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Besprechung CD

Albert Lortzing

Ouvertüren • Concertstücke • Ballettmusiken

cpo 555 626-2

1 CD • 84min • 2023

17.07.2024

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Auch wenn Albert Lortzings Opern im heutigen Repertoire der Theater längst nicht mehr den Stellenwert haben wie noch zu meiner Schulzeit in den 60er Jahren, so sind sie im Katalog der Schallplattenfirmen doch relativ gut repräsentiert, vor allem seit cpo zuletzt mit den kaum noch gespielten späten Stücken Regina und Zum Großadmiral bestehende Lücken geschlossen hat. Die jetzt vorgelegte Sammlung reiner Orchesterstücke des bedeutenden Kleinmeisters der Vormärzzeit ist da sozusagen ein Appendix, der dem stets neugierigen Musikfreund wie dem unermüdlichen Sammler einige hübsche Pretiosen präsentiert, die er wahrscheinlich noch nie gehört hat.

Ouvertüren und Ballette

Der unbekannte Lortzing steht also im Focus des Programms, angefangen mit den vier Ouvertüren zu dem frühen Vaudeville Der Pole und sein Kind (Detmold, 1832), den komischen Opern Die beiden Schützen (Leipzig 1837) und Casanova (Leipzig 1841) und der komisch-romantischen Zauberoper Rolands Knappen (Leipzig 1848/49). Sie zeugen von sicherem Handwerk und frischer melodischer Einfallskraft und enthalten feine instrumentale Details. Französische Einflüsse (Auber, Boieldieu) sind dabei nicht von der Hand zu weisen, aber auch die deutsche Romantik spielt – vor allem im letztgenannten Titel – eine wichtige Rolle. Lortzing selbst schätzte auch seine Ouvertüre zu dem Drama Yelva von Eugène Scribe. Die Ballettmusiken haben – wie bei anderen Komponisten der Zeit – vor allem einen Divertimento-Charakter, der den dramatischen Fluss unterbricht. Im Fall der Undine bietet die Verlobung der Prinzessin Bertalda im Finale des 2. Aktes den dramaturgischen Anlass, im Hans Sachs ist es der Auftritt des Kaisers Maximilian, der hier als Deus ex machina fungiert.

Variationen - beliebte Kunstübungen

Variationen zu Themen oder ganzen Stücken anderer Komponisten zu schreiben, war seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert eine beliebte Kunstübung, wobei in manchen Fällen diese Second-Hand-Produkte ihre Vorlagen an künstlerischem Wert deutlich überragten. Das lässt sich im Falle der Variationen für Horn/Trompete und Orchester, die der 19jährige Lortzing möglicherweise aus Anlass einer Hochzeit anfertigte, nicht eindeutig behaupten, denn erst in jüngster Zeit fand man heraus, dass das Thema aus einem Quodlibet des heute unbekannten Matthäus Stegmayer (1771-1820) stammt, der seinerseits auf Melodien anderer Komponisten zurückgriff. Im Falle des Konzertstücks für Horn und Orchester in E-Dur, das er 1831 für den Detmolder Hornisten August Räuber schrieb und selbst als „Potpourri“ bezeichnete, ist die Spur der Vorlagen leichter zurückzuverfolgen: es handelt sich um Adaptionen aus Boieldieus Oper La dame blanche und Aubers Fra Diavolo. Im Schlussteil begnügt sich Lortzing nicht damit, einen Chor aus Boieldieus Oper zu zitieren und zu variieren, sondern übernimmt gleich dessen ganzen Satz. Wie auch immer: dieses virtuose Hornstück ist der Höhepunkt des vorliegenden Albums.

Im Ganzen gelungen

Der Versuch, den unbekannten Lortzing wieder ins Blickfeld zu rücken, ist im Ganzen gelungen. Allerdings habe ich den Eindruck, dass Ernst Theis am Pult des WDR Funkhausorchesters die Musik schwergewichtiger nimmt als sie gedacht ist, als ob es sich um Stücke von Beethoven handele. Der Orchesterklang ist mir zu kompakt. Die Schwerelosigkeit und Eleganz von Lortzings Stil wird hingegen perfekt umgesetzt von dem Hornisten Marc Gruber und dem Trompeter Philipp Baader. Ihnen gebühren 10 Punkte in der Bewertung. Sehr hilfreich ist der Booklet-Kommentar von der Lortzing-Kennerin Irmlind Capelle.

Ekkehard Pluta [17.07.2024]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Albert Lortzing
1Casanova 00:09:15
2Undine (Ballettmusik) 00:10:35
3Die beiden Schützen 00:05:53
4Konzertstück E-Dur für Horn und Orchester 00:14:09
5Der Pole und sein Kind 00:06:02
6Hans Sachs (Ballettmusik) 00:13:51
7Rolands Knappen 00:06:47
8Konzertstück B-Dur für Trompete und Orchester 00:09:46
9Ouvertüre zu dem Schauspiel Yelva von Eugène Scribe 00:06:36

Interpreten der Einspielung

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