Slavonic Journey
Czech Chamber Music for Flute and Piano
Prospero Classical PROSP0049
1 CD • 77min • 2021
21.11.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Sarah Rumer ist Soloflötistin des Orchestre de la Suisse Romande und stellt auf dieser CD zusammen mit dem Schweizer Pianisten Ulrich Koella tschechische Kammermusik vor. Fünf Komponisten sind versammelt; jeder von ihnen deutet das slawische Erbe auf seine Weise aus. Den Anfang macht Bohuslav Martinů, der in seiner Flötensonate die Tradition der tschechischen Musizierfreude aufleben lässt. Dabei ist die Unbeschwertheit des 1945 entstandenen Stücks hart erkämpft: Martinů war vor den deutschen Truppen aus seiner Wahlheimat Paris in die USA geflohen. Das Exil stürzte ihn in Depressionen und eine Schaffenskrise.
So zwitschert die Nachtschwalbe
Die Sonate wirkt wie die Erinnerung an eine glückliche Vergangenheit. Sarah Rumer überzeugt hier mit einem Feuerwerk virtuoser Effekte und einer großen Kantilene im Mittelsatz. Das vergnügte Finale ist vom Gesang des Whippoorwill inspiriert, der amerikanischen Schwarzkehl-Nachtschwalbe.
Es folgen Raritäten aus dem Frühwerk von Jindřich Feld, der in den 1950ern eine augenzinkernde, rhythmisch lebhafte Flötensonate sowie vier Miniaturen für Soloflöte schrieb. Der Klang seiner böhmischen Heimat ist nicht zu verkennen.
Prag trifft Paris
Weiter geht es mit Erwin Schulhoff. Der Prager Jude deutscher Abstammung gehörte zu den bekanntesten Komponisten der Zwischenkriegszeit. Er starb 1942 in einem fränkischen Internierungslager an Tuberkulose. Bereits 1927 entstand seine Flötensonate für den Pariser Flötisten René le Roy, ein Virtuosenstück im französischen Stil. In den Arabesken des Kopfsatzes lässt Sarah Rumer die Welt des französischen Impressionismus aufleben. Im Scherzo und im Rondo-Finale verbreitet sie tänzerischen Übermut slawischer Natur.
Mit seinem kleinen, unbeschwerten Marsch der Blaukehlchen, für den Sarah Rumer zur Piccoloflöte greift, erinnert sich der alte Leoš Janáček an seine Kindheit: Als Chorknabe am Kloster in Brünn trug er eine blaue Uniform. Geraldine Muchas wehmütiges Stück Unsere Reise entstand 2008 für den tschechischen Flötisten Jan Machat.
Die titelgebende Slawische Fantasie bildet den Abschluss; unter diesem Motto fasste Fritz Kreisler seine Bearbeitung von Dvořák-Themen zusammen. Abermals ist Sarah Rumers Musizierlust in jedem Takt zu spüren. In langsamen Passagen ist die Flötistin innig und ausdrucksstark zu erleben. Am Klavier begleitet sie Ulrich Koella einfühlsam und mit ebenbürtiger Virtuosität.
Antje Rößler [21.11.2023]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Bohuslav Martinů | ||
1 | Sonate Nr. 1 H 306 für Flöte und Klavier | 00:19:35 |
Jindřich Feld | ||
4 | Sonate für Flöte und Klavier | 00:20:53 |
7 | Méditation für Flöte solo | 00:02:41 |
8 | Caprice für Flöte solo | 00:01:08 |
9 | Intermède für Flöte solo (Hommage à Bartók) | 00:01:59 |
10 | Burlesque für Flöte solo | 00:01:50 |
Erwin Schulhoff | ||
11 | Sonate für Flöte und Klavier | 00:12:05 |
Geraldine Mucha | ||
15 | Naše Cesta | 00:09:03 |
Leoš Janáček | ||
16 | Pochod modrácku (March of the Bluebirds) | 00:02:06 |
Fritz Kreisler | ||
17 | Slawische Fantasie (nach Themen von Antonín Dvořák) | 00:05:56 |
Interpreten der Einspielung
- Sarah Rumer (Flöte)
- Ulrich Koella (Klavier)