Baroque Christmas Cantatas from Central Germany II
cpo 555 491-2
1 CD • 57min • 2021
20.12.2021
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Um das, was nicht so gut ist an dieser Weihnachts-CD, gleich zu nennen: Von allen sechs Weihnachtskantaten ist die mit dem prominentesten Komponisten die langweiligste: Puer natus est von Johann Rosenmüller ist die einzige in lateinischer Sprache mit einer eigenartigen Textzusammenstellung, nämlich einem Mix aus dem Weihnachts-Introitus, einem Psalmtext und dem Gloria. Der Chor intoniert auf langen Notenwerten die gregorianische Melodie, darunter ergeht sich das Orchester im breit ausgeschmückten Basso continuo. Insgesamt eine nicht sehr inspirierte Komposition – dafür ist es eine der längsten Kantaten. Man möchte den Zweifeln an der Zuschreibung Rosenmüllers, die das Beiheft äußert, durchaus zustimmen.
Weihnachtskantaten zwischen Schütz und Bach
In allen anderen Weihnachtskantaten aus der ziemlich vernachlässigten Zeit zwischen Schütz und Bach herrscht dafür überschäumender Jubel mit Pauken und Trompeten. Wegen der Trompeten allerdings immer in derselben Tonart, was zu einer recht gleichförmigen Stimmung führt, wenn man alles hintereinander anhört. Aber die Nutzer der CD können sich, wenn sie ausübende Kirchenmusiker sind, die eine oder andere Kantate heraussuchen und im Gottesdienst oder auch im Konzert verwenden.
Überschäumende Jubelfreude
Man hört dem Sächsischen Vocalensemble an, dass es sehr stilsicher in der barocken Musik ist. Die Sänger singen freudig beschwingt, ja beinahe hingerissen und immer in einer dynamischen und agogischen Wellenbewegung, die Anfangskonsonanten sind wohlgestanzt und alle benutzen die Konsonanten als vokales Sprungbrett für voluminösen Klang. Die überschäumende Jubelfreude scheint sich schier zu überschlagen im Alleluja der Kantate Freut euch, ihr Christen alle von Gottfried Vogel, in der sich die Solisten und der Chor schön verschränken, in der Kantate Das neugeborene Kindelein von Christian Liebe kommen noch wirkungsvolle Echo-Effekte dazu, wohingegen die titelgebende Kantate Ehre sei Gott in der Höhe vor Verkündigungsjubel strahlt, nicht nur im Engelsgesang der Sopranistinnen, sondern auch in der reizvollen Blockflötenbegleitung (das Hirten-Instrument schlechthin) zu den Pastorelle-artigen Passagen. Vor allem diese Kantate wäre eine Zierde für jedes Weihnachtskonzert.
Kirchenmusikalisch sattelfeste Sänger
Auch die Solisten sind sattelfest sowohl in der Kirchenmusik als auch in der Barockmusik, die Männer stammen meist aus dem Dresdner Kreuzchor, was für Qualität bürgt. Sie warten alle mit glockenrein klaren und hellen Stimmen auf, sie agieren sehr beweglich und artikulieren sehr präzise, so dass man jedes Wort auch ohne Textbuch versteht.
Matthias Jung versteht es, alle Sänger und auch die hervorragenden Instrumentalisten immer wieder neu zu animieren sorgt dafür, dass sie nicht nachlassen in der Weihnachtsfreude. Die Trompeten können auch ganz weich intonieren, zusammen mit dem Klang der Blockflöten ergeben sich aparte Klangmischungen.
Der in der Annenkirche in Dresden eingefangene Raumklang ist schön mit Kirchenhall versehen – allerdings scheinen die Mikrofone oder die Musizierenden weit weg zu stehen, so dass der Raumklang wichtiger zu sein scheint als die Unmittelbarkeit des Klangs der Sänger und Instrumentalisten.
Rainer W. Janka [20.12.2021]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Christian Liebe | ||
1 | Das neugeborene Kindelein | 00:11:32 |
Johann Schelle | ||
2 | Ehre sei Gott in der Höhe | 00:08:32 |
Philipp Heinrich Erlebach | ||
3 | Das Wort ward Fleisch | 00:07:04 |
Johann Rosenmüller | ||
4 | Puer natus est nobis | 00:11:25 |
Christian Liebe | ||
5 | Ach liebster Jesu komm herein | 00:06:57 |
Gottfried Vogel | ||
6 | Alleluja. Freut euch, ihr Christen alle | 00:11:06 |
Interpreten der Einspielung
- Anne Stadler (Sopran)
- Dorothea Wagner (Sopran)
- Stefan Kunath (Altus)
- Alexander Bischoff (Tenor)
- Felix Schwandtke (Bass)
- Sächsisches Vocalensemble (Chor)
- Batzdorfer Hofkapelle (Ensemble)
- Matthias Jung (Dirigent)