Romantic Piano Encores
Kenneth Hamilton
Prima Facie PFCD160
1 CD • 75min • 2019, 2020
10.09.2022
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Das Cover zeigt ein Mädchen, das neugierig in eine Schatztruhe schaut. Und tatsächlich gleicht diese CD einem klingenden Schatz. Der schottische Pianist Kenneth Hamilton spielt eine Auswahl von Zugaben; jedes Stück ist ein kleines Juwel. Das Album wirkt geradezu wie Balsam für die Seele. Keinesfalls handelt es sich um eine jener Compilations, die eine Plattenfirma zur Steigerung der Verkaufszahlen beliebig zusammenspacken würde. Vielmehr bietet Hamilton eine durchdachte Reflexion über einen ganz besonderen Aspekt der Konzertaufführung.
Die Zugabe wird aufgewertet
Der schottische Pianist gilt als Experte für Historische Aufführungspraxis der Tasteninstrumente. Er hat zudem ein Buch über das „Goldene Zeitalter“ der Pianisten geschrieben. Da überrascht es nicht, dass er auch die Zugabe, gleichsam als eigenständiges Genre, ernstnimmt und aufwertet. Davon zeugt sein Booklet-Text über die Geschichte und Entwicklung der Zugabe seit Beethovens Zeiten.
Die CD beginnt mit älterer Musik, die von romantischen Komponisten umgestaltet wurde. Ein Bach-Siciliano glitzert in friedlicher Schönheit; Hamiltons Interpretation bringt die Musik zum Schweben. In Liszts Bearbeitung des Schumann-Liedes Widmung spinnt der Pianist herrliche Duette zwischen den Stimmen.
Jazziger „Rosenkavalier“
Eine Vorliebe scheint Hamilton für den exzentrischen amerikanischen Konzertpianisten und Busoni-Schüler Percy Grainger zu haben. Das Album enthält mehrere seiner Bearbeitungen, zum Beispiel den jazzigen Rosenkavalier Ramble. Im Zugaben-Schatzkästchen steckt Bekanntes wie Der Schwan von Camille Saint-Saëns neben Raritäten wie Edward Elgars sanfter Elegie In Smyrna oder einem zarten, harmonisch pikanten Nocturne des Polen Ignaz Paderewski.
Die direkte, klare, unprätentiöse Spielweise bannt jegliche Kitsch-Gefahr. Hamilton erweist sich als intelligenter, origineller und einfühlsamer Interpret. Technisch ist sein Spiel über jede Kritik erhaben. Diese Qualitäten zeichnen auch die letzte Nummer aus, Leopold Godowskys Metamorphose über den Künstlerleben-Walzer von Johann Strauß – obwohl das viertelstündige Stück eigentlich zu lang für eine Zugabe ist.
Antje Rößler [10.09.2022]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Gian Carlo Menotti | ||
1 | What a curse for a woman is a timid man! | 00:02:49 |
Johann Sebastian Bach/Charles Valentin Alkan | ||
3 | Siciliano (aus der Sonate Es-Dur für Flöte und Cembalo BWV 1031) | 00:02:03 |
Felix Mendelssohn Bartholdy | ||
4 | Fantasie über das irische Lied "The Last Rose of Summer" op. 15 | 00:07:19 |
Percy Grainger | ||
5 | Irish Tune from County Derry | 00:03:38 |
Franz Liszt | ||
6 | Widmung As-Dur S 566 (aus dem Liederzyklus »Myrthen« op. 25,1 von R. Schumann) | 00:03:24 |
Richard Strauss/Percy Grainger | ||
7 | Rosenkavalier Ramble | 00:06:42 |
Percy Grainger | ||
8 | Colonial Song | 00:05:51 |
Johann Strauß (Sohn)/Ignaz Friedman | ||
9 | Frühlingsstimmenwalzer | 00:09:39 |
Edward Elgar | ||
10 | In Smyrna | 00:03:35 |
Camille Saint-Saëns/Lawrence Glover | ||
11 | Der Schwan | 00:02:09 |
Ignaz Jan Paderewski | ||
12 | Nocturne op. 16 Nr. 4 | 00:04:00 |
Peter Tschaikowsky/Sergej Rachmaninow | ||
13 | Lullaby op. 16 Nr. 1 (Transkription) | 00:04:50 |
Leopold Godowsky | ||
14 | Symphonische Metamorphosen über den Walzer "Künstlerleben" von Johann Strauß op. 316 | 00:14:55 |
Interpreten der Einspielung
- Kenneth Hamilton (Klavier)