Mieczysław Weinberg
Piano Works 1951-1956
MDG 918 2283-6
1 CD/SACD stereo/surround • 78min • 2022
04.08.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der bei uns immer noch relativ unbekannte Komponist Mieczyław Weinberg, der 1919 in Warschau geboren wurde und nach seiner Flucht 1939 über Minsk und Taschkent nach Moskau kam, wo er bis zu seinem Tod 1996 lebte, verdient es, häufiger aufgeführt zu werden. Der Pianist Stefan Irmer, der seit 2013 an der Musikhochschule Köln unterrichtet und sich seit langem für wenig gespielte Klaviermusik einsetzt, hat nun Werke aus den Jahren 1951 bis 1956 aufgenommen, Stücke aus einer Zeit, in der Weinberg als Jude besonders unter der Stalin-Ära zu leiden hatte, bis hin zur zeitweiligen Verhaftung. Und es ist kein Wunder, dass sich die Schrecken und Ängste dieser Jahre auch in seiner Musik spiegeln.
Weinbergs Tonsprache
Die Sonatine op. 49 von 1951, die dem Freund und Förderer Schostakowitsch gewidmet ist, zeigt in nuce die Wesenszüge von Weinbergs Tonsprache auf: eine gemäßigt moderne Haltung, die immer wieder zum sicheren Port der Tonalität tendiert, knappe Motive, die oft, ja allzu oft durch klopfende, insistierende Tonfolgen bestimmt sind, eine sich gern an der Passacaglia-Technik orientierende Formung. Diese Eigenschaften arbeitet Stefan Irmer bei seiner Wiedergabe der dreisätzigen Sonatine klar heraus.
Markante Kontraste
Eine Art Kompendium seiner kompositorischen Handschrift hat Weinberg mit der Partita op. 54 hinterlassen, die erst nach seinem Tod veröffentlicht wurde. Die zehn Sätze sind eigentlich Charakterstücke, die eine weite Ausdrucksspanne umreißen, vom stillen Choral zur ernsten Sarabande, vom zackigen Marsch zur rasenden Etüde. Irmer betont die damit gegebenen Kontraste auf markante, zupackende Weise.
Zwei schwierige Sonaten
Problematischer erscheinen die Sonaten Nr. 4 op. 56 und Nr. 5 op. 58. Vor allem in den raschen Sätzen bewirken die ständig auftauchenden pochenden, sich wiederholenden Motive eine gewisse Eintönigkeit. Irmers Anschlag bewegt sich meist im Mezzoforte- bis Forte-Bereich, was wohl auch durch die hohen technischen Anforderungen bestimmt ist. Eine noch flexiblere Dynamik hätte diesen Sätzen eine stärkere Spannung verleihen können. Eindrucksvoller wirken in den beiden Sonaten die langsamen Sätze, in denen sich tiefe Trauer spiegelt. Jedenfalls zeigt sich, dass es sich lohnt, das Schaffen Mieczysław Weinbergs, das unter anderem neben zwei Opern 16 Streichquartette und 19 Sinfonien umfasst, genauer in den Blick zu nehmen. Dazu tragen auch die gründlichen Recherchen bei, die Stefan Irmer unternommen hat und die seinen Booklet-Text besonders wertvoll machen.
Prof. Klaus Trapp [04.08.2023]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Mieczyslaw Weinberg | ||
1 | Sonatine op. 49 | 00:06:57 |
4 | Partita op. 54 | 00:21:18 |
14 | Klaviersonate Nr. 4 op. 56 | 00:26:47 |
18 | Klaviersonate Nr. 5 op. 58 | 00:23:20 |
Interpreten der Einspielung
- Stefan Irmer (Klavier)