Ludvig Norman
Symphony No. 3 • Overtures
Ondine ODE 1391-2
1 CD • 56min • 2021
19.10.2022
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Ungefähr gleichaltrig mit Goldmark, Brahms und Borodin, rund ein Jahrzehnt älter als Svendsen und Grieg, gilt der 1831 geborene Schwede Ludvig Norman als herausragendster schwedischer Komponist seiner Generation. Obwohl er den Großteil seiner Musikerlaufbahn als Chefdirigent der Königlichen Oper in Stockholm zubrachte, widmete er sich als schaffender Künstler vorrangig der Instrumentalmusik. Neben zahlreichen Kammermusikwerken in verschiedenen Besetzungen, komponierte Norman auch drei Symphonien und kürzere Orchesterstücke. Eine Auswahl davon präsentiert die Oulu Sinfonia unter der Leitung Johannes Gustavsons auf der vorliegenden CD. Zu hören sind außer der frühen Konzertouvertüre Es-Dur op. 21 (1856) der Trauermarsch op. 46 (1876), sowie zwei der letzten Orchesterwerke des 1885 gestorbenen Komponisten, die Ouvertüre zu Shakespeares Antonius und Cleopatra op. 57 und die Dritte Symphonie d-Moll op. 58 (beide 1881).
Ein schwedischer Schumann-Jünger
Normans Kompositionsstil wurde wesentlich durch die Musik Robert Schumanns geprägt, dessen Werke er als Schüler des Leipziger Konservatoriums ausgiebig studiert haben dürfte. Namentlich im Finale der Symphonie lassen sich zahlreiche Nachklänge aus entsprechenden Sätzen Schumanns finden. Wie sein Vorbild rekurriert auch Norman regelmäßig auf den „Volkston“, der bei ihm ein nordischer ist. Norman liebt subdominantische Wendungen, die seine Werke immer wieder in ein mildes Licht tauchen und für Momente der Introversion sorgen. Auch merkt man seiner Orchestermusik in jedem Takt an, dass man es mit den Arbeiten eines erfahrenen Dirigenten zu tun hat, denn die Instrumentation ist schlicht meisterhaft. Ebenso zeigt sich Norman in allen hier zu hörenden Kompositionen als gewandter und formsicherer Gestalter der musikalischen Verläufe, kurzum als echter Symphoniker. Alles sitzt in dieser Musik auf dem rechten Platz und klingt prächtig.
Meisterhaft orchestriert, formsicher gestaltet
Die Ouvertüre op. 21 ist ein frohsinniges, frühlingshaftes Stück, wie geschaffen zur Eröffnung eines Konzerts. Den Trauermarsch op. 46 schrieb Norman anlässlich des Todes seines Freundes August Söderman, der auch sein Stellvertreter an der Hofoper war. Man hört hier traditionelle Konduktrhythmen, aber kein falscher Pomp hat Platz in dieser tief empfundenen Trauermusik. In der Ouvertüre zu Antonius und Cleopatra unternimmt der Komponist einen seltenen Ausflug ins Gebiet der Programmmusik, wobei er freilich Charakter und Charaktere des Dramas in Übereinstimmung mit der Sonatenform bringt. Mit sicherem Gespür für Dramatik führt Norman das strahlende Dur-Hauptthema zum Schluss in den Untergang, dem sich noch einige epilogartige Takte in der Haupttonart anschließen. Die Symphonie verbindet vier sehr unterschiedliche Sätze zu einem ausgewogenen Ganzen. Im ersten Satz erlebt man Norman als obsessiven thematischen Arbeiter, der das Kopfmotiv des Stückes sehr geschickt ausnutzt. Den langsamen Satz prägen pastorale Klänge, aber es fehlt auch nicht an einem (kantablen) Fugato im Mittelteil. Im spukhaft vorbeihuschenden, mehr als Intermezzo denn als Scherzo zu bezeichnenden dritten Satz setzt der Komponist den Triangel geschmack- und wirkungsvoll ein. Den Abschluss bildet das bereits erwähnte, wie eine Hommage an Schumann wirkende Finale, ein relativ knapper, mitreißend-fröhlicher Satz.
Vom Können der Oulu Sinfonia legt dieses Norman-Album in optimaler Weise Zeugnis ab. Die Werke des schwedischen Meisters sind hier an ein auf höchstem Niveau spielendes Orchester gelangt, an dessen Spitze mit Johannes Gustavson ein sehr kompetenter, die Kräfte seiner Spieler klug disponierender Kapellmeister stand. Normans Können als Orchestrator kommt unter Gustavsons Leitung trefflich zur Geltung. Eine rundum gelungene Veröffentlichung!
Norbert Florian Schuck [19.10.2022]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Ludvig Norman | ||
1 | Concert Overture Es-Dur op. 21 | 00:08:30 |
2 | Funeral March op. 46 (To the Memory of August Söderman) | 00:06:46 |
3 | Overture to Shakespeare's Antony and Cleopatra op. 57 | 00:10:25 |
4 | Sinfonie Nr. 3 d-Moll op. 58 | 00:30:05 |
Interpreten der Einspielung
- Oulu Symphony Orchestra (Orchester)
- Johannes Gustavsson (Dirigent)