Vasily Kalinnikov
Le Cèdre et le Palmier • Symphony No. 1 • Serenade for Strings • Intermezzo No. 1 & No. 2
MDG 952 2240-6
1 CD/SACD stereo/surround • 70min • 2021
25.01.2024
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der mit nur knapp 35 Jahren viel zu früh verstorbene Wassili Kalinnikow (1866-1901) gehört zu den Komponisten, die trotz der geradezu genialischen Aura ihrer Musik – sicher auch wegen eines schmalen Werkkatalogs – zu Unrecht noch immer zu wenig Beachtung finden. Im Gegensatz zu Russland, wo zumindest Kalinnikows 1. Symphonie (1895) einen festen Platz im Repertoire gefunden hat, ist sie im Westen – trotz des Einsatzes etwa Arturo Toscaninis für das Stück – relativ selten zu hören.
Russischer Nationalcharakter und ausgefeilte Form
Schon das Hauptthema des Kopfsatzes ist eingängig von russisch-nationalem Charakter geprägt, wie man ihn so von Tschaikowsky her kennt. Insgesamt knüpft Kalinnikow eher noch an diesen und Borodin an, obwohl eine gewisse Tendenz zu dichterer Kontrapunktik, wie sie um die Jahrhundertwende vor allem von Tanejew gepflegt wurde, erkennbar ist. Die Wiederkehr dieses Themas sowie weiterem Material aus den vorigen Sätzen dann im Finale ist originell, aber fast zeittypisch, etwa in der französischen Symphonik. Das melodisch eindrucksvolle Andante beginnt und endet mit einem Pendel-Ostinato, dessen Puls im Hintergrund über den gesamten Satz unermüdlich weiterwerkelt, während das Scherzo folkloristisch Heiterkeit vorführt. Die Niederrheinischen Sinfoniker – gleichzeitig das Orchester der Theater in Krefeld / Möchengladbach – werden souverän und äußerst klangschön von ihrem Generalmusikdirektor, dem Esten Mikhel Kütson, geleitet, der offenkundig ein gutes Händchen für diesen Stil hat. Er lässt sich gegenüber einigen Konkurrenzaufnahmen (z. B. Theodore Kuchar oder Neeme Järvi) mehr Zeit für Details, trägt allerdings für meinen Geschmack gegen Ende des Finales etwas zu dick auf. Während Järvi, wie so oft, mit seiner zwanghaften Brillanz recht oberflächlich erscheint, wirkt Evgeni Svetlanov über weite Strecken frischer und beschwingter, Kütson bewusst elegischer.
Kleinere Werke mit erstaunlichem Tiefgang
Die 13-minütige symphonische Dichtung Zeder und Palme (1898) – nach Heinrich Heines Gedicht Ein Fichtenbaum steht einsam – war Kalinnikows letztes Orchesterwerk. Hier gelingt den Musikern vom Niederrhein eine beeindruckende Darbietung, die unter die Haut geht und sogar Svetlanovs Klassiker Paroli bieten kann. Aufnahmetechnisch übertrumpft die gesamte CD sämtliche bisher vorliegenden Einspielungen dieser Musik, dynamisch wie mit sehr guter Räumlichkeit sowie ausgeglichenem Frequenzspektrum. Stimmungsvoll und gleichermaßen überzeugend erklingen die drei kürzeren Werke des Albums, von denen die knappe Streicherserenade in unter sieben Minuten einen erstaunlichen Tiefgang zeigt. Die beiden Intermezzi verfügen durchaus über Qualitäten, sind jedoch zu kurz, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Das Booklet ist informativ, ohne sich in detaillierteren Analysen zu verlieren. Ein wirklich gutes Plädoyer für Kalinnikows unterschätzte Musik.
Vergleichsaufnahmen: [Symphonie] National Symphony Orchestra of Ukraine, Theodor Kuchar (Naxos 8.553417, 1994), Royal Scottish National Orchestra, Neeme Järvi (Chandos CHAN 9546, 1987), USSR Symphony Orchestra, Evgeni Svetlanov (Moscow Studio Archives MOS20023, 1975) – [Zeder und Palme, Serenade, Intermezzi] USSR Symphony Orchestra, Evgeni Svetlanov (BMG 74321 49610-2, 1988).
Martin Blaumeiser [25.01.2024]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Vasily Kalinnikov | ||
1 | Le Cèdre et le Palmier | 00:12:57 |
2 | Sinfonie Nr. 1 g-Moll | 00:40:52 |
6 | Serenade for String g-Moll | 00:06:50 |
7 | Intermezzo Nr. 1 fis-Moll | 00:04:50 |
8 | Intermezzo Nr. 2 G-Dur | 00:04:17 |
Interpreten der Einspielung
- Niederrheinische Sinfoniker (Orchester)
- Mihkel Kütson (Dirigent)