Respighi
Gli Uccelli
Antiche Danze ed Arie (Suites 1-3)
BIS 2540
1 CD/SACD stereo/surround • 76min • 2021
23.07.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Schon bei den ersten Tönen ist man versucht, den Komponisten dieser Musik eher in der Alten Musik anzusiedeln, in Wirklichkeit lebte Ottorino Respighi jedoch von 1879 bis 1936. Gemeinsam mit Giacomo Puccini ist er wohl bis heute der beliebteste italienische Komponist der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dass seine Musik jedoch viel älter klingt, hat mit der Rückbesinnung auf Historisches in einer Zeit der Unsicherheit zu tun. Nach dem Tod Giuseppe Verdis fiel die italienische Musik in ein tiefes Loch und war in ihren Grundfesten erschüttert – man fragte sich, was italienische Musik zukünftig ausmachen würde. Eine Antwort darauf bot – mit großem Erfolg – Ottorino Respighi mit seiner Rückbesinnung auf Melodie, Harmonik der Kirchenmodi und Form der Tanzsuiten. Bekannt sind heute vor allem seine Trilogie Die Brunnen von Rom, Die Pinien von Rom und Römische Feste. Das Orchestre Philharmonique Royal de Liège unter der Leitung von John Neschling hat es sich zur Aufgabe gemacht, neben dieser römischen Trilogie auch die anderen Werke des Komponisten wieder einem breiteren Publikum zu vermitteln. Auf der neuesten CD finden sich Neufassungen von Werken aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert, die ein wunderbares Zeugnis sind von Respighis Leidenschaft für die Alte Musik.
Eindrucksvoller Umgang mit der Alten Musik
Ist man heute an die historisch informierte Aufführungspraxis gewöhnt, so sind Respighis Werke in ihrem teils sinfonischen Klang natürlich wieder etwas gewöhnungsbedürftig, dennoch gelang es ihm, sich ausgesprochen respektvoll mit der Alten Musik auseinanderzusetzen. Die Suite Gli Uccelli basiert auf Werken für Cembalo und Laute aus dem 17. und 18. Jahrhundert, die Respighi über 14 Jahre hinweg zusammengestellt hat. Sehr schön lautmalerisch kommt die Suite daher und lässt die Vögel teils unschwer erkennen. Hier zeigen sich vor allem die Holzbläser des Orchesters von ihrer besten Seite, während die Streicher nur punktuell aufblühen dürfen, was die Sätze zugleich aber sehr transparent macht. Diese dürfen sich bei den folgenden Antiche danze ed arie jedoch in’s Zeug legen, was sie auch tun. Die einzelnen Sätze der drei Suiten waren ursprünglich für Laute gedacht und entstanden im 16. und 17. Jahrhundert. Die erste Suite ist mit Orchester, Harfe und Cembalo besetzt und erklingt öfter mal in schwelgerischen Klängen. Majestätisch kommt beispielsweise „Passo Mezzo E Mascherade“ rüber, wobei man sich geradezu bildhaft einen höfischen Ball vorstellen kann. Das Orchestre Philharmonique Royal de Liège unter John Neschling überzeugt durchgehend mit dem Balanceakt zwischen vollem Orchesterklang und zugleich der feinen Transparenz der Alten Musik mit zahlreichen Soli, in denen erneut vor allem die Holzbläser brillieren dürfen. Die Klangfarben der Alten Musik treten durch die Verwendung des Cembalos immer wieder besonders in den Vordergrund wie beispielsweise in der „Bergamasca“ der zweiten Suite. Die Fortsetzung der Beschäftigung des Orchesters mit der Musik Ottorino Respighis ist eine hörbare Freude und zugleich eine Entdeckung für alle, die sein Werk kaum oder bisher noch gar nicht kennen.
Verena Düren [23.07.2023]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Ottorino Respighi | ||
1 | Gli Uccelli P 154 (Suite für Orchester) | 00:20:21 |
6 | Antiche Danze ed Arie (Suite Nr. 1) | 00:15:28 |
10 | Antiche Danze ed Arie (Suite Nr. 2) | 00:18:10 |
14 | Antiche Danze ed Arie (Suite Nr. 3) | 00:20:12 |
Interpreten der Einspielung
- Orchestre Philharmonique Royal de Liège (Orchester)
- John Neschling (Dirigent)