CD • SACD • DVD-Audio • DVD Video

A Tres Voces

Frensel Wegener • León • Reger • Hyde
TriOlogie String Trio

Prospero Classical PROSP0101

1 CD • 60min • 2023

28.11.2024

Künstlerische Qualität:

Klangqualität:

Gesamteindruck:

Streichtrios erregen immer noch weit weniger Aufmerksamkeit als Streichquartette, obwohl über einige Komponistengenerationen die Werke dieser Gattung eigentlich gleich innovativ oder interessant waren und sind. Mit Beiträgen dreier in Deutschland noch recht unbekannter Komponistinnen sowie dem ersten Streichtrio von Max Reger stellt sich nun das TriOlogie String Trio vor: Nevena Tochev (Violine), Meredith Kuliew (Viola) und Elodie Théry haben sich 2019 an der Hochschule Luzern kennengelernt, konzertieren regelmäßig miteinander und sind in gerade mal vier Jahren zu einem bemerkenswerten Ensemble zusammengewachsen.

Knappe, eindringliche Suite von Emmy Frensel Wegener

Die Niederländerin Emmy Frensel Wegener (1901–1973) wurde bereits mit Mitte Dreißig durch eine schwere Multiple Sklerose zur Aufgabe ihrer Kompositionstätigkeit gezwungen. Immer schon mit einer Vorliebe für kompakte Stücke, liefert sie auch in der 1925 entstandenen Suite für Streichtrio – vier der fünf Sätze dauern unter 1½ Minuten – ein hochkonzentriertes, teils dissonantes Feuerwerk an Ideen und klaren Charakteren ab. Die drei Streicherinnen kommen mit dem Druck, hier immer sofort zum Kern der Dinge vorstoßen zu müssen, blendend zurecht, können im immerhin dreiminütigen Andante ihre Ausdrucksstärke voll auskosten.

Musik von Miriam Hyde und Tania Léon

Noch mit 89 Jahren spielte die australische Komponistin und Pianistin Myriam Hyde (1913–2005) ihr 2. Klavierkonzert. In ihrer Londoner Studienzeit erhielt sie zahlreiche Preise, kehrte dann allerdings wieder in ihre Heimat zurück. Ihr viertelstündiges Streichtrio von 1932 ist ausgereift, aber konventioneller als Wegener und wird vom TriOlogie String Trio feinsinnig dargeboten. Am ehesten dürfte man hierzulande noch die seit langem in New York tätige, ursprünglich aus Kuba stammende Tania León (Jahrgang 1943) kennen, nicht nur weil sie in letzter Zeit mehrfach geehrt wurde. Das für dieses Album titelgebende Stück „A Tres Voces“ von 2010 ist selbstredend weitaus moderner als die übrigen Werke und mit seiner Verwendung komplexer afrokubanischer Rhythmen und aktueller Kompositionstechniken in jeder Hinsicht überzeugend. Deutlich in Abschnitte unterteilt und mit einigen schönen Soli, kann das Ensemble bei Leóns Musik wunderbar zeigen, was es so alles draufhat. Die drei Damen sind nicht nur klanglich perfekt aufeinander abgestimmt, sondern emotional schlicht mitreißend.

Max Reger – erstaunlich wenig verkopft

Verglichen mit Brahms, führt Max Regers Kammermusik immer noch ein Schattendasein. Sicher ist sie schon technisch höchst anspruchsvoll, aber gilt zudem nicht zu Unrecht als ziemlich verkopft. Das 1. Streichtrio von 1904 ist da jedoch eine schöne Ausnahme. Hier spürt man nichts von den Grenzüberschreitungen im Umfeld entstandener Werke hinsichtlich Harmonik und Polyphonie; vieles wirkt volkstümlich und – gerade im Scherzo – sogar humorvoll. Das TriOlogie String Trio braucht sich hier etwa vor dem renommierten Mannheimer Streichquartett keineswegs zu verstecken. Die Mannheimer betonen in Regers Trio zwar etwas mehr die durchaus vorhandenen Kontraste und die Strukturen des Stücks, dafür sind die Damen aus Luzern in ihrem Ausdruck glaubwürdiger und direkter, wirken weniger akademisch. Aufnahmetechnisch ist die Koproduktion mit dem SRF perfekt, Booklet und Aufmachung, wie von Prospero gewohnt, hochwertig: ein wirklich gelungenes Debütalbum, das aufhorchen lässt.

Vergleichsaufnahme: [Reger] Mitglieder des Mannheimer Streichquartetts (MDG 336 0711-2, 1996).

Martin Blaumeiser [28.11.2024]

Komponisten und Werke der Einspielung

Interpreten der Einspielung

• TriOlogie String Trio (Streichtrio)