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Erinnerung

Bruckner in St. Florian
St. Florianer Sängerknaben

Solo Musica SM 450

1 CD • 63min • 2023

25.07.2024

Künstlerische Qualität:

Klangqualität:

Gesamteindruck:

Nicht ohne Rührung, vielleicht sogar leichtem authentischem Erschauern hört man sich diese CD an: Zum 200. Geburtstag von Anton Bruckner singen die St. Florianer Sängerknaben Werke ihres großen ehemaligen Sängerknabenkollegen in der Kirche, in der unter der Orgel Bruckner begraben liegt, dabei auch Lieder, die auf dem Flügel begleitet werden, an dem Bruckner einst selber saß. Und die St. Florianer Sängerknaben machen ihrem Vorbild (meist) alle Ehre: Nicht mystisch schimmernd, sondernd handfest als liturgische Werke singen sie unter der Leitung von Markus Stumpner die bekannten Chöre, mit genau konturiertem, geschlossenem, einheitlich geformtem Chorklang mit schönen tiefwarmen Bässen und einer strahlendoffener Höhe ohne jeden Kiekser, der sich bei Knabenchören manchmal einstellt. Wie genau geformt, kann man im allseits bekannten Ave Maria hören: Bei dem Wort „benedictus“ treffen sie mit dem genau ausgehorchtem verkürztem G-Dur-Nonakkord den herben Klang, der sich sofort darauf so schnell ins C-Dur auflöst. Wenn es bewegter wird, so etwa im 22. Psalm (Track 5), wird es für die Knabenstimmen etwas schwieriger, da geht es nicht so elegant trennscharf ins Gleiten. Das hört man auch deswegen, weil die mit Klavier begleiteten Werke in einem kleineren Raum ohne Kirchenhall aufgenommen sind.

Bruckner als Männerchor- und Liedkomponist

Hervorragend ist der Männerchorklang; geschlossen, frisch, jung und gut geschult und so genau wie Orgeltöne – man weiß ja, dass Bruckner in Linz als allseits geschätzter Leiter der Liedertafel „Frohsinn“ wirkte. In der Rückschau amüsant ist Der Lehrerstand (Track 6) – gerade auch wegen der „überschwänglichen und heute kaum mehr ernst zu nehmenden Worte“ (so das Booklet). Schade, dass die Texte nicht abgedruckt sind. Aber man hört, wie versiert Bruckner als Männerchorkomponist war.

Alois Mühlbacher, ein ehemaliger Florianer Sängerknabe, hat sich zu einem hochachtbaren Countertenor entwickelt. Ausdrucksvoll und sprachlich sehr nachdrücklich singt er zwei Lieder von Bruckner mit sehr gut geführter, auch hell aufstrahlender Stimme, die auch bei dunklen Vokalen leuchtet und die immer noch ein bisschen vom Knabenstimmenklang behalten hat. „I könnt’s schon, aber i will nicht“, wird Bruckner im Booklet zitiert, als er gefragt wurde, warum er nicht mehr Lieder schreibe. Er hat’s wirklich gekonnt, weiß man nun, und Alois Mühlbacher ist ein begeisterter Prophet dafür.

Bruckner-Orgel und Bruckner-Flügel

Am Bruckner-Flügel träumt sich – mit etwas dafür hartem Anschlag – Franz Farnberger, ehemaliger Leiter der Florianer Sängerknaben, durch Bruckners Erinnerung (Track 9), und Klaus Sonnleitner, St Florians Hausorganist, führt vor, wie verliebt Bruckner in die heute „Bruckner-Orgel“ genannte Orgel von St. Florian war. Das Schlussstück, Tota pulchra es, vereinigt nochmal (fast) alle: Sängerknaben, Männerchor und den Dirigenten Markus Stumpner als Tenorsolisten, der seine Stimme so sorgfältig führt wie der den Chorklang formt.

Rainer W. Janka [25.07.2024]

Komponisten und Werke der Einspielung

Interpreten der Einspielung

• St. Florianer Sängerknaben (Chor)