Transatlantiques
Anne-Sophie Bertrand
Ars Produktion ARS 38 333
1 CD/SACD stereo/surround • 65min • 2021
28.09.2022
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Diese CD erzählt vom europäisch-amerikanischen Austausch zu Beginn des 20. Jahrhunderts. In beide Richtungen bestiegen zahlreiche Musiker und Komponisten die Transatlantik-Dampfer, um auszuwandern oder auf Tournee zu gehen. Sie erlebten Neues und erinnerten sich an die Heimat. Diese Wechselwirkungen reflektiert die Harfenistin Anne-Sophie Bertrand auf ihrem Album „Transatlantiques“, dessen kundigen Booklet-Text sie selbst geschrieben hat. Darin erfährt man etwa, dass auch Maurice Ravel 1928 gen Amerika schipperte. Im Gepäck hatte er die Klaviernoten seiner halsbrecherisch virtuosen Miroirs. Deren impressionistisches Flirren und Glänzen kommt, so zeigt sich, auch auf der Harfe ausgesprochen gut zur Geltung.
Jazzige Rhythmen und Blues
Eine Harfen-Sonate der Ravel-Schülerin Germaine Tailleferre weist jazzige Rhythmen auf. Anne-Sophie Bertrand greift hier rasant in die Saiten und reizt den gesamten Tonumfang ihres Instruments aus. Tailleferre bewegte sich in denselben Pariser Kreisen wie der polnische Jude Alexandre Tansman, der 1941 nach Amerika fliehen konnte und dort ein schunkelndes Blues-Prelude schrieb. Zur selben Zeit emigrierten Paul Hindemith und Béla Bartók in die USA. Als Beispiel für Einflüsse in der Gegenrichtung dient die effektvolle, polyrhythmische Bariolage des Amerikaners Elliott Carter, der sich an der europäischen Avantgarde orientierte.
Heimweh unter Palmen
Das Spannungsfeld zwischen Spätromantik und Moderne, zwischen Alter und Neuer Welt, verkörperte wohl kaum ein Musiker so intensiv wie Sergej Rachmaninow. Er hatte noch im zaristischen Petersburg studiert. Seine letzten Jahre verbrachte er unter kalifornischen Palmen, wo er sein Heimweh pflegte und miserabel Englisch sprach. Bei Rachmaninows Études-Tableaux op. 33, die noch in Russland entstanden, funktioniert die Übertragung orchestralen Klangfarben auf die Harfe ebenfalls erstaunlich gut.
Die Musikerin Anne-Sophie Bertrand führt selbst ein kosmopolitisches Leben: In Paris geboren, studierte sie in London und Brüssel, spielt im hr-Sinfonieorchester und sitzt in amerikanischen Wettbewerbs-Jurys. Ihr klug zusammengestelltes Programm komplettiert sie mit den barockisierenden Variationen des Franzosen Carlos Salzedo, Toscanini-Protegé und Harfenist im New Yorker Metropolitan Orchestra.
Antje Rößler [28.09.2022]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Germaine Tailleferre | ||
1 | Sonate für Harfe | 00:09:13 |
Maurice Ravel | ||
4 | Alborada del gracioso (aus: Miroirs) | 00:07:31 |
Carlos Salzedo | ||
5 | Variations sur un thème dans le style ancien op. 30 für Harfe solo | 00:09:26 |
Sergej Rachmaninow | ||
6 | Étude-Tableau g-Moll op. 33 Nr. 7 | 00:03:42 |
Paul Hindemith | ||
7 | Sonate für Harfe | 00:10:43 |
Elliott Carter | ||
10 | Bariolage für Harfe | 00:06:38 |
Béla Bartók | ||
11 | Bot tánc - Jocul cu bâta BB 68/1 | 00:01:16 |
12 | Brâul BB 68/2 | 00:00:31 |
13 | Topogó - Pe loc BB 68/3 | 00:01:06 |
14 | Bucsumi tánc - Buciumeana BB 68/4 | 00:00:47 |
15 | Román polka - Poarga Românesca BB 68/5 | 00:00:31 |
16 | Aprózó - Maruntel BB 68/6 | 00:00:58 |
Alexandre Tansman | ||
17 | Prélude en forme de Blues Nr. 1 | 00:03:00 |
Gabriel Fauré | ||
18 | Impromptu Des-Dur op. 86 für Harfe solo | 00:08:10 |
Interpreten der Einspielung
- Anne-Sophie Bertrand (Harfe)