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Besprechung CD

Igor Stravinsky • Leonard Bernstein

Andrea Battistoni #3

MDG 650 2295-2

1 CD • 57min • 2017

15.02.2024

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Auf der vorliegenden CD aus der Reihe MDG-Denon präsentiert das Philharmonieorchester Tokio (Tokyo Philharmonic Orchestra) unter der Leitung seines Chefdirigenten Andrea Battistoni zwei Werke, die sich als Apotheose des Tanzes im 20. Jahrhundert wohl beschreiben lassen: Igor Strawinskys Ballett Le Sacre du Printemps und Leonard Bernsteins Symphonische Tänze aus dem Musical West Side Story. In beiden Fällen hat sich eine für die Bühne gedachte Musik aus dem ihr ursprünglich zugewiesenen Zusammenhang gelöst und sich höchst erfolgreich als eigenständige Konzertmusik bewährt. Man kann durchaus von Symphonischen Tanzdichtungen sprechen.

Archaische Naturmystik

Strawinskys Frühlingsopfer ist heute eines der meistgespielten Orchesterwerke überhaupt, was angesichts seiner unbezweifelbaren Originalität nicht verwundert. Dabei ist nicht ausgeblieben, dass das Stück Aufführungen erfahren hat (und noch erfährt), in denen es lediglich als Anlass zu effektvollem Radau oder der Zurschaustellung virtuoser Spieltechnik erscheint, und aus denen sich kaum noch erahnen lässt, was einst ein Pierre Monteux oder Leopold Stokowski so großartig umzusetzen vermochten: dass es sich nämlich um eine Darstellung archaischer Naturmystik handelt.

Präzision und Durchhörbarkeit

Dass Andrea Battistoni und seine Musiker aus Tokio dieser Tendenz zum kalten Materialismus nicht folgen, hört man bereits in der Einleitung des Sacre. Das berühmte Fagottsolo entfaltet sich ohne Hast mit starkem Vibrato auf den anschwellenden langen Tönen. Das Erwachen der Natur wird genüsslich zelebriert. In den Tänzen lassen es die Tokioter nicht an rhythmischer Präzision fehlen und artikulieren mit Härte, ohne dass dies als Selbstzweck erscheint. Battistoni wacht umsichtig über die Durchhörbarkeit des Orchesterklangs. Die rhythmischen Überlagerungen sind gut wahrzunehmen. Die Tempi bleiben stets mit Spannung erfüllt, sodass der Schwung nicht nachlässt und auch über die leiseren, zarteren Stellen trägt, die ebenso hingebungsvoll gestaltet werden und keineswegs als Fremdkörper inmitten der stampfenden Tänze erscheinen.

Lebendiges Portrait einer Großstadt

Die Energie, die diese Einspielung des Sacre auszeichnet, schlägt dem Hörer auch aus der Aufnahme der Symphonischen Tänze Bernsteins entgegen. Hochmotiviert stürzen sich die Musiker in dieses musikalische Portrait einer Großstadt voller Jazz- und karibischer Tanzrhythmen, fühlen sich im stürmischen Mambo (wo sie nach Anweisung des Komponisten zweimal das Wort „Mambo“ mit Verve ausrufen) und der aggressiv swingenden „Cool“-Fuge ebenso sicher wie in der Eleganz des Cha-Cha, finden aber dazwischen und am Schluss nicht minder passende Töne für die lyrischen Szenen des tragischen Liebespaars.

Norbert Florian Schuck [15.02.2024]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Igor Strawinsky
1Le Sacre du Printemps (Bilder aus dem heidnischen Rußland in zwei Teilen) 00:34:49
Leonard Bernstein
15West Side Story (Sinfonische Tänze) 00:22:17

Interpreten der Einspielung

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