Anton Eberl
3 String Quartets op. 13
Solo Musica SM 391
1 CD • 64min • 2021
03.06.2022
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Anton Eberl (1765-1807) …? Wieder so ein Unbekannter, der beeindruckende Musik schrieb, jedoch zumeist – wie auch seine Mitschüler bei W. A. Mozart, Josef Wölfl und Johann Nepomuk Hummel – nur im Zusammenhang mit der Entwicklung des Klaviervirtuosentums im 19. Jahrhundert Erwähnung findet. Umso dankenswerter ist es, dass sich das mehrfach mit „Klassik-ECHOs“ ausgezeichnete casalQuartett seines einzigen, dem russischen Zaren Alexander I. gewidmeten Opus für Streichquartett angenommen hat. Immerhin wurden diese Werke von Ignaz Schuppanzigh und seinem Quartett, die auch das Quartettschaffen Beethovens aus der Taufe hoben, uraufgeführt und mehrfach in Konzerten gespielt.
Schade, dass es nur drei sind ….
Anton Eberl vermochte es, derart qualitätvoll zu komponieren, dass Verleger Raubdrucke seiner Kompositionen gern als Werke Mozarts vermarkteten. So erschien seine Klaviersonate c-Moll, die mit ihrer langsamen Einleitung bereits Beethovens Pathetique vorwegnimmt, bei Corri & Dussek in England als posthume – angeblich von Ignaz Pleyel vollendete – letzte Komposition Mozarts. Seine Sinfonie in Es-Dur wurde im selben Konzert wie Beethovens Eroica uraufgeführt und erhielt in der zeitgenössischen Presse die weitaus besseren Kritiken. In der Nachfolge von Domenico Cimarosa und Johann W. Häßler wirkte er von 1796 bis gegen 1800 als russischer Hofkapellmeister und Klavierlehrer der Zarenfamilie.
Den drei Streichquartetten kann man vorwerfen, dass sie als Melodie + Bass mit Füllung durch die Mittelstimmen, also eher pianistisch, konzipiert sind. Allerdings war das „Quatuor concertant“ um 1801 durchaus eine publikumswirksame Option, und vor allem sicherer, da man gewiss nicht immer davon ausgehen konnte, dass Quartette von den spielerischen Fähigkeiten an allen Pulten ausgeglichen besetzt waren. Wichtiger als eine komplexe Kontrapunktik war wohl auch dem damaligen Konzertbesucher eine interessante Melodik und ein spannungsreicher Verlauf. Besonders im dramatischen g-Moll-Quartett Op. 13/3 lässt sich bereits Frühromantisches ausmachen.
Eine Interpretation, die überzeugt
Dem casalQuartett gelingt eine Interpretation, die jeden vom Wert der drei Quartette Anton Eberls überzeugen muss. Es wird historisch informiert, jedoch nicht „zickig“ musiziert, was bei den vielen gegen den Taktschwerpunkt gesetzten Akzenten keinesfalls einfach ist. Der Klang ist warm und füllig, dabei in jedem Moment durchhörbar, die Intonation – gerade auch in den wunderbar verschmelzenden Unisoni – mustergültig. Die Artikulation ist ungemein präzise, ohne jemals aggressiv zu werden. Phrasen werden auf den jeweiligen Höhepunkt hin gespielt und dann sanft abgerundet. Das ist – unabhängig von den interessanten Stücken – absolut meisterliches, homogenes Qartettspiel.
Aufnahmetechnik und Booklet: traumhaft
Ich muss gestehen, dass ich schon lange mehr kein so intelligentes und aufwändig gestaltetes Booklet gesehen habe. Neben den klug ausgewählten zeitgenössischen Abbildungen besticht vor allem der so kenntnisreich wie liebevoll verfasste Text des Bratschers Markus Fleck. Die Tontechniker des BR erwischten ebenfalls einen Ausnahmetag, sodass die Musiker nahezu im Raum greifbar wirken.
Fazit: Angenehme, leicht fassliche, melodisch und harmonisch spannende klassische Quartettkost, die – nicht nur Einsteigern – einfach Spaß macht,. Unbedingte Empfehlung!
Thomas Baack [03.06.2022]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Anton Eberl | ||
1 | Streichquartett Es-Dur op. 13 Nr. 1 | 00:21:39 |
5 | Streichquartett D-Dur op. 13 Nr. 2 | 00:20:09 |
9 | Streichquartett g-Moll op. 13 Nr. 3 | 00:21:18 |
Interpreten der Einspielung
- casalQuartett (Streichquartett)