Endlich auf der Bühne der Oper Genf: "Pelléas et Mélisande"
Produktion von Sidi Larbi Cherkaoui, Damien Jalet und Marina Abramović

Nachdem Pelléas et Mélisande im Januar 2021 während der Covid-Pandemie nur im Streaming gezeigt werden konnte, ist diese Inszenierung nun endlich vor Publikum zu sehen. Mit dem Ballettdirektor des Grand Théâtre de Genève Sidi Larbi Cherkaoui und dem assoziierten Künstler des Genfer Balletts Damien Jalet, die für die Regie verantwortlich zeichnen, sowie der bildenden Künstlerin und Performerin Marina Abramović (Bühnenbild) und der avantgardistischen Modedesignerin Iris van Herpen (Kostüme) bietet das Grand Théâtre ein spannendes und hochkarätiges Produktionsteam auf.
Introspektive Atmosphäre
In der kosmischen und retro-futuristischen Bühnengestaltung von Marina Abramović, bringen Sidi Larbi Cherkaoui und Damien Jalet in traumartigen Bildern die subtile Innerlichkeit der Figuren zum Vorschein. Tänzerinnen und Tänzer des Balletts des Grand Théâtre und aus der Cherkaouis Eastman Dance Company eröffnen zusätzliche Ebenen in diesem symbolistischen Stück. Des Weiteren unterstreicht der Videokünstler Marco Brambilla mit seinen spektakulären Weltraumbildern die introspektive, irreale Atmosphäre von Debussys Oper.
Exzellentes Sängerensemble
Am Pult des Orchestre de la Suisse Romande debütiert der slowakische Dirigent Juraj Valčuha und bringt Debussys geheimnisvoll schwebende Musik zum Klingen. Wie schon 2021 im Streaming wird die norwegische Sopranistin Marie Eriksmoen die Mélisande singen. Der deutschen Bariton Björn Bürger, der 2021 am GTG bereits als Fürst Andrej in Krieg und Frieden auf der Bühne stand, verkörpert Pelléas. Außerdem ist der britische Bariton Leigh Melrose als Golaud zu erleben, und die französische Mezzosopranistin Sophie Koch kehrt als Geneviève nach Genf zurück.
Traum und Fiction
Das Theaterstück Pelléas et Mélisande (1893) von Maurice Maeterlinck gehört zu den bedeutendsten Werken des Symbolismus. Claude Debussy war einer von vielen Komponisten, die von diesem geheimnisvollen Stück fasziniert waren, und bat Maeterlinck, seinen Text in ein Libretto umzuarbeiten: „Ich wollte, dass die Handlung niemals aufhört, dass sie kontinuierlich und ununterbrochen ist. Ich habe nie zugelassen, dass meine Musik aufgrund technischer Anforderungen die Bewegung der Gefühle und Leidenschaften meiner Figuren beschleunigt oder verzögert.“ Gerade durch den introvertierten Charakter von Pelléas, der keinerlei emphatische Geste zeigt, wurde die Oper zu einem Paradigma der Anti-Wagnerianer, auch wenn sie eine modernistische Antwort auf Tristan und Isolde und Parsifal darstellt.
Fatale Dreiecksbeziehung
Golaud trifft im Wald auf ein geheimnisvolles Mädchen, das weinend an einem Brunnen sitzt. Sie ist vor jenen geflohen, die ihr Böses antaten, und heißt Mélisande. Golaud nimmt sie mit nach Allemonde, wo sein Vater, König Arkel, sie in seinem düsteren Schloss empfängt, und heiratet sie. In Allemonde herrschen Elend und Hunger, im Schloss wird dies jedoch verschwiegen. Alle Bewohner sind in ihren Traumata und verdrängten Sehnsüchten gefangen. Nur in Pelléas, dem Halbbruder Golauds, findet Mélisande einen Vertrauten, der mit ihr das Bewusstsein teilt, dass das Wesentliche nicht immer das Sichtbare ist. Es entwickelt sich eine fatale Dreiecksbeziehung zwischen Mélisande und den beiden Brüdern.
Grand Théâtre de Genève:
Claude Debussy, Pelléas et Mélisande
Premiere: 26. Oktober 2025, 18:00 Uhr
Weitere Vorstellungen: 28. / 30. Oktober und 04. November, 19:00 Uhr
02. November, 15:00 Uhr
Mehr Info: www.gtg.ch/en/2025-2026-season/pelleas-melisande/