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Besprechung CD

Liszt at the Opera VI

Hyperion CDA67406/7

2 CD • 2h 34min • 1997, 1998

01.09.1999

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 6
Klangqualität:
Klangqualität: 6
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Wenn ich den Überblick behalten habe, dann beschließt Leslie Howard mit der sechsten Folge Liszt at the Opera die bühnenbezogenen Aktivitäten seines monumentalen Liszt-Projektes. Im Rückblick auf die zuvor veröffentlichten fünf Folgen – jeweils mit zwei prall gefüllten CDs bestückt – und unter Berücksichtigung der übrigen Einspielungen scheinen mir die operntheatralischen Arbeiten in ihrer pianistischen Übermittlung die problematischste Sparte zu sein. Schwierige, anstrengende Stücke wie der Faust-Walzer haben dies sehr anschaulich gezeigt: Howard nimmt sich für die lyrischen, nachdenklichen, sonnigen Passagen wenig Zeit und stürzt sich – wie ein Hungriger mit vollem Mund – schon vor dem genüßlichen Hinunterschlucken auf die nächste Köstlichkeit. Man wird dessen erst richtig gewahr, wenn im Bereich der bekannteren Titel hervorragende Interpretationen zur Verfügung stehen, was in vielen Fällen von Howards Gesamtaufnahme natürlich nicht der Fall ist, zumal er ja auch in dieser hier vorliegenden Folge fast ausnahmslos Versionen zur Diskussion stellt, die bisher unbeachtet geblieben sind. Im Fall der Tannhäuser-Ouvertüre jedoch liegen mit Einspielungen von Cziffra, Bolet, Moisiewitsch oder Bulva eine Reihe von geglückten bis weniger erfreulichen Versuchen vor, so daß der kritische Hörer sehr schnell mit sich im Reinen ist, die quasi live produzierte Czifra-Aufnahme aus den 50er Jahren als einzige Deutung zu bestätigen, die Kraft, Folgerichtigkeit, Glanz, Schwärmerei, Verzückung und erotisches Flackern mit den an sich ungenügenden Mitteln des Klaviers zu suggerieren vermöchte. Howard gelingt eine gescheite Vorlesung der von Liszt auf Klaviertemperatur gebrachten Wagner-Vorgaben, ordnet mit Umsicht, steigert nach Kräften. Was ihm fehlt, ist eine transzendentale Sicht, ja Verrücktheit der manuellen Kapazität, die einzig und allein dafür bürgen könnte, das Außerordentliche des Sujets auch auf Tasten begreifbar zu machen. Und dennoch muß man auch hier wieder tief den Hut ziehen, denn Howard gelingt es – in Verbindung mit klugen, unterhaltsamen Werk- und Situationsbeschreibungen im Begleitheft – mit den spezifischen Problemstellungen der klaviergebundenen Opern-Vermarktung vertraut zu machen. Er taucht ein in eine Disziplin der gewitzten Kunstfertigkeit, in die phantasievollen Themenkoppelungen und durchaus eigenschöpferischen Paraphrasen, die zu Liszts Zeiten und bis weit in die Gegenwart so etwas wie die Funktion des Opernführers, ja mehr noch: des Tonträgers übernommen hatte. Von besonderem Reiz für Raritätensammler sind in dieser Folge die Réminiscences de La Scala mit Bezug u.a. auf Mercadantes Il giuramento und die zweite Version der Puritaner-Reminiszenzen. Aber auch die anderen, dem Titel und dem Material nach bekannten Opernauszüge werden durchwegs in Fassungen dokumentiert, die bislang auf Platte nicht greifbar waren.

Peter Cossé † [01.09.1999]

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