Teldec 8573-88064-2
3 CD • 3h 15min • 2001
02.05.2002
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Abgesehen von einem eklatanten und unverzeihlichen Mißgriff in der Sängerbesetzung ist das eine sehr starke, berührende Wiedergabe, die sich weit über viele Routine-Aufnahmen aus neuerer Zeit erhebt. Daniel Barenboim, unter den Wagner-Dirigenten unserer Zeit der wohl stärkste Bekenner und Glaubenskämpfer, leitet die Aufführung mit zwingender Kraft und glutvollem Eifer. In jedem Moment wird leidenschaftliche Sympathie für das Werk hörbar. Die Kräfte der Berliner Staatsoper, namentlich der Chor und die Staatskapelle, sind mit Barenboims Intentionen seit der bemerkenswerten Berliner Tannhäuser-Produktion (von Harry Kupfer inszeniert) aufs engste vertraut. Über die Gesangsssolisten ist - mit vorhin genannter Einschränkung - nur das Günstigste zu sagen. Peter Seiffert mit seinem hellen, freundlichen Tenor vermag zwar die tragische Seite der Titelfigur nur andeutungsweise zu erfassen, er beeindruckt aber durch die Frische und Mühelosigkeit seines Gesangs. So viel Leichtigkeit und Anmut in einer Partie, mit der sich viele Tenöre oft bis Zusammenbruch abrackern, erlebt man wahrlich nur in glücklichen Tenorzeiten. Reinen Wohlklang verströmt auch Thomas Hampson mit seiner warm empfundenen Belcanto-Version des Wolfram von Eschenbach. Prachtvolle Töne der tiefen Lage vernimmt man von René Pape als Landgraf, Waltraud Meier als Venus ist in dieser Rolle längst und gut akkreditiert, die kleineren Partien bis herab zum Hirtenknaben (Dorothea Röschmann) sind alle vorbildlich besetzt. Das Werk wird in einer Mischfassung (ohne Pariser Bacchanal, doch mit dem erweiterten Venus-Akt) wiedergegeben.
Das Unglück der Aufnahme und zugleich eine Wertverminderung um gut zwanzig Prozent beschert die Sängerin der Elisabeth, Jane Eaglen. Welche Gründe dafür ausschlaggebend waren, diese ausdruckslose Gewaltstimme in das harmonische Ensemble hineinzuzwängen, bleibt rätselhaft. Jane Eaglen dröhnt und kreischt (etwa im Duett mit Tannhäuser, 2. Akt), sie kann gesanglich, sprachlich und geistig mit ihren Partnern nicht Schritt halten. In Berlin hatte Barenboim die hervorragende Angela Denoke zur Verfügung. An besseren Möglichkeiten hätte es also nicht gemangelt. Somit ein Fall von selbst verursachter Sachbeschädigung.
Clemens Höslinger [02.05.2002]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Richard Wagner | ||
1 | Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg |
Interpreten der Einspielung
- Jane Eaglen (Elisabeth - Sopran)
- Waltraud Meier (Venus - Sopran, Mezzosopran)
- René Pape (Hermann, Landgraf von Thüringen - Baß)
- Peter Seiffert (Tannhäuser - Tenor)
- Thomas Hampson (Wolfram von Eschenbach - Bariton)
- Gunnar Gudbjörnsson (Walther von der Vogelweide - Tenor)
- Hanno Müller-Brachmann ()
- Stephan Rügamer (Heinrich der Schreiber - Tenor)
- Alfred Reiter (Reimar von Zweter - Baß)
- Dorothea Röschmann (Ein junger Hirt - Sopran)
- Chor der Deutschen Staatsoper Berlin (Chor)
- Staatskapelle Berlin (Orchester)
- Daniel Barenboim (Dirigent)