Italienische Reminiszenzen
Clementi Respighi Liszt
Maria Pia Vetro piano

Kaleidos KAL 6373-2
1 CD • 74min • 2024
13.04.2025
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die italienische Pianistin Maria Pia Vetro hat in Köln studiert und lebt in Deutschland. Auf ihrer Debüt-CD gibt sie sich „Italienischen Reminiszenzen“ hin, spielt also Musik von italienischen Komponisten oder solchen, die von Italien inspiriert wurden. Dabei bewegt sie sich durchaus abseits ausgetretener Pfade: Muzio Clementi tauch immer noch selten in Konzertprogrammen auf, die Monferrinas op.49 gibt es bei jpc nur auf einer einzigen Aufnahme von Dominic Cheli; Ottorino Respighi hört man auch weniger in Klavier-Recitals, öfter dafür die Verdi-Konzert-Paraphrasen von Liszt.
Spritziges vom „Father of the Fortepiano“
Die Monferrinas sind italienische Volkstänze im 6/8-Takt, die aus der Region Piemont stammen und in England zu Beginn des 19. Jahrhunderts populär wurden – charakteristisch für den weltläufigen Muzio Clementi, der zwar aus Italien stammt, aber in ganz Europa heimisch wurde und sich am Ende in England niederließ, wo er als Landhausbesitzer starb und in der Westminster Abbey begraben wurde. „Father of the Fortepiano“ steht auf seinem Grabstein. Es sind entzückende, erfindungsreiche und überraschend vielfältige kleine Kompositionen. Maria Pia Vetro spielt sie mit silberhellem und klarem Ton, feinsinnig, charmant und fast ein bisschen spitzbübisch, spritzig und temperamentvoll. Mit winzigen Ritardandi und dynamischen Abschattierungen belebt sie diese hübschen Miniaturen, die tanzlustig, aber auch mal besinnlich-empfindsam, mal in Moll, mal jagend oder auch leicht verhangen daherkommen.
Clementis Sonata in b-Moll op. 40 Nr. 2 hat zwei Sätze, die jeweils pathetisch-bedeutsam bis schwerblütig beginnen. Maria Pia Vetro übertreibt das Pathos nicht, treibt es eher energisch voran, auch wenn „molto adagio“ dasteht, lässt dann die Bässe ordentlich fauchen und die chromatischen Skalen hurtig hinunterrasen. Clementi muss sich da nicht hinter den Komponisten seiner Zeit verstecken.
Geschmack und Klangsinn
Mit viel Geschmack und Klangsinn wirbt die Pianistin für die Klavierwerke ihres Landsmannes Respighi, den man eigentlich eher als Orchesterkomponisten wahrnimmt. Geschmackvoll eingesetzt sind die Staccati, die die Laute imitieren wollen in einer der Antiche Danze per liuto (Track 15), akkordrauschend wie bei einer Laute ist eine andere (Track 16). Ihre absolut reine Virtuosität demonstriert sie in drei der Sei Pezzi per Pianoforte.
Ihre virtuose Pranke auspacken kann Maria Pia Vetro dann in den beiden Verdi-Paraphrasen über das Miserere du Trovatore und über Rigoletto. Da bringt sie beim Trovatore die tiefsten Bässe zum Dröhnen und Drohen und grollenden Rollen, bis sie die schmachtende Tenor-Melodie des Manrico zum drängenden Singen bringt, da umgibt sie die Rigoletto-Melodien mit einem irisierenden Schleier voller Fiorituren und Arpeggios: überwältigend und einfach charmant. Gerne hört man diese junge Pianistin wieder einmal – und ist gespannt, was sie wieder an Raritäten findet.
Rainer W. Janka [13.04.2025]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Muzio Clementi | ||
1 | Monferrina G-Dur op. 49 Nr. 1 | 00:01:26 |
2 | Monferrina C-Dur op. 49 Nr. 2 | 00:01:56 |
3 | Monferrina E-Dur op. 49 Nr. 3 | 00:02:02 |
4 | Monferrina C-Dur op. 49 Nr. 4 | 00:01:58 |
5 | Monferrina A-Dur op. 49 Nr. 5 | 00:02:25 |
6 | Monferrina d-Moll op. 49 Nr. 6 | 00:01:19 |
7 | Monferrina D-Dur op. 49 Nr. 7 | 00:01:27 |
8 | Monferrina Es-Dur op. 49 Nr. 8 | 00:01:08 |
9 | Monferrina G-Dur op. 49 Nr. 9 | 00:02:15 |
10 | Monferrina C-Dur op. 49 Nr. 10 | 00:02:22 |
11 | Monferrina F-Dur op. 49 Nr. 11 | 00:02:02 |
12 | Monferrina C-Dur op. 49 Nr. 12 | 00:03:27 |
13 | Klaviersonate h-Moll op. 40 Nr. 2 | 00:17:33 |
Ottorino Respighi | ||
15 | I. Italiana (anon., Ende 16. Jh.) Andantino aus Antiche Danze ed Arie per Liuto P 114 | 00:02:56 |
16 | III. Siciliana (anon., Ende 16. Jh.) Andantino aus Antiche Danze ed Arie per Liuto P 114 | 00:03:26 |
17 | Studio As-Dur P 44,5 | 00:01:43 |
18 | Notturno (aus Sei pezzi per pianoforte P 44) | 00:04:50 |
19 | Valse Caressante (aus Sei pezzi per pianoforte P 44) | 00:03:47 |
Franz Liszt | ||
20 | Miserere du Trovatore S 433 R 266 | 00:08:22 |
21 | Konzertparaphrase nach der Oper »Rigoletto« von G. Verdi S 434 R 267 für Klavier | 00:07:21 |
Interpreten der Einspielung
- Maria Pia Vetro (Klavier)