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In The Music Hall

Wien-Berlin Brass Quintett

Tudor 7204

1 CD • 60min • [P] 2021

28.10.2021

Künstlerische Qualität:

Klangqualität:

Gesamteindruck:

Klassik Heute
Empfehlung

Ein Blechbläser-Ensemble – wer denkt da nicht als erstes an die volkstümliche Blaskapelle, Umtata und Tschingarassa? Die Blechbläser haben leider bis heute mit zahlreichen Vorurteilen zu kämpfen, vor allem dann, wenn sie ‚unter sich‘ musizieren. Dass es aber auch anders geht, zeigt auf’s Beste die neue CD des Wien-Berlin Brass Quintetts. Das Ensemble mit der Besetzung von zwei Trompeten, Horn, Posaune und Tuba setzt sich zusammen aus Musikern der Berliner und Wiener Philharmoniker. Wo sie im Orchesteralltag vielleicht im Repertoire weniger gut bedacht werden, da suchen sie sich im Quintett ihre eigene Literatur. Diese ist nicht nur hochvirtuos, sondern auch mit viel Humor und Ausflügen in andere Genres verbunden. Die Namen der fünf Komponisten, die auf der zweiten gemeinsamen CD des Wien-Berlin Brass Quintett zu finden sind, werden den wenigsten bekannt sein: Victor Ewald, Werner Pirchner, Christian Mühlbacher, Joseph Horovitz und Jan Koetsier. Bis auf den Erstgenannten handelt es sich bei allen um Kinder des 20. Jahrhunderts. Dies ist in ihrer Musik jedoch nur in Ansätzen zu hören. Mit dem Brass Quintett Nr. 2 des Russen Victor Ewald beginnt das Ensemble seine Aufnahme mit dem ältesten Stück, das vielleicht auch am ernsthaftesten klingt. Hier macht sich der volle Klang des Ensembles bemerkbar – man kann kaum glauben, dass es sich hierbei lediglich um fünf Musiker handelt. Geprägt von sehr viel Schwung und vor allem einer gehörigen Portion Humor ist die Suite Die Bewässerung von Mitteleuropa des für seine Selbstironie bekannten Tiroler Komponisten Werner Pirchner. Sein Werk ist geprägt von zahlreichen Kontrasten und Klischees, dabei aber durchaus virtuos und macht vor allem gute Laune – bei Musikern und Publikum. Klingen die beiden ersten Sätze hinsichtlich der Harmonien teils sogar recht neutönig, so kommen später südamerikanische Klänge auf. Spätestens wenn die Musiker hier „Ananas“ und „Bananas“ in die Musik rufen, kommt man um das Lachen nicht herum.

Blechbläser mit Ananas und Bananen

Ähnlich kurzweilig und voll ansteckender guter Laune folgt hierauf die Funfare Wien-Berlin von Christian Mühlbacher, ein heiteres Intermezzo auf der Aufnahme. Abwechslungsreich gestaltet das Wien-Berlin Brass Quintett auch die Music Hall Suite des gebürtigen Wieners Joseph Horovitz. Er, der vor den Nationalsozialisten aus Wien fliehen musste, studierte schließlich Musik in Oxford und Paris. Bekannt wurde er vor allem als Musikschreiber für Fernsehserien sowie durch seine Werke für Blasorchester. Ausgesprochen bildhaft ist seine Suite und wird von den Musikern ebenso umgesetzt: So kann man sich beispielsweise im letzten Satz die tanzenden Showgirls bildlich vorstellen. Ähnlich bildhaft endet auch die zweite Aufnahme des Wien-Berlin Brass Quintetts mit dem Kinderzirkus von Jan Koetsier. Koetsier ist vermutlich der bekannteste der hier versammelten Komponisten. Der Niederländer, der über seine Mutter zwar vor allem dem Liedgesang verbunden war, lernte bei Arthur Schnabel und durfte in dessen Freundeskreis auch die ersten Kompositionen vorstellen. Sie sind vor allem für Blech- und Holzbläserensembles entstanden – beeinflusst durch die Musik, die Koetsier in seiner Kindheit im Dorf hörte. Ein Paradebeispiel für sein bildhaftes Komponieren ist hier der durch die Tuba verkörperte Tanzbär im Kinderzirkus. So beendet das Wien-Berlin Brass Quintett seine zweite Aufnahme ebenso virtuos und gut gelaunt wie es diese begonnen hat.

Verena Düren [28.10.2021]

Komponisten und Werke der Einspielung

Interpreten der Einspielung

• Wien-Berlin Brass Quintett (Ensemble)