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Besprechung CD

En Couleur

Trio Colores

Solo Musica SM 467

1 CD • 62min • 2023

04.10.2024

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Schlagwerker im Orchester stehen oft am hinteren Rand der Bühne, dabei sorgen sie für den pulsierenden Herzschlag im Klangkörper und liefern viele Klänge, die gerade in einer Partitur benötigt werden. Als hochausgebildete Spezialisten verspüren sie nicht selten das Bedürfnis, aus dem Schatten heraus und ins Rampenlicht hinein zu treten. Und zwar nicht aus Eitelkeit, sondern aus künstlerische Konsequenz. Lukas Staffelbach, Fabian Ziegler und Matthias Kessler folgten diesem inneren Drang von Beginn ihrer Ausbildung an und haben sich nun mit ihren Album „En Couleur“ einen Traum verwirklicht, hinter dem fünf Jahre Entwicklungsarbeit stehen.

Klangprächtiges Statement

En Colour ist Statement und farbenprächtiger Klangrausch, der beim Hören unerschöpflich über die imaginäre Leinwand flimmert. Staffelbach, Ziegler und Kessler spielen Vibraphone, Marimbas, Metall- und Holzplatten, Glockenspiele und eine Reihe weiterer faszinierender Instrumente. Mehr aus dem Vollen zu schöpfen, geht hier wohl kaum: Von tiefen, erdigen Tönen der Marimbas bis hin zu den kristallklaren, fast glitzernden Klängen der Glockenspiele werden Klangfarben gemalt, die sich förmlich in der Luft mischen und ineinanderfließen. Jeder Ton und jeder Impuls bringt eine neue Nuance in dieser Palette, die im übrigen klangtechnisch hervorragend realisiert werden konnte.

Kraft und Finesse

Der Höhepunkt dieses Abenteuers ist die symphonische Dichtung Danse Macabre von Camille Saint-Saëns. Dieses Werk scheint geradezu für die Übertragung auf Schlaginstrumente geschaffen, schließlich macht schon in seiner Originalversion das Xylofon die klappernden Knochen des personifizierten Todes bildhaft hörbar. Das Trio Colores reizt genau diese Assoziationen konsequent weiter aus: Wie geisterhafte Gestalten tanzen die Melodien in atemloser Geschwindigkeit über die schimmernden Metallplatten des Vibraphons. Die Marimbas lassen dunkle, geheimnisvolle Untertöne aufsteigen, während die Glockenspiele funkeln. Das Präludium galoppiert in einem fieberhaften Sechsachteltakt vorwärts, während farbenprächtige Linien über feinsinnige Begleitfiguren schweben und die gesamte Klangvielfalt des Trios auskosten. Die Dynamik dieser Interpretation entfaltet sich mit einer Kraft und Finesse, die sonst nur große Sinfonieorchester erreichen. Fast wie eine mächtige Orgel erklingen die Mallet-Instrumente in der Fuge.

Unkonventionell und werkgetreu zugleich

Es folgt ein kürzeres Stück: Die Toccata von Germaine Tailleferre, ursprünglich für zwei Klaviere geschrieben, bündelt diese klangliche und rhythmische Kraft in einem kompakten Vierminutenformat. Im Original werden hier alle Möglichkeiten des Klavierduos ausgereizt. Hier gibt es den vibrierenden Klangeruoptionen des schweizerischen Schlagwerker-Trios Nahrung.

Claude Debussys Petite Suite mutet damit verglichen fast introvertiert an, wo der Schöpfer des Impressionismus ebenfalls von alten Formen des französischen Barock ausgeht, hier erschaffen die drei Künstler eine zarte Traumwelt, in der Holzplatten und Metallkörper wie Pinselstriche auf der unsichtbaren Leinwand wirken.

Energie und Leichtigkeit

Und dann, ungebremst spielerisch und fast wie ein wildes Zugabenstück nach einem langen, hochkonzentierten Konzert, reißt Darius Milhauds jazziges Kultstück Scaramouche wie ein erfrischender Weckruf aus der Kontemplation heraus. Ursprünglich für zwei Klaviere geschrieben, markiert die neue Version für drei Mallet-Spieler auch eine „Übersetzungsleistung“. Vier Pianistenhände wollen erstmal auf drei Spieler, die jeweils mit nur zwei Schlägel pro Hand also nur zwei Töne spielen können, übertragen werden. Die Rechnung der drei jungen Schweizer ging auf jeden Fall auf: Auch dieses Werk sprüht vor Energie und Leichtigkeit – und der Klang entfaltet sich in einer ganz neuen, unerwarteten Frische.

Fazit: Hier machen sich drei Musiker die Vielfalt der Orchesterstimmen zueigen und übersetzen sie mit bewundernswerter Präzision und Tiefe in ein neues, erfrischend unkonventionelles Format. Und was noch nicht einmal zu Lasten der Werktreue geht...

Stefan Pieper [04.10.2024]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Camille Saint-Saëns
1Danse macabre op. 40 00:07:20
Maurice Ravel
2Le Tombeau de Couperin 00:24:57
Germaine Tailleferre
8Toccata 00:03:44
Claude Debussy
9Petite Suite L 65
Darius Milhaud
13Scaramouche op. 165b 00:09:32

Interpreten der Einspielung

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