Johann Nepomuk David
Orgelwerke • Organ Works Vol. 3
Ambiente-Audio ACD-2045
1 CD • 77min • 2022
15.11.2022
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Die gute Nachricht zuerst: Mit dieser CD ist die dritte Folge der Einspielung des Orgelwerkes von Johann Nepomuk David durch Roman Summereder erschienen. Die schlechte: Es soll die letzte sein. Das ist ausgesprochen schade, denn es gibt derzeit keinen anderen Interpreten, der sich so glutvoll für diese oft unterschätzte Musik ins Zeug legt wie Summereder, das zeigt auch die dritte Folge der Trilogie sehr nachdrücklich. Noch einmal wird hier die enorme Bandbreite des Davidschen Orgelschaffens verdeutlicht, das längst nicht so verkopft und akademisch ist, wie oft behauptet wird.
Bestes Beispiel ist ein Stück wie Fantasie und Fuge C-Dur, das von Summereder mit großartigem Schwung und mitreißender musikantischer Frische gespielt wird. Selbst in der gegenüber dem Präludium tonal und naturgemäß auch polyphon deutlich avancierteren Fuge verliert Summereder nie den Drive und gestaltet die kontrapunktischen Verstrickungen mit äußerster Transparenz. Ein härterer Brocken ist da zweifelsohne der 1970 entstandene 12-tönige Hölderlin-Zyklus, eine abstrakt anmutende Hommage an den Dichter, die durchaus einen spröden Charme hat. Aber auch hier macht Summereder großartige Musik daraus und versteht es meisterhaft, den Gestus dieser Musik ungeachtet deren komplexer musikalischer Struktur fasslich zu machen.
Strukturell und musikalisch optimal
Bei drei Sätzen aus der Partita über B-A-C-H ist das schon einfacher, hier hat man zumindest das bekannte Vierton-Motiv, anhand dessen man sich hörend durch die Musik hangeln kann. Aber auch hier unterwirft David das Thema vielfachen 12-tönig konstruierten Wandlungen, die Roman Summereder an der Bruckner-Orgel der Basilika St. Florian bei Linz mit strukturiertem Klangsinn aufdröselt. Ferner sind noch zwei Partiten zu hören: eine kurze über Nun komm der Heiden Heiland und die große über Es ist ein Schnitter, heißt der Tod. Zusammen mit den ausgezeichnet von Cornelia Horak gesungenen Liedern auf Texte der Mechthild von Magdeburg wird hier ein schöner Querschnitt aus dem vielgestaltigen Schaffen Johann Nepomuk Davids präsentiert, der nur ein Manko hat: es sollen keine weiteren folgen. Dabei kann man als Fazit ziehen, dass die Einspielungen Summereders – vor allem im direkten Vergleich mit früheren Einspielungen wie etwa der ebenfalls sehr verdienstvollen von Wolfgang Stockmeier bei cpo – zweifellos das Optimum darstellen, was an Interpretationen der Werke Davids derzeit verfügbar ist. Das fängt bei der Wahl der Instrumente an, setzt sich mit der editorisch und tontechnisch optimalen Aufbereitung fort und hört natürlich mit der strukturell wie musikalisch auf den Punkt gebrachten Interpretation nicht auf. Besser kann man David eigentlich nicht spielen. Nur anders.
Guido Krawinkel [15.11.2022]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Nepomuk David | ||
1 | Fantasie und Fuge C-Dur DK 321 | 00:07:59 |
3 | Es kommt ein Schiff geladen (Kleine Partita in drei Sätzen aus Choralwerk VII) | 00:05:48 |
6 | Es ist ein Schnitter, heißt der Tod DK 391 (Dies irae, Partita in sieben Sätzen) | 00:23:14 |
13 | Ich stürbe gern aus Minne DK 171/172 (Lieder geistlicher Liebe der Mechthild von Magdeburg) | 00:01:06 |
14 | Wenn ein Mensch zu einer Stund DK 171/172 (Lieder geistlicher Liebe der Mechthild von Magdeburg) | 00:00:57 |
15 | Ich hört eine Stimme DK 171/172 (Lieder geistlicher Liebe der Mechthild von Magdeburg) | 00:01:14 |
16 | Du bist meiner Sehnsucht ein Minnefühlen DK 171/172 (Lieder geistlicher Liebe der Mechthild von Magdeburg) | 00:01:22 |
17 | Auserwähltes Lieb, wie ich Dein begehre DK 171/172 (Lieder geistlicher Liebe der Mechthild von Magdeburg) | 00:01:09 |
18 | Wäre die ganze Welt auch mein DK 171/172 (Lieder geistlicher Liebe der Mechthild von Magdeburg) | 00:01:32 |
19 | Hölderlin DK 586 | 00:19:08 |
22 | Partita über B-A-C-H DK 538 (I. Ricercare, VII. Mosaik, VIII. Gigue) | 00:12:20 |
Interpreten der Einspielung
- Roman Summereder (Orgel)