Filigrane
Adriana von Franqué
Genuin GEN 24867
1 CD • 48min • 2023
03.03.2024
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die Pianistin Adriana von Franqué unternimmt eine Wanderung durch die „Lichterstadt“ Paris. Mit sinnlicher, sphärischer Musik von Debussy, Ravel oder Lili Boulanger lädt sie ein zu einem imaginären Spaziergang durch den Tuilerien-Garten, entlang der Seine oder zum Eiffelturm. „Filigran“ hat die Berliner Musikerin ihr Album genannt – ein schillerndes Wortspiel, kann doch das Adjektiv, das im Deutschen für „feingliedrig“ steht, im Französischen als „Wasserzeichen“ oder auch als „Kunstschmiedearbeit“ übersetzt werden. Im persönlich gehaltenen Beitext erzählt Franqué vom sommerlichen Paris-Besuch und ihren Erfahrungen mit den dargebotenen Werken. Dass aber auch zahlreiche Porträtfotos der Pianistin abgedruckt sind, verleiht dem Booklet die Anmutung einer Instagram-Story.
Pariser Stimmungsbilder
Es ist ein Album der Miniaturen, zarten Töne und Stimmungsbilder, die Adriana von Franqué mit noblem Anschlag und klaren Linien spielt. Kitsch kommt dank des zurückhaltenden Pedalgebrauchs nirgendwo auf.
In Lili Boulangers D’un vieux jardin verknüpft sie verträumte Nostalgie und sanfte Mystik. Sehr pariserisch klingen auch Ravels Noctuelles, deren flatternde Akkordfolgen den hektischen Flügelschlag von Nachtfaltern imitieren. Franqués Interpretation scheint tausend Farben zu reflektieren und bleibt dennoch konturiert und deutlich.
Auf der Pariser Weltausstellung erlebte Claude Debussy ein indonesisches Gamelan-Orchester. Seine Eindrücke verarbeitete er in Pagoden, dem ersten seiner Estampes („Kupferstiche“). Gong-Klängen im Bass und schillerndes Rauschen im Diskant vergegenwärtigen hier die exotischen Instrumente. Mit zarten Flamenco-Rhythmen und grazilen orientalischen Ornamente entführt Adriana von Franqué dann ins andalusische Granada. Debussys Estampes schließen mit den Gärten im Regen, wo die Pianistin effektvoll die tropfende Tonmalerei zur Geltung bringt.
Nachtfalter und Regentropfen
Dann entlockt sie dem Steinway die Klangwucht einer Orgel, in César Francks Spätwerk „Prélude, Choral et Fugue“. Ein Foto der Pianistin vor der Basilika Sainte-Clotilde, wo Franck mehr als drei Jahrzehnte als Organist tätig war, darf nicht fehlen…
Die Rarität des Albums stammt vom dem polnischen Wahlpariser Simon Laks, der Auschwitz als Leiter des dortigen Männerorchesters überlebte. Nach dem Krieg kehrte er nach Paris zurück und schrieb die „Hommage à Chopin“ zu dessen 100. Todestag. Adriana von Franqué trifft hier stilsicher den virtuos rauschenden Tonfall zwischen französischer Klangmalerei, Melodien à la Chopin und Laks‘ neuklassischen Harmonien. Auch ihr Besuch im Hause Laks, beim Sohn des Komponisten, ist im Booklet fotografisch dokumentiert. r
Antje Rößler [03.03.2024]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Lili Boulanger | ||
1 | D'un vieux jardin (aus: Trois morceaux pour piano) | 00:02:30 |
Simon Laks | ||
2 | Hommage à Chopin (Ballade) | 00:08:49 |
Maurice Ravel | ||
3 | Noctuelles (aus: Miroirs) | 00:04:39 |
Claude Debussy | ||
4 | I. Pagodes (aus: Estampes L 100 für Klavier solo) | 00:05:26 |
5 | II. La Soirée dans Grenade (aus: Estampes L 100 für Klavier solo) | 00:04:43 |
6 | III. Jardins sous la pluie (aus: Estampes L 100 für Klavier solo) | 00:03:42 |
César Franck | ||
7 | Prélude, Chorale et Fugue h-Moll FWV 21 | 00:17:47 |
Interpreten der Einspielung
- Adriana von Franqué (Klavier)