
4 | Silbando | 00:04:44 |
Hermann Weindorf | ||
5 | Háblame | 00:03:49 |
Astor Piazzolla | ||
6 | Asleep | 00:05:07 |
Hermann Weindorf | ||
7 | Bailar junto al Río | 00:03:59 |
Astor Piazzolla | ||
8 | Tanti anni prima | 00:05:28 |
Hermann Weindorf | ||
9 | El Nombre de la Rosa | 00:03:45 |
Maximilian Spenger | ||
10 | Milonga de la Noche | 00:03:06 |
Hermann Weindorf | ||
11 | Saludo a la Luna | 00:04:06 |
12 | Te doy mi Corazón | 00:04:44 |
13 | Movimiento del Corazón | 00:04:12 |
14 | Como el Viento de la Tarde | 00:03:54 |
Maximilian Spenger | ||
15 | Mi Corazón (Hommage an Astor Piazzolla) | 00:03:28 |
Interpreten der Einspielung
- Maximilian Spenger (Akkordeon)
- Susanne Gargerle (Violine)
- Isolde Lehrmann (Violine)
- David Ott (Viola)
- Sylvia Cempini (Violoncello)
- Thomas Jauch (Kontrabass)
- José Manuel López López (Gitarre)
- Hermann Weindorf (Klavier)