Belle Époque
PASCHENrecords PR 220080
1 CD • 72min • 2021
28.12.2022
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der „Belle Epoque“ – so der Titel dieser CD – huldigen der Organist Simon Reichert und der Cornettist Daniel Reichert: zu hören ist Repertoire, das um die Jahrhundertwende in Frankreich entstanden ist, nicht wenige der hier eingespielten Werke als Beiträge für den traditionsreichen Concours des nicht weniger traditionsreichen Pariser Conservatoire. In diesem Wettbewerb müssen sich jedes Jahr die Besten der Besten musikalisch beweisen, oft genug werden dafür bis heute neue Werke komponiert. Interessant ist das deswegen, weil ein Großteil dieses Repertoires nahezu vergessen ist und auch das Cornet als Instrument – zumal solo – eigentlich kaum mehr eine Rolle spielt. Simon und Daniel Reichert haben die meisten der Stücke für Orgel als Begleitinstrument bearbeitet, nicht nur weil das weniger aufwändig als ein Orchester ist, sondern auch, weil gerade die Orgel zweifelsohne über orchestrale Qualitäten verfügt. Für diese Einspielung ausgewählt haben die beiden Musiker allerdings kein französisches, sondern ein deutsch-romantisches Instrument: eine Sauer-Orgel von 1904, die für eine Kirche in Dortmund gebaut wurde, mittlerweile aber in Gronau steht.
Eine wahre Entdeckungsreise
Das mag zunächst verwundern, aber ein Nachteil muss das nicht sein. Gerade deutsche Instrumente dieser Epoche sind besonders nah an den dynamischen und klanglichen Möglichkeiten eines Symphonieorchesters orientiert, nur beim französischen Flair muss man zwangsläufig Abstriche machen. Das merkt man am deutlichsten bei zwei Stücken für Orgel solo: dem Scherzo aus der vierten Symphonie von Charles-Marie Widor und dem Scherzo op. 2 von Maurice Duruflé. Simon Reichert macht trotzdem formidable Musik daraus, aber wie gesagt: à la française klingt das nicht, dafür fehlen schon die kernigen Zungen und ein dynamisch wirkungsvolleres Schwellwerk, durch die sich französisch-romantische Instrumente auszeichnen. Musikalisch ist die CD aber eine wahre Entdeckungsreise: ein ausgesuchtes Repertoire – wer kennt heute noch Namen wie etwa Augustin Savard, Théo Charlier oder Robert Clérisse – wird hier von zwei außerordentlichen Musikern wieder zum Leben entdeckt. Denn auch Daniel Reichert steht mit seinem überaus virtuosen, eleganten und tonschönen Cornet-Spiel seinem Compagnon in nichts nach. Klare Empfehlung!
Guido Krawinkel [28.12.2022]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Augustin Savard | ||
1 | Morceau de Concours | 00:07:13 |
Camille Saint-Saëns | ||
2 | Fantaisie Es-Dur | 00:05:40 |
Jules Charles Pennequin | ||
3 | Morceau de Concert | 00:08:25 |
Charles-Marie Widor | ||
4 | Sinfonie Nr. 4 F-Dur op. 13 Nr. 4 für Orgel | 00:06:29 |
André Chailleux | ||
5 | Morceau de Concours | 00:05:06 |
Théo Charlier | ||
6 | Solo de Concours | 00:09:25 |
Robert Clérisse | ||
7 | Noce Villageoise | 00:04:03 |
Maurice Duruflé | ||
8 | Scherzo op. 2 | 00:06:26 |
Joseph Edouard Barat | ||
9 | Andante et Scherzo | 00:06:50 |
Henri Büsser | ||
10 | Andante et Scherzo op. 44 | 00:05:39 |
Guy Ropartz | ||
11 | Andante et Allegro | 00:06:24 |
Interpreten der Einspielung
- Daniel Reichert (Kornett)
- Simon Reichert (Orgel)