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Besprechung CD

Ludwig van Beethoven

Kavatine • Sonatas op. 109, 110 & 111
Christian Sandrin

Evil Penguin Classic EPRC 0068

1 CD • 72min • 2024

18.03.2025

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Beethovens späte Klaviersonaten faszinieren Musiker und Hörer seit jeher. Diese späten Werke haben eine ganz eigene Aura. In Sachen Ausdrucksintensität und formale Architektur erklomm der vollkommen ertaubte Komponist hier ein ganz neues Niveau. Nun hat sich der rumänisch-britische Pianist Christian Sandrin, Sohn des in Fachkreisen anerkannten Klavierpädagogen Sandu Sandrin, die drei letzten von Beethovens 32 Klaviersonaten vorgenommen.

Beethoven im Blaulicht

Als Sandrin die Stücke live in London spielte, griff er zum von Alexander Skrabin entwickelten Farbenklavier: Opus 109 erstrahlte in bläulichem E-Dur, das As-Dur-Stück Opus 110 leuchtete pink; Opus 111 war in rotes c-Moll eingetaucht. Fragt sich, ob eine solche Beleuchtung das musikalische Geschehen wirklich bereichert. Erkennbar wird hier jedoch der Druck, unter dem jeder Interpret dieser Sonaten steht: Man muss einen neuen, eigenen Ansatz finden – gleichzeitig sitzt dem Pianisten jedoch eine ganze Ahnengalerie von meisterhaften Künstlern im Nacken, deren Leistungen auf ewig auf Schallplatte gebannt wurden.

Christian Sandrin, Anfang Dreißig, hat sich auf eine Reise begeben, die emotionale Tiefe und transzendentale Dimension der späten Beethoven-Sonaten zu ergründen. Ein Anlass für diese Auseinandersetzung war der Tod seines Vaters. Nicht jede Passage wirkt hier bis ins Letzte durchdacht und ausgereift. Doch man begleitet den Pianisten gern auf seiner Reise, denn er hat etwas zu erzählen.

Die E-Dur-Sonate op. 109 findet ihren Höhepunkt im Variationen-Finale, das mit „Gesangvoll, mit innigster Empfindung“ überschrieben ist. Sandrin geht das zügig an, mit stürmischem Spiel; jedoch stört er durch fahrige Agogik den ruhigen Puls der Musik.

In der As-Dur-Sonate op. 110 verbreitet er zunächst mit kristallklarer Transparenz eine lichte, frühlingshafte Stimmung. Das Scherzo wünschte man sich rhythmisch knackiger; hier geht es im Bass zu mulmig zu. Im Schlusssatz freut man sich über innige, beseelte Rezitativ-Figuren. Die Fuge jedoch verliert im Pedalhall ihre Vielschichtigkeit und Spannkraft.

Atempause mit einer ruhigen Kavatine

Als Übergang zur letzten Sonate platziert Christian Sandrin die lyrische Kavatine aus Beethovens späten Streichquartett op. 130, in der Klavierfassung des Liszt-Schülers Carl Tausig. Dessen Version folgt Beethovens Notensatz eng, kommt weitgehend ohne romantisierende Zusätze à la Busoni aus. Passend ist dieser Einschub, weil der angsterfüllte, von Beethoven als „beklemmt“ bezeichnete Mittelteil auf die Arietta aus der Klaviersonate op. 111 vorausweist.

Diese Arietta aus op. 111 interpretiert Sandrin farbenreich und transparent, dynamisch abgestuft, mit expressiv aufgeladenen Trillerketten. Jedoch arbeitet er beim Tempo nicht immer genau. Dadurch gerät die rhythmische Architektur, die sich über einem steten Grundtempo entfaltet, ins Wanken. Mehr überzeugt Sandrin im Kopfsatz, wo er wilde Spannungsbögen baut.

Der Pianist legt eine jugendfrische, leidenschaftliche, persönlich gefärbte Lesart der drei späten Beethoven-Sonaten vor. Auch wenn er zuweilen bei Pedalgebrauch und agogischen Freiheiten übertreibt – sein Überschwang tut diesen Stücken gut, deren sangliche Milde und Innigkeit oftmals übertont werden. Christian Sandrin zeigt, dass auch der aufbrausende Beethoven hier seinen Platz hat. Das Publikum darf gespannt sein, wie der Künstler an diesen Sonaten weiter reift und wächst.

Antje Rößler [18.03.2025]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Ludwig van Beethoven
1Klaviersonate Nr. 30 E-Dur op. 109 00:18:58
4Klaviersonate Nr. 31 As-Dur op. 110 00:19:40
7Streichquartett Nr. 13 B-Dur op. 130 (V. Cavatina. Adagio molto espressivo) 00:06:25
8Klaviersonate Nr. 32 c-Moll op. 111 00:26:29

Interpreten der Einspielung

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