Camillo Schumann
Works for Clarinet & Piano

cpo 555226-2
1 CD • 73min • 2018
09.08.2021
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Camillo Schumann (1872-1946) wird als eines von zwölf Kindern des Stadtmusikdirektors Clemens Schumann im sächsischen Königstein geboren. Die Familie lebt im Stadtpfeiferhaus, d. h. zu Vater Schumanns Aufgaben zählt neben der Ausbildung des musikalischen Nachwuchses die Leitung der in der Stadt ansässigen Ensembles und Kapellen. Seine Söhne bildet er, wie die übrigen „Lehrlinge“ auch, im eigenen Hause aus. Derartige städtische Einrichtungen gehen auf die in Zünften organisierten Stadtpfeifer zurück, die über Jahrhunderte das Privileg der Musikausbildung und -ausübung hatten. Mit der Gründung der ersten Konservatorien und Aufkommen des öffentlichen Konzertwesens Ende des 18. Jahrhunderts kommt es zum Niedergang der Zünfte. Die von den Städten übernommenen Ausbildungsstätten firmieren vielerorts weiter als Stadtpfeifereien, aus denen u. a. die 550 deutschen Militärkapellen vor dem Ersten Weltkrieg das Gros ihrer Musiker rekrutieren. Wie auch einige seiner Brüder strebt Camillo Schumann jedoch nach musikalischer Weiterbildung und studiert Komposition und Orgel in Leipzig und in Dresden.
Ein deutscher Spätromantiker zur Unzeit
Als Organist in Berlin, Eisenach und in der Region um Bad Gottleuba ist Schumann zeitlebens äußerst erfolgreich, während sein fast 300 Kompositionen umfassendes Œuvre kaum aufgeführt wird und heute gänzlich vergessen ist. Einer der Hauptgründe mag sein, das er die musikalischen Strömungen und Neuerungen des 20. Jahrhunderts schlichtweg ignorierte. Seine Welt war die deutsche Spätromantik des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Die beiden Sonaten sind beste Beispiele dafür. Wie Brahms‘ Sonaten op. 120 haben sie nichts mit der überkommenen Virtuosenliteratur gemein. Die Klarinettenpartien sind völlig aus dem Geist und dem Charakter des Instrumentes erfühlt, die ganze Skala der Ausdrucksmöglichkeiten wird durchmessen. Es gibt keine Stellen, die den technischen Bedingungen zuwiderlaufen. Das gilt auch für die Serenade, deren fünf Sätze Charakterstücken entsprechen, wie wir sie in der Kur- und Kaffeehausmusik des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts kennen. Es klingt wie eine Referenz an seine Jugendjahre im Stadtpfeiferhaus. Ob Schumann bei seinen Klarinettenwerken bestimmte Interpreten im Auge hatte, wissen wir nicht. Auf alle Fälle zeugen sie für seine genaue Kenntnis des Instruments. Da die Zöglinge der Stadtpfeifereien in der Regel an mehreren Blas- und Streichinstrumenten ausgebildet wurden, hat er vermutlich Elementarkenntnisse der Klarinette erworben. Die durchgehend vollgriffigen höchst anspruchsvollen Klavierparts verraten zudem den versierten Organisten.
Perfekt eingespieltes Duo
Das Duo Beigelbeck/La-Deur erweist sich durchgehend als perfekt eingespieltes Duo, das sowohl musikalisch als auch technisch keine Wünsche offen lässt. Allenfalls der etwas plüschig anmutende Klarinettenton von Bettina Beigelbeck ist nicht unbedingt das, was man als „schön“ bezeichnen würde. Die anspruchvollen Klavierparts sind bei Jeanette La-Deur im wahrsten Sinne des Wortes in besten Händen. Sie versteht es wunderbar, die Balance zwischen Begleit- und Solopartien auszutarieren.
Fazit: Eine nachdrückliche Empfehlung für diese wertvollen Bereicherungen des Repertoires.
Holger Arnold [09.08.2021]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Camillo Schumann | ||
1 | Sonate Nr. 1 B-Dur op. 112 für Klarinette und Klavier | 00:31:14 |
5 | Serenade für Klarinette und Klavier | 00:19:18 |
10 | Sonate Nr. 2 Es-Dur op. 134 für Klarinette und Klavier | 00:22:01 |
Interpreten der Einspielung
- Bettina Beigelbeck (Klarinette)
- Jeannette La-Deur (Klavier)