Reflections
Adrian Tully Saxophone
MDG 603 2262-2
1 CD • 59min • 2021
07.09.2022
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Das Saxophon wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts erfunden. Der Saxophonist Adrian Tully möchte aber auch Musik spielen, die vor dieser Zeit entstand. Also verbrachte der Australier die langen Lockdown-Wochen in seiner Wahlheimat Berlin mit dem Transkribieren. Das Resultat ist sein Album „Reflections“ mit Solo-Werken quer durch die Jahrhunderte.
Tiefes Verständnis für die ältere Musik
Für die entzückenden barocken Tänze des Franzosen Joseph Bodin de Boismortier greift er zum Sopran-Saxophon. Makellos schön und subtil artikuliert ist sein Klang. Tullys Phrasierungskunst lässt ein tiefes Verständnis für die ältere Musik erkennen.
In den verspielten, schwungvollen Fantasien und Präludien von Johann Joachim Quantz, Flötenlehrer des Preußenkönigs Friedrich II., wird deutlich: In Sachen Ausdruckskraft und Farbenreichtum lässt das Saxophon die Traversflöte weit hinter sich.
Überhaupt ist die Wandlungsfähigkeit, die Tully mit seinem Instrument an den Tag legt, so überzeugend, dass man den Originalklang von Oboe, Flöte oder Geige schnell vergisst.
Der Wechsel zum Altsaxophon lässt die beseelte Musik des französischen Romantikers Vieuxtemps im schönsten Licht erstrahlen. In Max Regers Zweiter Suite, ursprünglich für Bratsche, erweckt Tully das polyphone Geflecht zum Leben und findet zugleich die große lyrische Linie.
Zeitgenössische Flatterzunge
Drei zeitgenössische Kompositionen runden das vielseitige Programm ab. Im Flöten-Stück des Japaners Kazuo Fukushima erzeugt Adrian Tully effektvoll Flatterzunge, Obertöne und virtuose Ornamente. In den Fünf mythischen Bildern des finnischen Komponisten Kalevi Aho charakterisiert er die altgriechischen Musen: von der meditativen Melete bis zur komischen Thalia. In Thierry Escaichs Cantus ballt sich schließlich die rhythmische und melodische Energie.
Das abwechslungsreiche Album überrascht durch Ausdruckstiefe und macht es möglich, die Musik durch neue Klangfarben zu entdecken. Die exzellente Konzertsaal-Akustik der Aufnahme trägt zum vollendeten Klangerlebnis bei.
Antje Rößler [07.09.2022]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Joseph Bodin de Boismortier | ||
1 | Première Suite e-Moll op. 35 (1731) | 00:11:06 |
Johann Joachim Quantz | ||
7 | Fantasia C-Dur QV 3:1.2 (Fantaisies et Préludes) | 00:06:12 |
8 | Menuett B-Dur QV 3:1.20 (Fantaisies et Préludes) | 00:01:53 |
9 | Vivace alla Francese QV 3:1.3 (Fantaisies et Préludes) | 00:01:33 |
Anton Stamitz | ||
10 | Caprice (Allegro moderato) | 00:02:17 |
11 | Caprice (Andante amoroso) | 00:02:55 |
12 | Caprice (Rondeau - Allegretto giocoso) | 00:01:18 |
Henri Vieuxtemps | ||
13 | Capriccio pour Alto seul c-Moll op. 55 (Hommage à Paganini) | 00:03:52 |
Max Reger | ||
14 | Suite D-Dur op. 131d2 | 00:09:56 |
Kazuo Fukushima | ||
18 | Requiem | 00:04:20 |
Kalevi Aho | ||
19 | Five Mythical Images | 00:10:14 |
Thierry Escaich | ||
24 | Cantus III | 00:06:56 |
Interpreten der Einspielung
- Adrian Tully (Saxophon)