Cembalomusik des jungen J.S. Bach II
hänssler CLASSIC 92.103
2 CD • 1h 46min • 1999
01.12.1999
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
So schwer die Auswahl unter den diversen Bach-Gesamtaufnahmen und Auswahl-Editionen auch ist: Die Cembalo-Aufnahmen von Robert Hill gehören zu besten, die es derzeit auf dem Markt gibt. In der edition bachakademie erschien bereits eine überzeugende Kunst der Fuge, nun nimmt der Freiburger Tastenvirtuose ebenfalls für das Hänssler-Projekt Johann Sebastian Bachs frühe Cembalowerke auf – darunter einerseits Stücke, die sich bei der Konkurrenz nicht finden, andererseits aber auch viele Kompositionen, bei denen Bachs Autorschaft stark bezweifelt wird. Diese Editionspraxis hat gegenüber der von Teldec (dort werden alle Cembalowerke in zwei Boxen gepackt) einige Vorteile: Der Hörer kann die Einflüsse des jungen Bach, seine Gewandtheit in verschiedensten Stilen chronologisch studieren. Wobei das Wort "früh" in diesem Zusammenhang leicht mißverstanden werden kann – als unvollkommener Gegensatz zum reifen Spätwerk. Doch Werke wie die B-Dur-Suite BWV 821 oder die g-Moll-Ouvertüre BWV 822 offenbaren die unglaubliche Meisterschaft des kaum 20jährigen Bach, jedoch in einem experimentierfreudigen, eher italienisch geprägten Stil, der sich von dem des spekulativen Spätwerks eklatant unterscheidet.
Anders als in der Kunst der Fuge, die Hill auf einer Kopie eines italienisch konzipierten Cembalos des späten 17. Jahrhunderts spielte, wählte der Künstler diesmal ein Cembalo nach Pascal Tascin von 1769 – gewagt für Werke, die 60 bis 70 Jahre früher an Instrumenten entstanden, die mit Sicherheit anders dimensioniert waren. Doch Hill setzt die ungewöhnliche Klangpracht des Instruments gekonnt ein. Etwa im Schlußsatz von BWV 821, wenn er für die Echo-Effekte wundervoll kontrastierende Klangwirkungen findet. Überhaupt ist sein Cembalospiel erfrischend undogmatisch. Mit lebhafter, nahezu sprechender Agogik und kleingliedriger Phrasierung setzt er überdeutlich Akzente, der Schwerpunkt liegt dabei auf der silbrig lichten Transparenz (und für diese wohl benötigt er das französische Instrument!). Die Verzierungen werden durch Hills verspielte Vitalität bisweilen zu hochvirtuosen Perlen, doch nie zum Selbszweck: Da macht auch nach mehr als hundert Minuten purer Cembalomusik das Zuhören noch Spaß – zumal der Cembalist auch in Fragen der Tempi bemüht ist, jegliche Eintönigkeit zu vermeiden, wie seine eigenwillige Lesart des h-Moll-Präludium BWV 923 zeigt.
Hagen Kunze [01.12.1999]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach | ||
1 | Sonata D-Dur BWV 963 | |
2 | Suite B-Dur BWV 821 für Violoncello | |
3 | Fuge B-Dur BWV 955 | |
4 | Preludio d-Moll BWV 905,1 | |
5 | Fuge a-Moll BWV 959 | |
6 | Sarabande con Partite C-Dur BWV 990 | |
7 | Präludium h-Moll BWV 923 | |
8 | Fuge h-Moll BWV 951 | |
9 | Toccata D-Dur BWV 912a | |
10 | Ouvertüre g-Moll BWV 822 | |
11 | Fuge h-Moll BWV 951a (nach Tomaso Albinoni) | |
12 | Fuge C-Dur BWV 946 (nach Tomaso Albinoni) | |
13 | Fuge A-Dur BWV 950 (nach Tomaso Albinoni) | |
14 | Fuge A-Dur BWV 949 (nach Tomaso Albinoni) | |
15 | Capriccio E-Dur BWV 993 (in honorem Johann Christoph Bachii Ohrdrufiensis) |
Interpreten der Einspielung
- Robert Hill (Cembalo)