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CD • SACD • DVD-Audio • DVD Video

Besprechung CD

Incantation

Roberto Zadra • Zihao Wang

Ars Produktion ARS 38 674

1 CD • 44min • 2023

14.03.2025

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Mit der vorliegenden Neuerscheinung gibt das Wang-Zadra Duo, bestehend aus dem Saxophonisten Zhao Wang und dem Gitarristen Roberto Zadra, sein CD-Debüt. Die beiden jungen Musiker präsentieren vier eher kompakte Werke vorwiegend aus dem 21. Jahrhundert, zwei von ihnen Originalkompositionen, die beiden anderen Bearbeitungen aus der Feder von Zadra. Am Beginn der CD steht die Sonate für Gitarre und Saxophon (2011) des US-Amerikaners Russell Peterson (Jg. 1969), selbst u.a. Saxophonist zwischen Klassik und Jazz. Davon zeugt auch seine Sonate, die in drei kurzen Sätzen zu jeweils vier Minuten deutlich vom Jazz geprägt ist, speziell in den Ecksätzen mit spannungsvoller Note und effektvoller Dramatik, kontrastiert von einem frei-elegischen Mittelsatz. Ist hier also Jazz die wesentliche Inspiration, so baut das folgende Werk des chilenischen Gitarristen Javier Contreras (Jg. 1983) auf lateinamerikanischer Folklore auf.

Konzertanter Samba

Im Jahre 1917 wurde der erste Samba auf Tonträger aufgenommen, und diesem Jubiläum huldigt Contreras in seinem 2017 entstandenen CEM (portugiesisch für hundert), einer Art konzertantem Samba von etwa zehn Minuten Dauer. Ursprünglich ein Stück für Violine und Gitarre, hat Zadra das Werk für Sopransaxophon arrangiert, und obwohl das Original in Teilen nachdrücklich von den Spezifika des Violinklangs geprägt ist (indem es mit dem Klang leerer Saiten spielt, eine Kadenz beinhaltet etc.), gelingt Zadra eine überzeugende Adaption auf das Saxophon. Beides sind Werke von moderater Modernität, unkompliziert rezipierbar und solide gemacht, im Konzert durchaus wirkungsvoll.

Rautavaaras tänzerisch-pastorale Sonate

Ähnliches gilt auch für Motherlands für Sopransaxophon und Gitarre des walisischen Komponisten und Gitarristen Stephen Goss (Jg. 1964), eine Suite in sechs kurzen Sätzen aus dem Jahre 2019. Hier begegnen sich Klezmer, osteuropäische Folklore und Spirituals, und der Schlusssatz versetzt den Hörer nach Beirut. Reizvoll sind dabei nicht zuletzt die ruhigen, intimen Momente, die das Werk gerade in den Sätzen 3 und 5 prägen. Bei weitem der bekannteste Komponist des Albums ist schließlich Einojuhani Rautavaara (1928–2016), vertreten mit einer Bearbeitung seiner Sonate für Flöte und Gitarre (1975). Im gleichen Jahr wie sein Flötenkonzert entstanden, gibt es zwischen beiden Werken einige Parallelen wie etwa die tänzerische, pastorale Grundstimmung; dass Rautavaara in dieser Besetzung auf die für seine reife Orchestermusik typischen sacht dissonanten Akkorde im ganzen Panorama des (Streich-) Orchesters verzichten muss, ist nicht zwangsläufig ein Nachteil, ein erfrischendes, kapriziöses Werk, das frische Luft atmet; in puncto Komposition der Höhepunkt der CD.

Solide Interpretationen

Wang und Zadra liefern insgesamt solide Lesarten dieser Musik ab. Petersons Sonate würde von etwas mehr Zuspitzung profitieren, was etwa den frechen, leicht gereizten, unwirschen Humor des Kopfsatzes oder die Dramatik des Finales betrifft, die melodischen Bögen des Mittelsatzes könnten fließender gestaltet werden. Goss’ Motherlands begreifen die beiden Musiker agil und temperamentvoll, und auch die fauneske Charakteristik von Rautavaaras Sonate arbeitet das Wang-Zadra Duo gut heraus. Erwähnenswert ist Wangs geschmeidiger, von einigem Schmelz geprägter Ton speziell auf dem Sopransaxophon. Klanglich ist das Album leicht trocken geraten, ohne dass dies eine wesentliche Einschränkung darstellen würde. Den eher kurzen Begleittext des Albums hat Zadra verfasst; schade ist, dass einige Basisdaten wie Geburtsjahre der (den meisten Hörern wohl eher nicht geläufigen) Komponisten ebenso wie die Entstehungsdaten der einzelnen Werke fehlen. Ein mit etwa 44 Minuten recht knappes, aber durchaus ansprechendes Debüt.

Holger Sambale [14.03.2025]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Russel Peterson
1Sonate für Gitarre und Saxophon 00:12:01
Javier Contreras
4Cem 00:10:21
Stephen Goss
5Motherlands 00:13:36
Einojuhani Rautavaara
11Sonate für Flöte und Gitarre 00:07:49

Interpreten der Einspielung

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