Anzeige

Teilen auf Facebook RSS-Feed Klassik Heute
Klassik Heute - Ihr Klassik-Portal im Internet

CD • SACD • DVD-Audio • DVD Video

Besprechung CD

Marvels of the 18th century in Naples

Symphonies & Violin Concertos
Sarro • Colle • Fiorillo • Manna

cpo 555 315-2

1 CD • 73min • 2016

22.05.2023

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Mit der Gründungszeit um 700 v. Chr. ist Neapel ungefähr so alt wie Rom; der Stadt mit dem sprechenden Namen „Neustadt“ (νέα πόλις) blieb lange als Bündnispartnerin Roms im griechisch geprägten Süditalien eine relativ unabhängige Rolle. In der Geschichte des Mittelalters und danach war Neapel ein bedeutendes politisches Zentrum im Italien südlich des Kirchenstaats und spielte als Hauptstadt des Königreichs Sizilien im Mittelalter eine bedeutende politische Rolle. Seit Mitte des 15. Jahrhunderts unter spanischer Herrschaft und danach ein Teil des habsburgischen Reichs entwickelte sich Neapel unter den spanisch-habsburgischen Vizekönigen und ihren bourbonischen Nachfolgern schließlich zu einer kulturellen Führungsmacht des 18. Jahrhunderts. Mit Musik neapolitanischer Komponisten, die heute als Meister ihrer Epoche nicht bekannt sind, zeigt diese CD die hohe Musikkultur Neapels und den überragenden Beitrag der Stadt zur europäischen Musik im Spätbarock.

Europäische Opernhauptstadt

Die neapolitanische Oper der zweiten Hälfte des 17. und der ersten des 18. Jahrhundert beeinflusste die Entwicklung des Genres in ganz Europa, und die einleitende orchestrale Sinfonia zur Oper Acille in Sciro zeigt beispielhaft, wie die Sinfonia italienischer Opern seit dem Ende des 17. Jahrhunderts über die Grenzen der Musik für das Theater hinaus im Laufe des 18. Jahrhunderts zum erfolgreichsten Genre der Orchestermusik wurde, der Sinfonie: Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts entwickelte sich die Sinfonie zur beherrschenden Form der Konzertmusik für Orchester, die sich in den folgenden zwei Jahrhunderten der Musikgeschichte an Bedeutung im öffentlichen Konzertwesen lediglich mit dem Instrumentalkonzert für Soloinstrument und Orchester zu messen hatte.

Breites Spektrum

Mit einer Opernsinfonie, zwei Violinkonzerten und einer im Geist des späteren 18. Jahrhunderts gehaltenen Sinfonie bietet diese CD eine breite Fülle von Orchestermusik an, die ihren Ausgangspunkt im Neapel des 18. Jahrhunderts hatte. Der zeitliche Rahmen erstreckt sich über 140 Jahre von der Geburt Domenico Sarros 1679 bis zu Federigo Fiorillos Tod 1823 (der übrigens 1755, im Jahr vor W. A. Mozart, geboren wurde). So vereinen sich hier die drei Generationen des 18. Jahrhunderts, in deutschen Maßstäben gesprochen von Georg Philipp Telemann, Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel über die Generation der Bach-Söhne bis hin zu Wolfgang Amadé Mozart und Ludwig van Beethoven.

Ein Jahrhundert in der Vogelschau

Der Bedeutung Neapels als europäische Kulturstadt ersten Ranges wird die Programmzusammenstellung ganz und gar gerecht; Ivano Caiazza, Leiter der Einspielung und Editor der musikalischen Quellen der präsentierten Werke, zeichnete dafür verantwortlich. Ebenso wie von Domenico Sarros Sinfonie zur Oper Acille in Sciro aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts bis hin zu der von nordalpinen Vorbildern geprägten Sinfonie in Es-Dur von Gennaro Manna (1715-1779) spannen auch die beiden Violinkonzerte von Filippo Colle, dessen Lebensdaten im 18. Jahrhundert nicht genau bekannt sind, und Federigo Fiorillo (1755-1823) vom Rückblick auf große musikalische Epochen bis zur Vorschau in die Zukunft der europäischen Musikgeschichte einen weiten zeitlichen Bogen über die Musik dieses janusköpfigen Jahrhunderts.

Geringe Differenzierung

Angesichts des an musikalischer Entwicklung so reichen 18. Jahrhunderts, zu dessen vielfarbigem Kaleidoskop gerade auch Neapel so entscheidend beigetragen hat, bleiben die Interpreten der vorliegenden Einspielung hinter den gestalterischen Möglichkeiten, die ihnen das hochinteressante Programm dieser CD geboten hätte, leider mit einem Einerlei der Deutung italienischer Orchestermusik, wie wir es seit den späten 50er Jahren kennen, zurück und wirken damit enttäuschend, da auf das Setzen zündender Akzente dieser vielfältigen Musik verzichtet wird.

Detmar Huchting [22.05.2023]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Domenico Natale Sarro
1Achille in Sciro (Sinfonia dall'Opera) 00:06:29
Filippo Colle
4Konzert C-Dur für Violine, Streicher und Cembalo 00:22:27
Federigo Fiorillo
7Konzert Nr. 2 B-Dur für Violine und Kammerorchester 00:30:08
Gennaro Manna
10Sinfonia Es-Dur für Kammerorchester 00:13:48

Interpreten der Einspielung

Das könnte Sie auch interessieren

22.05.2023
»zur Besprechung«

Marvels of the 18th century in Naples, Symphonies & Violin Concertos
Marvels of the 18th century in Naples, Symphonies & Violin Concertos

16.03.2022
»zur Besprechung«

Nicolaus Bruhns, Cantatas and Organ Works Vol. 1
Nicolaus Bruhns, Cantatas and Organ Works Vol. 1

12.08.2020
»zur Besprechung«

Johann Sebastian Bach, Concertos for Harpsichord and Strings Vol. 1
Johann Sebastian Bach, Concertos for Harpsichord and Strings Vol. 1

10.04.2020
»zur Besprechung«

Johann Sebastian Bach, St Matthew Passion BWV 244
Johann Sebastian Bach, St Matthew Passion BWV 244

Klassik Heute - Ihr Klassik-Portal im Internet