Georg Philipp Telemann
Complete Violin Concertos Vol. 7
cpo 777 881-2
1 CD • 57min • 2013
22.11.2021
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Danksagungen sind meistens nur für diejenigen interessant, denen gedankt wird. Hier jedoch lohnt es sich, das Beiheft aufmerksam durchzusehen: Nicht bloß, weil der Editionsleiter der Telemann-Gesamtausgabe Wolfgang Hirschmann höchstselbst einen naturgemäß außerordentlich informativen Text beigesteuert hat, sondern auch, weil die Solistin und Ensembleleiterin Elizabeth Wallfisch einen aussagekräftigen Gruß an den Aufnahmeort richtet. Die Kirche La Baleine liegt in der Normandie in dem gleichnamigen Dorf, das – Stand 2018 – genau 96 Einwohner hatte. Frau Wallfisch berichtet von der „Ruhe und Schönheit“, die dieses Gebäude ausstrahlt – und nimmt damit in nuce die Rezension dieser siebten Folge der Gesamteinspielung der Violinkonzerte Georg Philipp Telemanns voraus, die derzeit bei cpo erscheint.
Ohne Übertreibungen
Bei zwei der drei hier versammelten Violinkonzerte handelt es sich der Form nach um mehrsätzige Ouvertüren-Suiten, deren Kopfsätze konventionsgemäß mit einer gravitätischen langsamen Einleitung beginnen, die sich in ein lebhaftes Allegro auflöst, den feierlichen Rahmen aber dann wieder schließt. Ohne Namen zu nennen, möchte der Rezensent einigen der heute aktiven Spezialisten für historisch informierte Aufführungspraxis unterstellen, dass sie sich, weil sie die Langeweile des Normalen fürchten, zu allerlei Grobheiten und Übertreibungen hinreißen ließen: Malträtierte Instrumente und maschinengewehrartige Cembalo-Salven machten in den letzten Jahren und Jahrzehnten so manche Telemann-, Bach- oder Händel-Produktion praktisch ungenießbar.
Heitere Gelassenheit
Bei diesen mit gehöriger Verspätung herausgekommenen Aufnahmen von 2013 hingegen hat die heitere Gelassenheit der Kirche von La Baleine offenbar stark auf die Musikerinnen und Musiker gewirkt. Das Tutti der „Wallfisch Band“ wird von bloß 13 Streichern gebildet – die ersten Violinen sind vierfach, die zweiten dreifach besetzt –, klingt jedoch ausgesprochen kraftvoll, ohne je laut zu werden; die Akustik der Kirche, die von den Tontechnikern überaus natürlich eingefangen wurde, ist für diese Besetzungsstärke bestens geeignet. Schnelle Abschnitte und Tanzsätze – darunter eine mild satirische „Schmeichelei“ („Le Lusinghe“) in der Ouvertüre A-Dur TWV 55: A4) und eine elektrisierende „Fanfare“ in der Ouvertüre A-Dur TWV 55: A8 – werden unter Spannung versetzt, überschreiten jedoch artikulatorisch nie die Grenzen der Noblesse. Von ähnlicher Souveränität sind die sauber und angenehm gleichmäßig gespielten Solopassagen, die Elizabeth Wallfisch als Konzertmeisterin selbst übernimmt.
Wer, wie empfohlen, das Beiheft liest, stößt auf einen Wehmutstropfen dieser lohnenden Produktion: Frau Wallfisch hat sich mit noch nicht 70 Jahren mittlerweile weitgehend aus dem Konzertleben zurückgezogen. Möge sie bald zurückkehren – zumindest für weitere Telemann-Aufnahmen in der Kirche La Baleine.
Prof. Michael B. Weiß [22.11.2021]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Georg Philipp Telemann | ||
1 | Ouverture (Suite) A-Dur TWV 55:A8 | 00:22:05 |
9 | Concerto G-Dur TWV 51:G4 | 00:12:03 |
12 | Ouverture (Suite) A-Dur TWV 55:A4 | 00:22:46 |
Interpreten der Einspielung
- Elizabeth Wallfisch (Violine, Leitung)
- The Wallfisch Band (Ensemble)