Das ist meine Freude
Liebeslieder, Jubel- und Psalmgesang im 17. Jahrhundert
cpo 555 362-2
1 CD • 69min • 2020
23.06.2022
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
An mehr als 90 CDs hat der in der Barockmusik so erfahrene Tenor Georg Poplutz schon mitgewirkt. Dass er diese CD mit Liebesliedern, Jubel- und Psalmgesängen mit Freude eingesungen hat, wie er selber im Booklet schreibt, hört man. Es ist eine prallgefüllte Pralinenschachtel aus barocken Kostbarkeiten für eine hohe Stimme plus Begleitinstrumente geworden. Zwei von den insgesamt dreizehn Gesangsstücken sind länger, die Hälfte sind Ersteinspielungen – was den Repertoire-Wert dieser Aufnahme erhöht. Wie es bei Pralinenschachteln so geht: Die Gefahr, dass man sich zu schnell satt isst bzw. hier hört, ist durchaus da. Poplutz begegnet dieser Übersättigungsgefahr mit eben Freude, Geschmack und angenehm zurückhaltendem, aber immer wohlgeformtem Gesang.
Geschmeidigkeit der angenehm timbrierten Stimme
Bei jedem Gesangsstück erfreut man sich erneut an der Geschmeidigkeit der angenehm timbrierten Tenorstimme, an der tadellosen Stimmführung, dem mühelos leichtem Stimmansatz in jeder Tonhöhe, an der leuchtenden Wärme der Stimme, an der Perfektion der Verblendung von Kopf- und Bruststimme, an den sorgfältig gerundeten Vokalen und an der textdeutlichen und -verdeutlichenden Deklamation. Nie ist er so süßlich wie der Text, der einmal Jesus als Quell der Liebe besingt oder die Wunden Jesu fast erotisch rühmt.
Trillerketten und Koloraturgirlanden
Die drei Stücke von Johann Rosenmüller überzeugen durch Farbenfreude und Abwechslung in der Rhythmik, der Ostergesang von Benedetto Reggio (Track 12) ist ein kleines Kabinettstück in musikalischer Dramaturgie: jede Textphrase hat seine eigene Charakteristik, obwohl der Text nur etwas über zwei Zeilen hat.
Die Stücke aus dem Hohelied sind ein wahres Liebesduett – hier wäre der Einsatz einer Sopranistin folgerichtig gewesen. Poplutz liebeglüht und schmachtet vorbildlich, springt mit dem angebeteten Geliebten über die Berge (Track 3) und reiht Trillerketten an Koloraturgirlanden. Jubelnde Bewegtheit erfüllt das längere Laudate Pueri von Nikolaus Adam Strungk (Track 7), freudiger Verkündigungseifer das Schlussstück Das ist meine Freude (Track 13) von Rosenmüller.
Variable Instrumentalbegleitung
Dass Poplutz mit dem Johann Rosenmüller Ensemble unter dem Zinkenisten Arno Paduch schon länger zusammenarbeitet, hört man mit Genuss. Die Instrumentalbegleitung ist sehr variabel, deckt den Sänger nie zu, scheint ihn instrumental zu umarmen. Die Tonregie hält Stimme und Einzelinstrumente in perfekt abgemischter Balance. Insgesamt eine Pralinenschachtel, an der man sich nicht satt essen kann.
Rainer W. Janka [23.06.2022]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Rosenmüller | ||
1 | Aurora rosea sempre rutilans | 00:13:46 |
Claudio Monteverdi | ||
2 | Nigra sum | 00:03:20 |
Nicolò Corradini | ||
3 | Ecce venit desideratus | 00:04:42 |
Alessandro Grandi | ||
4 | O quam tu pulchra es | 00:03:00 |
Benedetto Reggio | ||
5 | Ostende mihi faciem tuam | 00:04:13 |
Thomas Selle | ||
6 | Ich schlafe, aber mein Herze wachet | 00:03:46 |
Nicolaus Adam Strungk | ||
7 | Laudate Pueri | 00:12:10 |
Nicolò Corradini | ||
8 | Cantate Domino | 00:03:57 |
9 | Misericordias Domini in aeternum cantabo | 00:03:18 |
Christoph Bernhard | ||
10 | Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz | 00:04:23 |
Johann Rosenmüller | ||
11 | Vulnera Jesu Christi | 00:05:05 |
Benedetto Reggio | ||
12 | Tulerunt Dominum meum | 00:03:21 |
Johann Rosenmüller | ||
13 | Das ist meine Freude | 00:04:16 |
Interpreten der Einspielung
- Georg Poplutz (Tenor)
- Johann Rosenmüller Ensemble (Ensemble)
- Arno Paduch (Leitung)